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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Overkneestiefel und ein abgeschnittenes Cowboyhemd, an dem die meisten Knöpfe offen standen.
    Jetzt küsste sie Raymond, zog ihn dicht zu sich heran und drückte ihre leuchtend roten Lippen auf seine Wange... doch sie schaute dabei nicht ihn an, sondern blickte grinsend in die Kamera. Und als sie ihn wieder küsste und ihm ihren Lippenstift über das ganze Gesicht schmierte, sah ich, dass sich die Leute um sie herum alle anfeixten und ihren Spaß hatten zu sehen, wie die Schöne mit dem Biest spielte.
    Ich wusste nicht, wieso, doch genau das tat sie. Sie spielte mit ihm. Tat, als ob er ihr Lover wäre oder so. Für sie war das Ganze einfach ein großer Spaß – die schöne Berühmtheit flirtet mit dem merkwürdig aussehenden Losertypen –, mich aber machte das krank. Sie führte ihn vor wie einen Hund. Doch Raymond schien das nichts auszumachen. Er spielte mit – lächelte Stella begeistert mit weit aufgerissenen Augen an und grinste, während ihn alle anderen auslachten ...
    Ich verstand das nicht.
    Raymond war doch nicht dumm.
    Er musste doch
wissen
, was da gespielt wurde.
    Aber es schien ihn kein bisschen zu stören.
    Zumindest guckte er nicht so, als ob ihn irgendwas stören würde. Bei Raymond war das schwer festzustellen. Doch ich war mir ganz sicher, dass er nichts tat, was er nicht wollte. Und das war das Einzige, was mich für einen Moment zögern ließ, als ich mich durch die Menge auf Stella zubewegte.
Er ist doch glücklich
, sagte eine Stimme in meinem Kopf. |99|
Warum lässt du ihn nicht in Ruhe?
Aber das wollte mir als Argument nicht einleuchten und genügte nicht, um mich aufzuhalten.
    Inzwischen hatte ich Stella und Raymond fast erreicht. Die Menge vor ihnen war kleiner geworden, und als ich an das sich langsam weiterschiebende Gefolge herankam, richtete sich die Kamera auf mich, und die groß gewachsenen Bodyguards, die vor Stella hergingen, liefen los, um mich abzudrängen.
    »Raymond!«, rief ich. »Hey, Raymond!«
    Plötzlich schaute er sich mit suchenden Augen um, und als er sah, dass ich es war, grinste er wie ein Irrer und hob den Daumen. Als Stella herüberblickte, um zu sehen, nach wem er schaute, bauten sich gerade die zwei Bodyguards vor mir auf und blockierten den Weg.
    »Alles okay«, sagte ich. »Ich bin ein Freund –«
    »Zurück«, sagte der eine.
    »Ich will nur –«
    »Zurück!«
    Als ich mich nicht rührte, legte mir der, der gesprochen hatte, seine Hand auf die Schulter und zwang mich, aus dem Weg zu gehen. Es war, als würde ich von einem Bulldozer weggedrängt. Nachdem er mich ein paar Schritte zurückgeschoben hatte, hörte ich, wie Stella ihm etwas zurief.
    »Ist gut, Tony!«, schrie sie. »Er ist ein Freund. Du kannst ihn durchlassen.«
    Big Tony nahm seine Hand von mir und trat zur Seite.
    »Hey, Pete!«, rief Stella. »Pete
stimmt
doch, oder? Pete Boland?«
    Ich ging in die Richtung, wo sie mit Raymond stand. Sie hatte noch immer den Arm um seine Schulter liegen und |100| beide standen bloß da und lächelten mich an. Der Typ mit der Kamera hielt noch immer auf mich.
    »Tut mir leid, Pete, das eben«, sagte Stella und nickte in Richtung des Bodyguards. »Ich wusste nicht, dass du es bist.« Sie warf die perfekten blonden Haare zurück und strahlte mich wieder an. »Wie geht’s dir überhaupt? Siehst
toll
aus. Gott, ich hab dich seit –«
    »Raymond?«, sagte ich und schaute ihm in die Augen. »Ist alles in Ordnung?«
    Er nickte.
    »Komm«, erklärte ich ihm. »Lass uns von hier verschwinden.«
    »Moment mal«, sagte Stella zu mir, »was bildest du dir eigentlich ein?«
    Ich sah sie bloß an.
    Sie warf Raymond einen Blick zu, drückte ihn, dann schaute sie zu mir zurück. »Ray ist heute Nacht mit mir zusammen«, sagte sie lächelnd. »Ich zeig ihm, wie man Spaß haben kann. Komm doch mit, wenn du willst.«
    »Nein, danke.« Ich sah wieder Raymond an. Er schien sich jetzt langsam unwohl zu fühlen. Ich erkannte die wachsende Furcht in seinen Augen, die Angst, die Verwirrung. Es war fast, als ob er erst in diesem Moment kapiert hätte, wo er war und was er tat. »Komm, Raymond«, sagte ich leise. »Ich kauf dir einen Hotdog.«
    Er schaute schnell zu Stella, dann löste er sich von ihr. Sie drückte seine Schulter fester und zog ihn zurück.
    »Was ist los?«, fragte sie mit einem Schmollmund. »Magst du mich nicht mehr?«
    Er grinste sie verlegen an.
    Sie lächelte mir zu.
    |101| Ich warf einen Blick auf die beiden Typen mit der Kamera und dem Mikro und für einen

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