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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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und Bewegungen doch den Atem. Ich taumelte. Die plärrende Musik, die donnernden Schlagzeuge, die schweifenden Scheinwerfer, die blitzenden Laser... kreischende Menschen, heulende Sirenen, alles drehte sich... wirbelnde Räder, Sterne und Raumschiffe, Tausende Gesichter, Millionen dröhnende Stimmen wirbelten durch die Luft –
AUF GEHT’S! MACHEN SIE MIT! AUF EIN NEUES! JEDER GEWINNT!... DAS IST DER WA-A-A-A-HNSINN!
    Ich spürte, wie der Geräuschpegel des Ganzen in meinem Innern stampfte.
    B-BUMM BUMM BUMM ...
    Die Lichter brannten mir in den Augen.
    AUF GEHT’S! AUF GEHT’S! JEDER PREIS, DEN IHR WOLLT!
    Der Lärm der Fahrgeschäfte, die überall um mich herum kreisten und durch die Luft schossen – TERMINATOR! METEOR! TWISTER! FUN HOUSE! – und ihren Wahnsinn in die Nacht hinausschleuderten.
    Es war schwer, halbwegs bei Verstand zu bleiben, während ich mich die Wege zwischen den Ständen, Buden und riesigen wirbelnden Karussells entlangschob. Es gab so viele Menschen – sie drängten und schubsten, lachten und riefen – und so viele verschiedene Geräusche plärrten aus den auf Ständern montierten Lautsprechern... alles kreuz und quer durcheinander – Rock’n’Roll, jaulende Gitarren, Wham, Madonna, |96| Duran Duran...
    Jesses
Maria.
    Es war, als hörte man sämtliche Lieblingssongs einer Horde verrückter Erwachsener –
WAKE ME UP BEFORE ... MY NAME IS ... YOU GO-GO ... HER NAME IS RIO AND ... WE WILL WE WILL ... WHO LET THE ... JUST LIKEA CHILD ... DOGS OUT ... ROCK YOU ...
    Ich konnte nicht sehen, wohin ich mich in dem Gewimmel der Massen bewegte, doch das spielte auch keine richtige Rolle, denn ich wusste ja sowieso nicht, wohin ich wollte. Ich lief einfach – folgte dem Strom und hoffte darauf, Raymond zu finden. Außerdem hoffte ich, irgendwo Toiletten zu sehen. So langsam drückte mir die Blase, meinem ganzen Körper ging es beschissen und es wurde mir auch schon wieder übel. Einen Moment lang blieb ich an einer Bude stehen und rülpste leise. Es schmeckte sauer.
    »Willste nich auch mal dein Glück versuchen, Kumpel?«, hörte ich jemanden sagen.
    Ich schaute mich nach dem Stand um und sah einen Mann mit Pferdeschwanz, der mir drei billig wirkende Pfeile entgegenhielt. Er nickte in Richtung der Dartscheibe hinten an der Wand.
    »Ab 45 Punkte bist du dabei«, sagte er. »Den Preis kannst du dir aussuchen.«
    Ich warf einen Blick auf die Preise – Stofftiere, Garfields, Scooby-Doos und Tweetys. Eine Reihe Teddybären hing an der Wand, am Hals aufgehängt wie pelzige kleine Tote an einem Galgen.
    »Ein Pfund pro Wurf«, sagte der Mann mit dem Pferdeschwanz. »Den Preis kannst du dir aussuchen.«
    Aber ich hörte ihm nicht mehr zu. Ich hatte irgendwo |97| rechts von mir etwas wahrgenommen, eine leichte Veränderung im Lärm der Menge. Als ich mich von dem Stand entfernte und ein wenig zur Seite beugte, um zu erkennen, was los war, wusste ein Teil von mir bereits, was ich sehen würde. Deshalb war ich auch nicht überrascht, als ich weiter vorn Raymonds Gesicht entdeckte, und nur für einen kurzen Moment spürte ich, wie sich eine warme Glut in mir ausbreitete ... doch das Gefühl hielt nicht lange an. Denn als ich sah, mit wem Raymond da herumzog und was er tat, gefror plötzlich alles in meinem Innern.
    Er war mit Stella Ross zusammen.

    Ich konnte es nicht fassen.
    Raymond und Stella...?
    Um Himmels willen, was machte er mit ihr? Oder vielmehr, was machte sie mit ihm? Verdammt noch mal, sie war Stella Ross. Die hing doch nicht mit Leuten wie Raymond rum. Selbst als sie noch zur Schule ging und nicht berühmt war, hätte man sie ums Verrecken nicht mit Leuten wie Raymond gesehen. Aber da drüben war sie und spazierte mit ihm über den Kirmesplatz... sie hatte den Arm um seine Schulter gelegt, drückte ihn an sich und schenkte ihm ihr strahlend weißes Lächeln.
    Als ich näher kam und mir den Weg durch die Menge bahnte, merkte ich, dass die beiden nicht allein waren. Stella hatte ihre Leute dabei – ein paar groß gewachsene Bodyguards, einen Haufen schick gekleideter Anhänger, einen Typen mit einer Filmkamera auf der Schulter, einen zweiten mit einem Mikro an einer Stange. Alle folgten ihr, der Typ mit der Kamera filmte sie und jeder um sie herum trat aus dem Weg, als die Gruppe vorbeizog. Die ganzen Normalos standen |98| Spalier, um einen Blick auf Stella Ross in Fleisch und Blut zu werfen. Und Fleisch gab es reichlich zu sehen. Sie trug eine Art Schlampen-Chic – knappe Jeansshorts,

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