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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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alles war wieder normal. Die Musik, die Lichter, die |298| Menge, die Fahrgeschäfte...
    Stella und Raymond.
    Ich sah zu, wie sie lachte und ihren Arm von Raymonds Schulter nahm.
Ich hab nur für dich auf ihn aufgepasst
, sagte sie zu mir.
Du kannst ihn jetzt wiederhaben.
Sie warf Raymond einen Blick zu.
In Ordnung?
    Er nickte ihr zu.
    Dann hau ab
, sagte sie zu ihm.
Verschwinde und hol dir doch deinen Hotdog.
    Als ich sah, wie Raymond mich anschaute, fühlte ich mich auf einmal wieder erschöpft. Mir war zu heiß, ich war verschwitzt. Der ganze Körper tat mir weh und mein Kopf brummte von zu viel von allem. Ich wollte meine Hand nach dem Bildschirm ausstrecken und etwas zu Raymond sagen, etwas, das ihm half und ihn beruhigte, aber ich wusste, es war sinnlos. Er war nicht mehr da. Er war nicht dort und er war nicht hier...
    Ich sah mich zu Raymond hinübergehen und ihn am Arm fassen. Die Kamera blieb noch eine Weile auf uns, während ich ihn schweigend wegführte, dann verlor sie das Interesse, schwenkte über die Menge und verwischte die Lichter vor dem dunklen Himmel, ehe sie wieder auf Stella scharf stellte. Stella starrte uns hinterher, beobachtete, wie wir fortgingen – mit kalten Augen, der Mund grausam und hässlich, die Kiefer fest aufeinandergebissen.
    Gallagher stoppte das Band.
    Für ein paar Sekunden war die Stille überwältigend und ich konnte nichts weiter tun als Stellas erstarrtes Gesicht auf der Leinwand anglotzen und mich fragen, was in jenem Moment in ihrem Kopf vorgegangen war. Was dachte sie in dieser Millionstelsekunde? Was dachte ich? Was dachte Raymond?
    |299| »Was hast du zu ihr gesagt?«, fragte Barry leise.
    Ich sah ihn an. »Was ist?«
    »Stella... als du ihr ins Ohr geflüstert hast. Was hast du da gesagt?«
    »Ich hab ihr gesagt, sie soll aufhören, mit ihm rumzuspielen.«
    Barry nickte. »Hast du gedacht, das tut sie mit ihm – sie spielt mit ihm rum?«
    »Ich
weiß
, dass sie es getan hat.« Ich sah ihn an. »Ist doch wohl offensichtlich, oder? Ich meine, Sie haben sie doch gesehen – sie hat mit ihm gespielt, ihn ausgelacht...«
    »Was glaubst du, wie sich Raymond dabei gefühlt hat?«
    »Später hat er mir erzählt, es wäre okay gewesen für ihn. Er meinte, ihm sei klar gewesen, dass sie ihn verarscht, aber es war ihm irgendwie egal.«
    »Und das hast du geglaubt?«
    »Wieso nicht?«
    Barry zuckte die Schultern. »Ich hatte den Eindruck, als ob es
dir
ganz und gar nicht egal war.«
    »Ja, und?«
    Er lächelte. »Ich kritisiere dich nicht, Peter. Wahrscheinlich hast du recht – wahrscheinlich
hat
sie mit ihm rumgespielt. Und ich kann nachvollziehen, dass du darüber wütend warst. Ich wäre auch wütend gewesen. Und wenn ich Raymond wäre, dann wäre ich wahrscheinlich erst
recht
wütend gewesen.«
    »Ja«, antwortete ich, »aber Sie sind nicht Raymond.«
    Nach dieser Antwort sah er mich lange an, starrte mir nachdenklich in die Augen. Ich war zu erschöpft, um etwas dagegen zu unternehmen, daher schaute ich einfach zurück |300| und ließ ihn denken, was immer er wollte. Schließlich holte er Luft, schaute nach unten auf den Tisch und fast im selben Moment wieder auf mich. »Was hat Stella dir geantwortet, als du sagtest, sie solle aufhören, mit Raymond rumzuspielen?«
    »Sonst passiert
was

    »Wie bitte?«
    »Das hat sie gesagt:
Sonst passiert
was?«
    »Was, glaubst du, hat sie damit gemeint?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hast du gedacht, sie wollte dir drohen?«
    »Ich hab überhaupt nichts gedacht.«
    Barry schaute hinüber zu Stellas erstarrtem Gesicht auf dem Bildschirm. »Sie sieht nicht gerade glücklich aus, oder?«
    Ich antwortete nicht.
    Barry sah mich wieder an. »Warum hast du vorher nichts davon erzählt?«
    »Meinem Vater hab ich gesagt, dass ich mit Stella gesprochen habe.«
    »Aber du hast ihm nicht erzählt, dass du sie mit Raymond zusammen gesehen hast, oder? Und als Kriminalmeister Kesey mit dir gesprochen hat, hast du auch nichts davon erwähnt.«
    »Kesey hat mich nicht danach gefragt.«
    Barry schüttelte den Kopf. »Hast du nicht gedacht, es könnte wichtig sein? Raymond ist verschwunden, Stella ist verschwunden, ihre Kleidung wurde gefunden,
blutbefleckte
Kleidung... und du versuchst mir weiszumachen, du hättest nichts davon erzählt, dass du die beiden zusammen auf der Kirmes getroffen hast, weil dich niemand danach
gefragt
hat?« Er sah mich anklagend an. »Das ist eine ziemlich |301| lahme Ausrede, Peter.«
    Er hatte ja recht. Es
war
eine lahme

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