Black Dales
bin mir nicht sicher. Vielleicht in zwei Tagen, vielleicht in drei, vielleicht auch schon morgen früh.«
Darauf entgegnete Kate nichts. Sie nickte nur, obwohl ihr eine Frage schmerzhaft auf der Zunge brannte. Woher würde er es wissen?
Wieder einmal schien Nathan Kate anzusehen, dass sie mehr hatte sagen wollen, als sie ausgesprochen hatte – er lehnte sich an den Türrahmen und sah sie einfach nur schweigend an.
Sie stöhnte innerlich. Diese Augen waren entwaffnend! Schon nach wenigen Sekunden senkte Kate den Blick und starrte auf das Innenfutter ihrer Jacke.
Nathan dagegen sah immer noch zu ihr herüber – ohne ein Wort zu sagen und als hätte er alle Zeit der Welt.
In der Hütte wurde es still.
Es war ein sonderbares Gefühl, mit Nathan alleine in einem Raum zu sein. Nicht unangenehm – aber irgendwie, dachte Kate, schaffte er es immer, sie mit seiner ganzen Erscheinung völlig aus der Fassung zu bringen. Er dagegen schien in aller Seelenruhe auf eine Regung von ihr zu warten, und innerlich seufzte sie. Sie wusste genau, was er hören wollte.
»Nathan?«
Als Antwort erhielt sie nur einen durchdringenden Blick.
»Ich bin kein kleines Kind mehr – also sag mir, was hier los ist! Die Wahrheit! Was soll das Ganze?!«
Nathan blieb noch immer unbeweglich am Türrahmen stehen, aber über sein Gesicht huschte nun ein Lächeln. »Ich hätte gedacht, jetzt, wo wir alleine sind, würdest du mit der Frage schneller herausrücken.«
Sie suchte nach den richtigen Worten. »Ich weiß, Allan will nicht, dass ich mehr über all das hier erfahre, aber ich…«
»Allan macht sich bloß Sorgen, Kate, was er sagt, ist nicht böse gemeint«, widersprach Nathan. »Außerdem weiß er, dass ich es dir sowieso erzählen werde, wenn du es wünschst, ungeachtet seiner Meinung.«
»Also?«
Nathan nahm einen kurzen Atemzug. »Kate«, begann er, seine Stimme klang verführerisch und samtweich, »ich muss eine Sache wissen.« Langsam löste er sich vom Türrahmen, ging einige Meter an der Wand entlang und hängte seinen Mantel an einen der Haken an der alten Garderobe. Erst danach drehte er sich wieder zu Kate um.
»Vertraust du mir?« Die letzten Worte kamen erstaunlich hart über seine Lippen. Er hatte ihre Reaktion am Auto nicht vergessen.
Aber sie seine auch nicht. Eigentlich hätte sie ohne zu zögern ja schreien und es absolut ernst meinen können, aber sie musste sich selbst zwingen, an die Geschehnisse im Manor zu denken. Und mit dem Gedanken kehrte auch das ungute Gefühl zurück. Sie musste die Wahrheit erfahren.
»Vorhin, in deinem Haus – was ist da geschehen?« Zu ihrer eigenen Verblüffung klangen ihre Worte unglaublich selbstbewusst. »Hast du irgendwas…?« Verbotenes getan ?, vervollständigte sie in Gedanken. Etwas, was wir nicht sehen sollten? Oder nicht sehen durften?
»Ich weiß, dass dich diese Sache schon die ganze Zeit misstrauisch gemacht hat«, entgegnete Nathan ruhig. »Ich habe gesagt, dass ich dir alles erzählen werde, was du wissen möchtest, aber lass uns mit dieser Frage warten, bis ich dir einige andere Dinge erklärt habe.«
Als Antwort erhielt er ein knappes Nicken.
Er lächelte kurz, doch das Lächeln erreichte nicht seine Augen.
»Aber, Kate«, fügte er hinzu. »Du solltest eines wissen: was ich dir jetzt erzähle, weiß außer Allan, mir und weniger als einem halben Dutzend Personen niemand anderes, und du bist der erste Mensch, dem ich so schnell und unumwunden davon erzähle! Es ist wichtig, dass du nichts von alldem irgendjemand anderem erzählst! Es ist unglaublich wichtig – denn ansonsten könnte es für uns sehr, sehr gefährliche Folgen haben.«
Bei diesen Worten bekam Kate einen Kloß im Hals und das ungute Gefühl prickelte in ihrem Körper, dass sie Magenschmerzen bekam. Wie Nathan es sagte, klang es nicht, als wollte er ihr von irgendwelchen verschleppten Menschen erzählen – es klang wie der Beginn von etwas viel Größerem.
Wieder nickte sie. »Ich werde alles für mich behalten.« Sie schluckte, um den Kloß loszuwerden. »Ich verspreche es!«
Nathan sah sie einige Herzschläge lang prüfend an, dann lächelte er dankbar. Sein Blick schweifte zum Fenster.
»Ich gebe zu, dass ich dir eigentlich nichts von dem erzählen wollte, was du gleich erfahren wirst«, gestand er leise, »und ich wünschte, wir hätten es bei der harmloseren Version belassen können, aber nach vorhin wäre es wohl kaum noch möglich gewesen, es dich glauben zu lassen.« Nun sah er
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