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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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abgeschlossen«, sagte Vilde.
    »Ich sag das nicht gerne, Vilde, aber ich habe auf Håvards Rechner Videos gefunden.«
    Vilde sah mich leer an. Und wartete ab. Und wartete ab.
    »Weißt du, was ich meine?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    »Was hat Håvard gegen dich in der Hand?«
    »Was soll er in der Hand haben?«, fragte Vilde.
    »Womit erpresst er dich?«, fragte ich, und sie sah mich verwirrt an. Dann zuckten ihre Mundwinkel kaum merklich, und sie senkte ihren Blick.
    »Es ist ein Spiel«, sagte sie.
    »Ein Spiel?«, fragte ich.
    »Es ist vielleicht an dem Tag etwas aus dem Ruder gelaufen. Aber es tut ihm leid. Auch das mit dem Quisling.«
    »Es tut ihm leid? Er hat dich verprügelt und dich … «
    »Nein, Sigi, hat er nicht. Jeder hat andere Vorlieben. Håvard und ich ergänzen uns einfach nur.«
    »Ergänzen? Das kann ich nicht glauben. Das ist ja grässlich. Wem macht denn so etwas Spaß?«
    »Es tut mir leid, Sigi. Das solltest du nie erfahren.«
    »Und warum hat das Arschloch noch so getan, als wäre ein Einbrecher hier gewesen?«, fragte ich.
    »Wir hatten das nicht geplant, und dann mussten wir meine Blessuren erklären. Und ich denke, dass Håvard euch auch einen Schrecken einjagen wollte. So ist er halt. Was hast du auch an meinem Computer zu suchen?«
    Am liebsten hätte ich Vilde in der ersten Wut und Eifersucht gesagt, dass sie eine Schlampe war und dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte, aber dann fiel mir gerade noch ein, dass ihr Bruder tot aus dem Hardangerfjord gefischt worden war, und ich riss mich zusammen.
    »Ich muss das ja nicht verstehen«, sagte ich.
    »Nein, das musst du nicht«, sagte Vilde, und jetzt kam ich mir wie der Unnatürliche vor.
    »Ich gehe jetzt, Sigi«, sagte sie. »Und ich werde auch für eine Weile nicht zurückkommen. Wir können ja telefonieren. Wenn du zu Max fährst, sei vorsichtig. Benachrichtige die Polizei.«
    »Ich weiß aber nicht, worin er verwickelt ist.«
    »Dann nimm wenigstens Håvard mit, der wird dir helfen. Er ist eigentlich ein guter Kerl.«
    »Ganz sicher nicht. Ich fahre mit Gunarr«, sagte ich.
    »Du weißt nicht, wie Gunarr ist, wenn es um Raske geht«, sagte Vilde.
    »Ich vertrau ihm aber mehr als deinem tollwütigen Dozenten für Frühgeschichte.«
    »Sigi, es tut mir leid, aber es ist jetzt keine Zeit für Eifersüchteleien. Sei vorsichtig«, sagte Vilde und strich mit ihrer Eishand über meine Wange. Dann fing sie an, eine Reisetasche in ihrem Zimmer zu packen, während ich im Wohnzimmer auf der Couch saß und an die Wand starrte. Irgendwann war sie fertig und sagte: »Wir telefonieren dann.«
    »Ja, das machen wir.« Ich blieb sitzen, als sie die Haustür bedächtig hinter sich zuzog.
    Um acht zog ich meinen Parka an, dann fiel mir noch was ein. Ich nahm einen selbstklebenden Zettel von dem Telefontisch im Wohnzimmer, schrieb mit Kugelschreiber Nice videos, asshole auf den Zettel und pappte ihn an die Zimmertür von Håvard. Dann ging ich nach unten auf die Straße, wo Aasen schon in seinem Porsche Carrera wartete.
    »Wo ist Vilde?«, fragte er.
    »Bei ihrer Mutter«, sagte ich.
    »Ach so, ich dachte, sie kommt mit«, sagte Aasen.
    »Sie muss sich jetzt um alles kümmern«, sagte ich.
    »Klar«, sagte Aasen.
    »Können wir noch kurz ins Massakre?«, fragte ich.
    »Warum?«, fragte Aasen, der offenbar beim Friseur gewesen war. Statt der halblangen schwarzen Haare trug er jetzt kurze Haare, die er streng mit Gel nach hinten gekämmt hatte, was sein weißes narbiges Gesicht noch etwas mehr zur ungünstigen Geltung brachte.
    »Raske hat gesagt, er ruft im Massakre an und sagt Bescheid, wo der Mandel heute Nacht sein wird«, sagte ich.
    »Wenn sie ihn nicht schon wieder eingesperrt haben«, sagte Aasen.
    Kurz darauf hielten wir gegenüber vom Massakre.
    »Ich warte im Wagen«, sagte Aasen.
    »Gefällt mir gut, die neue Frisur«, sagte ich, bevor ich über die Straße ging.
    Als ich das Massakre betrat, saß Skull hinter seiner Kasse und zählte Geld. Er hörte Musik, die ich sofort erkannte, weil das die Lieblingsplatte vom Mandel vor seiner Ostbluesrock-Manie gewesen war. Allman Brothers At Fillmore East. Eines der wichtigsten Livealben der Rockgeschichte, sagen Leute wie der Mandel. Bluesgitarrensoli, die bis ans Ende der uns bekannten Zeit zu dauern scheinen, sage ich. Aber der Mandel hat sogar verschiedene Abmischungen von dem Album auf CD gekauft, um sie mit seinem Originalvinyl zu vergleichen, das ihm der Onkel Hans damals zum zwölften

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