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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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habe.
    »Ich weiß, du willst sicher nicht jetzt gleich drüber reden«, meinte sie, »und ich möchte auch, dass du weißt, ich bin nicht sauer auf dich und hab auch nicht vor, dir eine Predigt zu halten. Aber trotzdem.«
    Trotzdem.
    »Du hast mir dein Wort gegeben, dass du
keine
Drogen nimmst, Pete«, sagte sie traurig. »Und ich hab dir geglaubt.«
    Ich sah sie an. »Ich nehm keine Drogen.«
    »Ach, hör auf... du hast es doch gerade selbst zugegeben in dem Gespräch mit Kommissar Barry. Ihr wart in eurer Hütte, du und die andern, und habt euch dumm und dämlich gesoffen und Marihuana geraucht –«
    »Es war nur ein
Joint
, Mum. Und ich hab bloß ein paar Züge geraucht. Und wir haben uns auch nicht dumm und dämlich gesoffen.«
    »Nur ein Joint?«, sagte Mum. »Und du meinst, dann ist es in Ordnung?«
    »Nein, aber –«
    »Machst du das regelmäßig?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er war einfach
da
, verstehst du... jemand hat ihn angesteckt und rumgereicht, und als er bei mir ankam, hab ich ein paar Züge genommen und ihn dann weitergegeben.« Ich zuckte die Schultern. »So was kommt eben vor. Ist doch keine große Sache. Das passiert ständig. Ich mag das Zeug nicht mal richtig.«
    »Aber geraucht hast du es trotzdem, oder?«
    »Ja, aber es war nur Cannabis, Mum. Ich meine, wir haben |318| doch kein Crack geraucht oder so. Es war bloß ein bisschen Gras.«
    »Das ist nicht der Punkt.«
    »Hast du nie was probiert?«
    Sie zögerte. »Von
mir
sprechen wir nicht...«
    Ich grinste sie an.
    Sie schaute finster zurück. »Das ist nicht lustig.«
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Aber es ist auch nicht das Ende der Welt. Ehrlich, Mum... es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen musst. Ich meine, ich bin doch nicht blöde – ich weiß, was ich tue. Wenn ich auf einer Fete bin oder so und jemand reicht einen Joint rum, dann nehme ich vielleicht mal schnell ein paar Züge, aber das ist auch alles. Etwas anderes würde ich nie nehmen. Und ich hab auch noch nie im Leben Drogen
gekauft
.« Ich lächelte sie wieder an. »Mir geht auch so genug im Kopf rum. Ich brauch nichts zu
nehmen
, um mich komisch zu fühlen.«
    Da lächelte Mum zurück und ich wusste, sie glaubte mir, was ich sagte. Doch als ihr Lächeln wieder verging und die Trauer gleich wieder in ihr Gesicht zurückkehrte, begriff ich, dass das nicht reichte. »Es war nur so erschreckend«, sagte sie leise. »Als ich dich in dem Video sah... wie du aussahst ... Gott, du hast
furchtbar
ausgesehen, Pete. Es war, als ob du gar nicht anwesend wärst.« Sie schüttelte den Kopf bei der Erinnerung daran. »Deine Augen, dein Gesicht, alles an dir... ich weiß nicht. Es hat mich unendlich traurig gemacht.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Was konnte ich schon sagen?
    »Tut mir leid, Mum«, sagte ich.
    Sie lächelte mich an.
    |319| Und diesmal verging ihr Lächeln nicht wieder.

    Wir saßen noch eine Weile da und redeten über Raymond, über Stella und alle möglichen anderen Dinge. Wir gingen bei keinem Thema sonderlich in die Tiefe und ich hatte den Eindruck, dass Mum mich bloß reden ließ, um meinen Geisteszustand zu prüfen. Ich versuchte mich daher so zu benehmen, wie ich glaubte, dass sie es
richtig
fand, was ein seltsames Gefühl war. Doch ich konnte sie wohl überzeugen, dass ich – alles in allem – mit meiner Situation ganz gut fertig wurde.
    »Na schön«, sagte sie schließlich und schaute auf ihre Uhr. »Ich denke, dann brechen wir mal besser auf.« Sie schaute über den Westway. »Da drüben ist gleich ein Taxistand.«
    »Hast du was dagegen, wenn ich nach Hause laufe?«, fragte ich sie.
    Sie sah mich an. »Allein?«
    »Ja... ich meine, wenn das okay für dich ist.«
    »Also, ich weiß nicht, Pete. Ist das wirklich eine gute Idee, wenn du jetzt schon wieder allein bist?«
    »Bitte, Mum«, sagte ich. »Ich will nur eine Weile für mich sein. Du weißt schon, den Kopf frei kriegen, mich sortieren ...« Ich sah sie beruhigend an. »Ich komm schon klar, ehrlich.«
    Sie runzelte die Stirn. »
Ganz
ehrlich?«
    Ich lächelte. »Ja.«
    »Und du gehst direkt nach Hause?«
    »Ja.«
    »Na gut, einverstanden«, sagte sie. »Ich muss sowieso noch was einkaufen. Ich lauf dann zum Supermarkt hoch und nehm mir von dort ein Taxi.« Sie griff in ihre Handtasche |320| und zog ihr Portemonnaie raus. »Hier«, meinte sie, kramte einen Zehn-Pfund-Schein hervor und gab ihn mir. »Wenn du deine Meinung doch noch änderst oder du zu müde bist oder so, nimm einfach

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