Black Dagger 20 - Schattentraum
den Seiten, sodass die Mitte der Halle leer war, als ob regelmäßig große Installationen von der hinteren Gasse hereingerollt wurden.
Das Tor gegenüber war aus Stahl und alarmgesichert …
»K ann ich Ihnen helfen.«
Das war keine Frage.
Xhex drehte sich um.
Einer der Türsteher war ihr in die Halle gefolgt und stand breitbeinig vor ihr, mit offenem Blazer, als hätte er eine Waffe darin verborgen.
Sie verdrehte die Augen, wedelte kurz mit der Hand und versetzte ihn so in einen vorübergehenden Trancezustand. Dann pflanzte sie ihm die Überzeugung in den Kopf, dass nichts Außergewöhnliches vorging, und schickte ihn zurück auf seinen Posten – wo er seinem fetten Kumpel erzählen würde, dass nichts Außergewöhnliches vorging.
Tja, es war keine hohe Kunst bei diesen Menschen. Aber um ganz sicher zu sein, schrottete sie die Kameras, als sie auf den Hinterausgang zusteuerte. Scheiße. Ein Blick auf die Verdrahtung der beiden Flügel des Stahltors brachte sie davon ab, sie zu öffnen und damit ein Zusammentreffen mit der Polizei zu riskieren.
Wenn sie auf die Gasse hinauswollte, musste sie sich wohl etwas mehr anstrengen.
Fluchend ging sie zurück auf die Party. Es kostete sie gute zehn Minuten, sich einen Weg durch das Gemenge mit dem fragwürdigen Geschmack und dem übertriebenen Ego zu bahnen, und sobald sie an der frischen Luft war, dematerialisierte sie sich aufs Dach und lief zur Rückseite des Gebäudes.
Assails Auto parkte in der Gasse unter ihr, die Schnauze Richtung Ausfahrt.
Doch sie war nicht die Einzige, die es betrachtete .
Heilige Scheiße …
Xcor stand im Schatten und wartete ebenfalls auf den Kerl.
Er musste es sein – dieser Typ da unten hatte seine Gefühle derart abgeschottet, dass es für Xhex kaum etwas zu lesen gab: Aus Gewohnheit oder verursacht durch ein Trauma – vermutlich von beidem etwas –, war das dreidimensionale Gebilde in sich zusammengeschrumpft und bildete eine feste, verwachsene Masse, bei der sich keine Einzelheiten ausmachen ließen.
Mann, ihr waren derlei Raster schon ein paarmal begegnet. Und sie verhießen nichts Gutes, da diese Leute zu allem fähig waren.
Zum Beispiel war so ein verkorkstes Innenleben die ideale Voraussetzung, um den Mumm aufzubringen, es mit dem König aufzunehmen.
Das war ihre Zielperson. Sie wusste es.
Jetzt, da sie sich in dieses komprimierte Gefüge eingelesen hatte, zog sie sich zurück und dematerialisierte sich auf ein hohes Gebäude einen Block weiter. Sie wollte diesen Fiesling nicht verschrecken, indem sie ihm zu nahe kam, und von hier aus hatte sie immer noch gute Sicht auf den Jaguar.
Scheiße, sie bedauerte, dass ihr Radar nicht weiter reichte: Ihre Symphathen -Antennen fingen Signale aus einer Meile Entfernung auf, aber das war schon gewagt, denn ihr Gespür war zwar stark, aber eben nur auf kurze Distanzen. Wenn er sich also zu weit weg dematerialisierte, würde sie ihn verlieren …
Während sie wartete, fragte sie sich einmal mehr, welche Verbindung zwischen Xcor und Assail bestand. Denn sollte dieser Aristokrat den Aufstand finanzieren, und sei es auch nur indirekt, dann würde er selbst ins Fadenkreuz geraten.
Und das war ungesund.
Etwa eine Stunde später trat Assail aus dem Hintereingang der Galerie und blickte um sich.
Er hatte die Gegenwart des anderen Vampirs bemerkt … und richtete einen Kommentar genau in die Richtung, in der Xcor stand.
Der kalte Wind und die Hintergrundgeräusche der Stadt schluckten jeglichen Austausch zwischen den Männern, aber Xhex brauchte nichts zu hören, um das Wesentliche zu erfassen: Assails Gefühle fanden ihre Anerkennung, als sie sich in Abneigung und Misstrauen gegenüber seinem Gesprächspartner verwandelten. Der verschlossene Vampir gab natürlich keine Gefühle preis.
Dann fuhr Assail davon. Und auch das andere Raster entfernte sich.
Sie verfolgte Letzteres.
Wie so vieles im Leben ließ sich das, was Autumn gegen elf an diesem Abend widerfuhr, im Rückblick ganz einfach erklären. Die Hinweise waren seit Monaten da gewesen, aber wie oft bemerkte man die Zeichen inmitten des Alltagslebens gar nicht, las man die Kompassnadel falsch und verwechselte das eine mit dem anderen.
Bis man sich plötzlich an einem Punkt widerfand, wo man nie hin gewollt hatte und von dem es kein Zurück gab.
Sie befand sich unten im Trainingszentrum und holte einen Berg heißer Laken aus dem Trockner, als der Sturm über sie hereinbrach.
Später, viel später, ein ganzes Leben
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