Black Rose
in dem er kam. Ich
konnte den Ausdruck in seinen Augen sehen, diesen Ausdruck, den er jedes Mal
hatte, wenn er mit mir schlief.«
Ihr Blick hatte etwas Wildes an sich. Morrison war sich
nicht sicher, was es war – die Aufregung? Furcht? Wut? Oder alles zusammen, die
lang unterdrückte Reaktion auf das, was sie getan hatte?
»Das war immer so, jedes Mal – er sah auf mich hinunter,
und … und seine Miene bedeutete mir, dass ich allein ihm gehörte, dass kein
anderer mich jemals würde haben können.«
Verbitterung, Zorn, wenn nicht gar blanker Hass blitzten in
ihren Augen auf. Fast hatte Morrison den Eindruck, als würde sie dieses Gefühl
auskosten, ja, genießen.
»Vorhin, nachdem wir miteinander geschlafen haben, hast du dich
plötzlich von mir abgewendet, weil du dachtest, ich würde dich nicht so sehr
wollen wie du mich. Denn du, du willst mehr von mir als Sex. Nelson wollte
nicht einmal das. Er wollte nicht ›Liebe machen‹! Er hatte keine Ahnung, was
das ist. Er wollte das, was wir an jenem Tag in seinem Büro getan hatten:
ficken! Das war alles, was er kannte. Hinter all seinem Geld und seinem Charme,
hinter seiner eleganten Garderobe und den gepflegten Manieren verbarg sich ein
absoluter Materialist, dem allein das wichtig war, was er besaß. In mich
verliebt? Er hat es dir selbst gesagt, an jenem Wochenende auf der Black
Rose: Das Einzige, was ihm etwas bedeutete, war das Wissen, dass alle
anderen das haben wollten, was er besaß.«
Sie war aufgesprungen. Die Tränen standen ihr in den Augen,
und sie zitterte am ganzen Körper. »Glaub mir, ich will dich mehr, als ich ihn
jemals gewollt habe! Vielleicht kann ich mich nicht in dich verlieben – vielleicht
bin ich dazu gar nicht fähig –, aber ist das wirklich so wichtig, wenn du mich
auch willst?«
Das Hemd glitt von ihren Schultern auf ihre Arme und
schließlich auf den Fußboden, als sie sich Morrison an die Brust warf.
Ihm war alles egal, er konnte an nichts weiter denken als
an sie, nicht an den Prozess, nicht daran, ob er es später bereuen würde – er
wusste nur, wie sehr er sie begehrte, wie sehr er sie besitzen wollte.
Und während ihre ineinander verschlungenen Körper sich im Rhythmus
der Leidenschaft bewegten – einer Leidenschaft, die Morrison nicht mehr zu
zügeln vermochte, selbst wenn er es gewollt hätte –, hielt sie sich, das Kinn
über seiner Schulter, die Wange an seinem Ohr, so eng an ihn gepresst, dass er
ihr Gesicht, den Ausdruck in ihren Augen nicht sehen konnte.
7
Aus der ganzen Welt waren Journalisten gekommen,
um über den Prozess zu berichten. Die meisten waren fasziniert von der
Vorstellung einer Heirat von Reichtum und Schönheit, die mit Mord geendet
hatte. Sex und Gewalt sind immer geeignet, die Auflagen zu erhöhen, aber nie
werden so viele Zeitungen verkauft, wie wenn Macht und Berühmtheit beteiligt
sind. Außerdem wusste jeder, dass Andrew Morrison ein bemerkenswerter Strafverteidiger
war, beinahe unschlagbar; doch das bedeutete nur, dass außer der Angeklagten
noch jemand die harte, wenn auch notwendige Lektion zu lernen hatte, dass
niemand sich über das Gesetz erheben kann. Am Morgen des Verfahrensbeginns war
Philip Conrad, der still an seiner Maschine saß, der Einzige im ganzen
Gerichtssaal, der nicht hoffte, dass Morrison den Prozess verlor.
Für die Boulevardpresse handelte es sich um nichts weiter
als die Habgier einer Frau. Dass Danielle schuldig gesprochen werden musste,
stand für sie außer Frage. »Sie wollte sein Geld für sich alleine haben.
Deshalb hat sie ihn ermordet. So einfach ist das.«
Staatsanwalt Robert Franklin – glattes rundes Gesicht,
schwarze undurchdringliche Augen und ebenso dunkle Haare – nahm eine kämpferische
Pose ein. Energisch federte er auf den Fußballen auf und ab und stieß einen
Finger in die Luft, um die Bedeutung seiner Worte zu betonen: »Dies war kein
Verbrechen aus Leidenschaft – ein Akt der Gewalt, wenn ein Streit außer
Kontrolle gerät. Dies war kaltblütiger Mord aus Gewinnsucht! Nelson St. James
war einer der reichsten Männer Amerikas, dessen Witwe mit seinem Tod all seinen
Besitz erbt.« Mit einem zornigen Blick zeigte Franklin auf die Angeklagte. »Sie
hat ihn kaltblütig ermordet und dann versucht, jemand anderem die Schuld in die
Schuhe zu schieben!«
Wie viele andere Staatsanwälte seines Alters hatte Franklin
einen Großteil seines Wissens über Taktiken und Auftritt vor Gericht aus
Spielfilmen und Fernsehserien. Zwei Minuten nach
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