Black Jack: Bei Anruf Mord!
ich nicht.“ Er nickte. „Wir bringen sie in die Notaufnahme.“
„Danke.“ Sie nickte dem anderen Beamten zu, der vom Streifenwagen zurückgekehrt war. „Vielen Dank Ihnen beiden.“
Inzwischen hatte sich eine kleine Menschenmenge auf der Straße versammelt. Nachbarn, einige besorgt, andere nur neugierig, sahen zu, wie die beiden Beamten Nicole Santos zum Streifenwagen brachten.
„Alles ist unter Kontrolle“, antwortete Officer Blair auf eine Frage, die jemand laut rief. „Gehen Sie bitte nach Hause.“ Mit ausgebreiteten Armen drängte er sie von Kellys Grundstück auf den Bürgersteig. „Los, Leute, geht. Es ist kalt hier draußen.“
Zögernd gingen sie allmählich weiter. Kelly befolgte den Ratschlag des Beamten. Sie lief zurück ins Haus und verriegelte die Schiebetür.
Mehr denn je begann Kelly die Erfindung des Telefons zu hassen, als es sie wieder einmal aus dem Schlaf schreckte. Es war Nick. Er hatte von dem Vorfall der vergangenen Nacht erfahren und wollte sich vergewissern, ob es ihr gut ging.
„Mir würde es noch besser gehen, wenn ich endlich mal mein Schlafdefizit aufholen könnte“, grummelte sie.
Wie gewöhnlich hatte er eine ekelhaft gute Laune. „Hör auf, so miesepetrig zu sein, und freu dich lieber darüber, dass es Leute gibt, die sich um dich kümmern.“
„Woher weißt du denn das schon wieder?“
„Officer Blair hat mich heute Morgen informiert, obwohl er das gar nicht musste. Dein hübsches Gesicht ist in allen Fernsehkanälen zu sehen, dank der Frühnachrichten.“
Was so viel bedeutete, dass ihre Mutter auch schon Bescheid wusste. Prima. „Wie gehts Nicole Santos?“
„Den Untersuchungen zufolge blendend, jedenfalls körperlich. Psychisch ist sie ein Wrack.“
„Wann wird sie dem Untersuchungsrichter vorgeführt?“
„In ein paar Stunden. Der Bezirksstaatsanwalt hat bereits angedeutet, dass er die Kaution nicht ablehnen wird, vorausgesetzt, dass sie in psychiatrische Behandlung kommt.“
„Das freut mich.“
„Da ist noch etwas. Nicole hat die Zerstörungen zugegeben, aber sie hat bestritten, die Mitteilungen geschickt zu haben. Und ich glaube nicht, dass sie gelogen hat.“
Kelly schwieg. Dann waren ihre Vermutungen doch richtig gewesen. Die Drohungen hatten nichts mit Chinatown zu tun.
„Kelly, hast du gehört, was ich gesagt habe?“
„Jaja, und da ich weiß, worauf du damit hinauswillst, lautet die Antwort Nein. Ich möchte nicht unter Polizeischutz gestellt werden.“
„Kelly, sei vernünftig …“
Der Signalton kündigte ein weiteres Gespräch an und ersparte ihr weitere Diskussionen. „Das wird meine Mutter sein, Nick. Ich ruf dich später noch mal an.“ Sie drückte auf einen Knopf und rüstete sich für ein weiteres Gefecht. „Morgen, Ma.“
„Tu bloß nicht so harmlos“, bellte Connie. „Erzähl mir lieber, warum ich mir von dieser Monica Malpass sagen lassen muss, was dir letzte Nacht passiert ist.“ Monica Malpass war die Moderatorin der Nachrichtensendung auf TV 6, und wie viele Leute aus Philadelphia nannte Connie sie so beiläufig bei ihrem Namen, als sei sie ein Familienmitglied.
„Mir ist überhaupt nichts passiert, Ma. Mir gehts gut.“ Wenn sie die letzten Worte wie ein Mantra andauernd wiederholte, würden die Leute vielleicht anfangen, ihr zu glauben.
„Eine geisteskranke Frau versucht, dein Haus in Brand zu setzen, und du sagst, dir sei überhaupt nichts passiert?“
„Sie hat nicht gewusst, was sie da tat.“
„Ich kann nicht glauben, dass du sie auch noch verteidigst.“
„Außerdem ist sie im dritten Monat schwanger.“
Das brachte sie zum Schweigen, wie Kelly geahnt hatte. „Schwanger?
Madonna mia.
Gehts ihr denn gut? Ist sie verletzt worden?“
„Nick McBride hat gerade angerufen, um mir zu sagen, dass es ihr und dem Baby gut geht. Nicole wird wohl heute im Laufe des Morgens gegen Kaution freigelassen. Sie hat eingewilligt …“
„Nick McBride? Der nette junge Mann, den ich so sympathisch finde?“
Kelly seufzte. Was hatte sie nur getan? „Genau dieser McBride, ja, Ma.“ Sie wollte das Thema wechseln und wissen, ob ihr Onkel angekommen war, aber sie wusste nicht, wie sie danach fragen konnte, ohne sich selbst zu verraten.
„Du solltest ihn mal mitbringen, Liebling.“ Wunderbarerweise hatte sie ihre gute Laune wieder gefunden und war auf einmal wieder voller Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit. „Ich bin sicher, dein Onkel Gino würde ihn sehr gerne kennen lernen.“
„Onkel Gino ist
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