Black Monday
und rufen einander zu, erst zu schießen, wenn sie das Ziel im Visier haben. Schließlich wollen sie nicht ihre eigenen Kameraden erschießen, die ihnen entgegenkommen. Das ist das Problem, wenn man einen Feind zwischen den Linien in die Falle lockt. Das ist der Schwachpunkt, den Bartholomew sich zunutze machen wird.
Es schneit immer heftiger. Bartholomew robbt weiter. In wenigen Minuten werden die Soldaten seine Spur entdecken, dann werden sie sehen, wo genau er entlanggerobbt und schließlich losgelaufen ist. Aber dann wird es zu spät sein. Dann wird er die Linien durchbrochen und den hinteren Teil des Zoos, den Zaun, den Rock Creek Park und schließlich die Harvard Street erreicht haben.
Die Soldaten haben keine Wachen am Hinterausgang postiert, sondern jeden Mann für den Angriff mitgenommen.
Plötzlich vernimmt er Schüsse hinter sich. Worauf schießen sie? Auf ein Tier? Aufeinander? Auf Gerard?
Bartholomew Young, ein freier Mann, erinnert sich an das Gesicht Gerards.
Hat er gelogen? Wissen sie wirklich, wer der Mentor ist? Das muss er unbedingt in Erfahrung bringen.
Wenn es stimmt, muss er den Mentor warnen.
Noch ehe er den Schuss hört, dringt der Schmerz heiß und stechend in seinen linken Oberschenkel. Dann stürzt er in den Schnee.
26. KAPITEL
11. Dezember. 16 Uhr 56. 44 Tage nach dem Ausbruch.
Das Viertel, in dem Pastor Young wohnt, sieht aus wie ein Kriegsgebiet, ist Gerards Eindruck, als der Schlitten anhält. Die Eingangstüren der Wohnhäuser sind aus den Angeln gerissen, die Fenster eingeschlagen, selbst in den oberen Etagen. Im Moment ist die Straße menschenleer, und Gerard hofft, dass die menschliche Zerstörungswelle bereits weitergeschwappt ist.
Es widerstrebt ihm zwar, seine Begleiter aufzuteilen, dennoch weist er einen der Soldaten an, den Schlitten zu bewachen. Die anderen betreten das Gebäude. Die Pferde schnauben unruhig und stampfen in den hohen Schneewehen auf. Vielleicht ahnen sie, dass sie Dutzende von Menschen wochenlang satt machen würden, falls eine hungrige Meute sie entdeckt.
Vielleicht hätte ich die Kinder lieber im Zoo lassen sollen.
Aber Gerard ist entschlossen, sie nicht wieder aus den Augen zu lassen. Und die Wohnung von Young muss er einfach überprüfen.
Ich will sie nicht in der Nähe von Bartholomew Young wissen.
Sie bleiben im Foyer stehen und lauschen. Alles ist still, vielleicht sind die Plünderer schon weitergezogen. Gerard sagt den Kindern, sie sollen hier mit Corporal Arnold McKenna warten. Im Foyer ist es sicherer als draußen. Außerdem ist es weniger gefährlich, als sie mit nach oben zu nehmen.
Vor allem falls Young seine Wohnung mit einem Sprengsatz versehen hat, denkt Gerard in Erinnerung an die Videos zur Terrorismusbekämpfung, die er im Pentagon beim Krisenstab gesehen hat.
Paulo mault: »Och, Dad, ich könnte dir doch helfen.«
»Hilf mir, indem du zur Abwechslung tust, was ich dir sage.«
Der Rekrut Duane L. Pettigout – ein unglaublich magerer, pickeliger junger Mann – begleitet Gerard im Laufschritt die Treppe hoch. Je weiter sie nach oben kommen, umso schlimmer ist die Verwüstung. Aus der Verankerung gerissene Treppengeländer, frische Graffiti, deren rote Farbe noch an den weißen Wänden herunterläuft. »FRESST DIE REICHEN!« Menschliche Fäkalien auf dem beigefarbenen Teppichboden. Aber es ist warm im Gebäude. In Zone B gab es noch ausreichend Heizöl.
Die FBI-Leute müssten eigentlich längst hier sein.
Apartment 4C liegt am Ende eines Korridors. Die Eingangstür ist eingeschlagen, der Türrahmen zersplittert.
Zumindest brauchen wir uns keine Sorgen wegen einer Bombe zu machen.
Die Lampen im Flur flackern. Wahrscheinlich gibt es heute Nacht wieder einen Stromausfall, vermutet Gerard. Ein Blick in Apartment 4C, und Gerard weiß, dass seine Chancen, hier Beweise zu finden, gleich null sind.
Die Wohnung ist völlig verwüstet, ein Diorama der Zerstörung. Die Möbel sind zerschlagen, Regale von den Wänden gerissen, das Sofa aufgeschlitzt.
Sollen sie auf die FBI-Leute warten? Oder hineingehen?
Wir müssen jeden Augenblick damit rechnen, dass neue Plünderer auftauchen.
Gerard wünscht, er hätte eine kugelsichere Weste an und mehr Soldaten zur Verfügung. Er ist halb wahnsinnig vor Sorge um Marisa und kann nur hoffen, dass die Verwüstungen außerhalb der Zonen A und B weniger extrem sind.
Dass meine Leute in Sicherheit sind.
»Pettigout, warten Sie hier im Flur. Bleiben Sie immer im Kontakt mit den Leuten
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