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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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sowohl Einzelpersonen als auch ganze Regierungen korrumpiert hatte. Sollte
er auch nur wegen einiger dieser Anklagepunkte verurteilt werden, würde St.
James alles verlieren, was er besaß, und den Rest seines Lebens im Gefängnis
verbringen. Natürlich hatte St. James alle Vorwürfe geleugnet. In einer
offiziellen Erklärung versprach er, wenn er die Chance bekäme, seine Geschichte
vor einem ordentlichen Gericht zu erzählen, werde jeder einsehen, dass es nur eine Verschwörung gebe, nämlich diejenige, deren unschuldiges Opfer er selbst
sei. Wenige Tage später war Nelson St. James verschwunden.
    Er wurde zum berühmtesten flüchtigen Rechtsbrecher der Welt
und die Black Rose zu einem Piratenschiff, das an zwei Orten gleichzeitig
sein konnte. Am selben Tag, an dem ihn jemand in einer Bar in Singapur gesehen
haben wollte, wurde er angeblich auch in einer Hotellobby in Sydney entdeckt,
Tausende von Meilen entfernt. In einer Woche befand er sich in Paris, in einer
anderen in Rom; er hatte den halben Atlantik überquert und ankerte irgendwo in
der Nähe des Nildeltas. Schließlich vergingen Monate, in denen kein Wort mehr
über ihn fiel. Gerade als seine Verfolger aufgegeben hatten und im Brustton der
Überzeugung erklärten, er sei nach Südamerika entkommen oder an irgendeinem
anderen Ort untergetaucht, wo eine Suche sinnlos und eine Auslieferung unmöglich
sei, fuhr die Black Rose unter der Golden Gate Bridge hindurch und ging
in der Bucht von San Francisco vor Anker.
    Doch St. James war nicht an Bord. Er sei ermordet worden,
hieß es, erschossen. Sein Leichnam sei draußen auf See geblieben. Aber nicht
die Schlagzeile fesselte Morrisons Aufmerksamkeit, sondern das darunter
abgebildete Foto. Es war eine Aufnahme von Danielle St. James. Man hatte sie
des Mordes angeklagt.
    »Schöne Frau«, sagte Conrad, der Morrison seine ausgelesene
Zeitung reichte. Er hatte gerade seinen Morgenkaffee beendet, als er den Anwalt
hereinkommen sah. Er hatte auf ihn gewartet, da ihn seine Reaktion auf die
Nachricht interessierte. Morrison schien nicht überrascht.
    »Das kenne ich, das Bild«, sagte er, als er zum zweiten Mal
an diesem Tag auf das Foto von Danielle blickte. »Und … ja, sie ist eine schöne
Frau.«
    »Sie kannten die beiden, nicht wahr?«
    Morrison konnte sich nicht erinnern, wie viel er Conrad
über sein Wochenende auf der Black Rose erzählt hatte, bis auf die
Tatsache, dass er mitgefahren war. »Sie flogen nach New York zurück, als wir in
Santa Barbara ankamen. Ich habe zwar ihre Bekanntschaft gemacht, aber könnte
nicht behaupten, sie wirklich zu kennen. Allerdings wurde mir einiges über sie
erzählt«, gab Morrison zu.
    »St. James war kein sehr liebenswerter Mann.«
    »Das sind reiche Leute selten«, bemerkte Conrad.
    »Sie hätten Staatsanwalt werden sollen«, grinste Morrison. »Sie
stellen eine Frage, bekommen eine Antwort und warten immer noch auf mehr.«
    »Ist da noch mehr?« Aber diesmal wartete Conrad die Antwort
nicht ab; er hatte eine eigene Erklärung: »Bei einer so schönen Frau gibt es
immer noch etwas mehr.«
    »Sie scheinen einiges über Frauen zu wissen …«
    »Ich weiß überhaupt nichts über Frauen«, erwiderte Conrad langsam.
»Ich bin mir nicht sicher, ob sich überhaupt jemand mit ihnen auskennt.«
    Er erhob sich von seinem Stuhl und nickte zu dem Foto in
der Zeitung. »Werden Sie es tun?«
    »Was tun?«
    »Sie verteidigen!«
    »Man hat mich nicht darum gebeten.«
    »Sie kennen sie. Sie kennt Sie. Wem sonst sollte sie das
Mandat übertragen?« Conrad zögerte, unsicher, ob er seinen Gedanken wirklich
aussprechen durfte, »Sie meinen, ich sollte es nicht tun – aber warum?«, wollte
Morrison wissen.
    »Ich bin mir nicht sicher. Es könnte ein Prozess sein, den
Sie nicht gewinnen werden. Sie dürfte bei den Geschworenen einen schweren Stand
haben.«
    »Warum?«
    »Eine Frau, die so aussieht, die mit so viel Geld
verheiratet war – sie würden ihr nicht trauen. Sie etwa?«
    Das war eine Frage, die Morrison beim besten Willen nicht beantworten
konnte. Er hatte ihr in jener Nacht vertraut, blind und instinktiv, aber
immerhin hatten sie sich da gerade erst kennen gelernt. Sie hatte sich seither
nicht mehr bei ihm gemeldet, auch nicht nach ihrer Festnahme. Wahrscheinlich
hatte sie sich irgendeinen hochkarätigen Anwalt aus New York gesucht. Als er zum
Gerichtssaal hinaufging, zu einer Anhörung wegen eines Antrags in seinem
nächsten Fall, war er fast erleichtert, sich nicht mit der Frage

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