Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
Vom Netzwerk:
tief in den Taschen
vergraben. Seine Stimme klang sachlich und unaufgeregt, wie bei einer normalen
Unterhaltung. Nur sein ausdrucksloser Blick ließ seine tiefe Verbitterung über die
Ungerechtigkeit der Welt und seinen unterdrückten Ehrgeiz ahnen.
    »Die Angeklagte, Danielle St. James, war etwas mehr als
sieben Jahre mit dem Opfer, Nelson St. James, verheiratet. Sie wohnten unter
anderem in New York und unterhielten in San Francisco eine Yacht – die Black
Rose. Nelson St. James war ein wohlhabender Mann, gewohnt, sich nur das
Beste vom Besten zu leisten.
    Zu dem Zeitpunkt, der uns interessiert, befand sich das Ehepaar
aus geschäftlichen Gründen in New York. Ich nehme an, meine Damen und Herren
Geschworenen, Sie kennen die Gerüchte über Mr. St. James und seine finanziellen
Transaktionen, und Sie werden auch von den Schwierigkeiten gehört haben, in
denen er sich befand. Die beiden blieben kurze Zeit in New York und flogen dann
mit seiner Privatmaschine hierher zurück. Sie hatten sich im Fairmont Hotel die
größte Suite reservieren lassen. Seit ihrer Landung auf dem hiesigen Flughafen
hatten sie Streit miteinander; auch abends beim Dinner im Hotel hatte man sie
streiten hören. Am nächsten Abend – einem Freitag – wurde die Angeklagte so wütend,
dass sie das Restaurant verließ, in dem sie gerade aßen, und allein in ein Taxi
stieg.
    Sie stritten sich das ganze Wochenende – einmal musste das Hotel
sogar jemanden in ihre Suite hinaufschicken und sie bitten, weniger Lärm zu
machen. Am Sonntagmorgen schließlich verließen sie das Hotel, um abends auf
ihrer Yacht aus dem Hafen von San Francisco auszulaufen. Während der nächsten
paar Wochen fuhren sie im Südpazifik herum und machten an verschiedenen Orten
Station, aber ohne erkennbaren Zielort. Die Streitigkeiten zwischen ihnen
wurden schlimmer. Schließlich kam es so weit, dass sie aus der gemeinsamen
Kabine auszog und allein schlief. Das war der Moment, in dem sie umkehrten und
Kurs auf San Francisco nahmen, um nach New York zurückzukehren. Und um diese
Zeit tötete sie ihn. Dies ist kein komplizierter Fall, soweit man von der
Berühmtheit der beteiligten Personen absieht. Er ist so eindeutig, wie ein Mordfall
nur sein kann. Mag Danielle St. James’ Vorgehensweise vielleicht nicht
sonderlich einfallsreich erscheinen, so ist ein Mord selten klug geplant. Die
beiden hatten einen Streit, einen Kampf – sie waren sich schon seit Tagen
gegenseitig an die Gurgel gegangen. Sie hatte eine Waffe und benutzte sie. Sie
werden Beweise dafür hören, dass die Kugel, die ihn tötete, aus dem Revolver
stammte, den sie immer noch in der Hand hielt, nachdem Nelson St. James
erschossen worden war. Sie werden Beweise dafür hören, dass der Revolver ihnen
beiden gehörte, Nelson St. James und seiner Frau. Ich sagte, er gehörte ihnen
beiden, weil Sie auch Aussagen darüber hören werden, dass Nelson St. James ihn
kaufte, weil seine Frau, die Angeklagte, zu ihrem Schutz eine Waffe haben
wollte. Es war ihre Waffe, auf der überall ihre Fingerabdrücke zu sehen waren.
Außer ihr hätte sonst niemand es tun können. Sie erschoss ihn, und er fiel tot
über Bord ins Meer. An Deck befand sich Blut, und an der Reling war Blut – sein Blut, wie wir zweifelsfrei wissen.«
    Während Franklin sein Plädoyer fortsetzte, machte Morrison sich
eine kurze Notiz. Dann wandte er sich an Danielle, legte ihr die Hand auf den
Arm und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Er lächelte, und sie erwiderte das
Lächeln. Wie alles, was Morrison in einem Prozess tat, geschah auch dies aus
Berechnung.
    »Die Frage ist nicht, ob die Angeklagte ihren
Ehemann ermordet hat«, beharrte Franklin, »sondern warum. Was war ihr
Motiv? Sie war wütend auf ihren Mann – sie hatten seit Tagen gestritten, zunächst
in San Francisco, dann, wie andere Zeugen bestätigen werden, an Bord der Yacht
–, doch die Angeklagte wird nicht des Totschlags beschuldigt, sondern des
Mordes. Das bedeutet – ich zitiere die Anklageschrift, die Richterin Brunelli
Ihnen zu Beginn des Prozesses vorgelesen hat –, dass sie ihn ›vorsätzlich‹ getötet
hat. Die Tat war also geplant. Sie hatte sich vorgenommen, ihren Mann zu töten!
Sie hat ihn vielleicht während eines Streits getötet. Doch sie hat nicht in
einem Augenblick unkontrollierbaren Zorns geschossen. Die Beweisführung wird
ergeben, dass sie ein Motiv hatte, das nicht auf Wut beruhte. Ihr Motiv war das
älteste, das es gibt: Es ging um Geld, um mehr Geld, als Sie und

Weitere Kostenlose Bücher