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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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»Ich habe meinen Vater nicht gekannt. Kann mich jedenfalls an nichts
erinnern. Er verließ die Familie, als ich zwei war. Er war ein Spieler und
Trinker. Ich vermute, dass er meine Mutter ziemlich schlecht behandelt hat; es
brach ihr aber trotzdem das Herz, als er ging. Ich glaube nicht, dass sie je
darüber hinweggekommen ist.«
    »Das passiert manchmal«, bemerkte Conrad.
    Morrison war mit seinen Gedanken noch immer beim Prozess, bei
dem, was er alles hätte besser machen können.
    »Ich wollte kein Arzt werden, weil ich nicht mochte, was
die tun. Als ich klein war, glaubte man, Herzgeräusche bei mir festgestellt zu
haben, woraufhin mir alle paar Wochen Blut abgenommen wurde. Gott, wie ich
diese Nadeln hasste!«
    Morrisons Augen funkelten bei der Erinnerung an das ängstliche
Kind, das er gewesen war. »Als dann meine Mutter starb … Wir waren arm, hatten
nichts. Meine Mutter nahm jede Arbeit an, die sie bekommen konnte, meistens
hatte sie zwei Jobs gleichzeitig. Sie starb an Herzversagen – mit
vierunddreißig! Sie starb, weil man sie im Krankenhaus nicht aufnahm, sie
starb, weil kein Arzt zu ihr kommen wollte, als sie zum ersten Mal Schmerzen in
der Brust verspürte und man noch etwas für sie hätte tun können. Sie starb,
weil sie keine Krankenversicherung hatte, weil sie arm war, weil sie alles, was
sie verdiente, für die Medikamente ausgab, die ich brauchte.« Er sah Conrad
direkt an. »Aus diesem Grund habe ich Jura studiert: Ich wollte Anwalt werden,
um jedes Krankenhaus und jeden Arzt verklagen zu können, der einen Patienten abweist
und sterben lässt.«
    Morrison konnte beim Tod seiner Mutter kaum älter als zwölf
gewesen sein und war höchstwahrscheinlich von Verwandten großgezogen worden – ein
Fremder in einem Zuhause, das nicht seines war. Noch dazu wurde seine junge
Seele Tag für Tag von den Herzproblemen heimgesucht, die er angeblich hatte – jener
Krankheit, die seine Mutter getötet hatte. Genau in dem Alter, in dem man
anfängt, sich Gedanken über seine Zukunft zu machen, war Morrison mit dem
Wissen belastet worden, dass seine Zeit ablief. Das erklärte, weshalb Morrison
sich selbst so unter Druck setzte.
    »Aber das haben Sie nicht getan«, betonte Conrad, »Sie sind
kein Anwalt für Zivilrecht, Sie verklagen keine Ärzte oder Krankenhäuser,
sondern sind Strafverteidiger geworden …«
    Ein Hauch von Wehmut war in Morrisons dunkle, tiefliegende Augen
getreten. Er strich sich übers Kinn. »Diese Verfahren ziehen sich jahrelang
hin, und das meiste an dieser Arbeit ist reine Routine. Ich hätte mich zu Tode
gelangweilt. Ich wollte mein Leben nicht damit verbringen, Aussagen
aufzunehmen. Ich wollte meine ganze Zeit vor Gericht verbringen.«
    Conrad nickte. »Um vor Geschworenen einen Fall zu vertreten«,
fügte er hinzu. Für ihn ergab das alles einen Sinn: Die Geschworenen, zwölf
Fremde, die ein Urteil darüber abgaben, was er tat, waren für Morrison die
einzige Quelle der Bestätigung geworden, die er finden konnte.
     
    Einen Tag nach Jack Taylors Besuch in Morrisons
Büro, bei dem dieser ihn über Nelson St. James und die Ereignisse an Bord der Black
Rose befragt hatte, konnte Conrad den Anwalt während eines Prozesses erneut
beobachten. Die Verhandlung hatte eben erst begonnen, da wusste Conrad schon,
dass er das Beste geboten bekam, was er je gesehen hatte. Er verfolgte
fasziniert, wie Morrison sich einen Zeugen der Anklage nach dem anderen vornahm
und alles, was der Zeuge äußerte, für die Verteidigung günstig erscheinen ließ.
Die Geschworenen fraßen ihm schließlich aus der Hand, und selbst als Conrad
glaubte, Morrison müsse vor Erschöpfung gleich umfallen, machte er weiter, um
ihnen zu zeigen, dass alles, was er ihnen über die Unschuld des Angeklagten
erzählt hatte, der Wahrheit entsprach, wie immer die Beweise auch aussahen.
    Am Ende des vierten Prozesstages, nachdem fast jeder das
Gerichtsgebäude bereits verlassen hatte, traf Conrad Morrison in der Caféteria
an, wo er über einer Tasse schwarzem Kaffee hockte.
    »Mein Abendessen, bevor ich wieder ins Büro gehe und mich an
die Arbeit mache«, sagte Morrison mit einem erschöpften Lächeln.
    Conrad hatte das Gefühl, dass sich Morrison während eines Prozesses
ausschließlich von Kaffee ernährte. Am liebsten hätte er ihm erzählt, wie
brillant er seinen Auftritt gefunden hatte, doch als Stenograph fühlte er sich
genauso zur Unparteilichkeit verpflichtet wie ein Richter. »Interessanter
Prozess« war alles, was

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