Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
Vom Netzwerk:
leisten. Einige Männer gehen nach vorn und reden lautstark auf den Filialleiter ein, er solle gefälligst alle Leute einlassen. Oder fünfzig auf einmal. Oder nur den Kauf von sechs Artikeln erlauben. Oder die zuerst bedienen, die als Erste da waren.
    »Gott, o Gott, genauso fing es 2003 in Kinshasa an«, raunt Les Gerard zu.
    Jemand aus der Menge ruft: »Ich warte hier schon seit zehn Uhr darauf, dass geöffnet wird! Andere sind gerade eben erst gekommen.«
    »Bis ich dran bin, gibt's nichts mehr!«
    Der Präsident hebt die Stimme: »Normalerweise könnte unser Land einfach zusätzliches Öl kaufen. Aber fast alle Länder – auch die großen Öl exportierenden – befinden sich in derselben Situation wie wir. Soweit wir das im Moment beurteilen können, gibt es nur noch wenige kleinere Ölfelder in Übersee, die möglicherweise sauber sind. In Gabun. In Sri Lanka. Indonesien. Wir werden versuchen, von diesen Ländern Öl zu kaufen. Aber alle anderen Länder werden es ebenfalls versuchen.«
    Eine Stimme aus der Menge ruft dem Präsidenten zu: »Dann schick doch die Armee hin! Wir holen es uns!«
    Ein anderer brüllt: »Und wie soll die Armee da hinkommen?«
    Die Menge beginnt zu skandieren: »Auf-mach-en! Auf-mach-en!«
    Der Präsident: »Ich möchte Sie alle daran erinnern, dass Amerika schon andere harte Zeiten gemeistert hat …«
    Der Manager schreit: »Wenn Sie nicht zurücktreten, werde ich mein Geschäft nicht öffnen!«
    Les stößt Gerard an: »Lass uns von hier verschwinden.«
    Der Präsident sagt: »Ich bin davon überzeugt, dass wir uns alle verantwortungsbewusst verhalten werden.«
    Aus der Menge fliegt ein Stein ins Schaufenster und lässt die Scheibe zerbersten.
    Ein Keuchen geht durch die Menge.
    Und ein Mob von mehreren hundert Leuten stürmt in Richtung Eingang.

7. KAPITEL
    31. Oktober. Nachmittags. Drei Tage nach dem Ausbruch.
    Die Pride of Denmark würde dem Hurrikan normalerweise mühelos ausweichen können. Aber die Schiffsmotoren versagen den Dienst.
    Das Flaggschiff der größten Kreuzfahrtreederei Floridas schlingert hundertfünfzig Kilometer westlich der Bahamas durch zwanzig Meter tiefe Wellentäler, verkündet der Nachrichtensprecher. Es gibt keine Möglichkeit, den Ort des Geschehens mit Kameras zu erreichen, daher kann Gerard an seinem Fernseher im Arbeitszimmer nur bestürzt ein Foto der Pride betrachten, die sich in einen unmanövrierbaren Kasten mit einem Gewicht von 79000 Tonnen verwandelt hat. Ihre Motoren sind ausgefallen. Der schwimmende Fünfsternepalast beherbergt 811 Crewmitglieder und 2031 Passagiere, von denen die meisten unter Deck im Dunkeln sitzen, denn die Stromgeneratoren werden ebenfalls mit Diesel angetrieben.
    »Mayday. Mayday«, krächzt die Stimme des Kapitäns. Offenbar hat er für den Notruf ein batteriebetriebenes UKW-Funkgerät benutzt, dessen Signal vom TV-Sender ABC aufgefangen wurde. Die üblichen Bord-Land-Verbindungen sind außer Betrieb, ebenso wie die gesamte Steuerung, das Radar, die Pumpen und die Stabilitätskontrolle.
    Zehn Stunden zuvor war die Pride mit voller Kraft unterwegs in Richtung Miami gewesen, um den Wirbelsturm zu umgehen, als die Motoren plötzlich zu jaulen und zu stottern begannen. Sie kamen endgültig zum Stillstand, als das Auge des Hurrikans auf die Pride zuraste.
    »Wir brauchen sofort Hilfe«, drängt der Kapitän.
    »Läuft Wasser ins Schiff?«, fragt der Einsatzleiter der Küstenwache.
    »Wir rollen entsetzlich.«
    Das Meer sei schwarz, sagt der Nachrichtensprecher. Die Wetterstation sei vom Brückenhaus gerissen worden, als der Sturm mit einer Geschwindigkeit von mehr als zweihundert Kilometern pro Stunde die Pride erwischt habe. Soeben habe eine riesige Welle das Schiff in eine Schräglage von 34 Grad gebracht und beinahe das tödliche »Rollmoment« herbeigeführt, das ein Schiff unweigerlich zum Kentern bringt.
    Der Sprecher der Küstenwache sagt: »Unsere Hubschrauber sind nicht einsatzfähig, Sir.«
    O Gott, denkt Gerard, die armen Leute, während er sich ausmalt, wie die Besatzung versucht, das Schiff in der Balance zu halten. Die Panik in den Kabinen. Herumfliegendes Gepäck. Zerschellendes Geschirr in den Bordrestaurants. Familien, die sich orientierungslos und schreiend aneinanderklammern und die Wände nicht mehr vom Boden unterscheiden können.
    Der Zweite Offizier, so der Nachrichtensprecher, sei vor zwanzig Minuten auf der Brücke erschienen und habe berichtet, dass Blackjacktische in Spielautomaten geschleudert

Weitere Kostenlose Bücher