Black Rose
werden, um das Vermögen
betrogen, das ihr hätte gehören sollen. Danielle St. James ist des Mordes
schuldig, meine Damen und Herren Geschworenen, und schuldig ist das einzige
Urteil, zu dem Sie kommen können.«
Robert Franklin sank erschöpft auf seinen Stuhl. Er legte
das Bündel mit seinen Notizen auf einen Aktenordner, der vor ihm auf dem Tisch
lag, und wischte sich mit einem weißen Taschentuch die Stirn. Er war bis an die
Grenze dessen gegangen, was er tun konnte, und jetzt saß er völlig ausgepumpt
da, doch mit einer gewissen Befriedigung über seine Leistung. Danielle St.
James war schuldig, und er hatte es bewiesen.
»Mr. Morrison – sind Sie bereit, Ihr Schlussplädoyer
zu halten?«, fragte Richterin Brunelli. Das Schweigen, das sie durchbrach, war so
vollkommen gewesen, dass man selbst eine Stecknadel hätte hören können, die zu
Boden fiel.
Statt aufzustehen, statt sich schnell und zielbewusst vor
die Geschworenenbank zu begeben, schlug Morrison die Beine übereinander und
legte einen Arm über die Rückenlehne seines Stuhls.
»Nichts von dem, was hier gesagt wurde, nichts von der
Aussage, über die Mr. Franklin so ausführlich gesprochen hat, ist auch nur
annähernd so wichtig wie etwas, was er überhaupt nicht erwähnt hat. Sie haben
es zu keiner Zeit von einem der Zeugen gehört, Sie haben es von niemandem
gehört; doch dabei war es immer da, direkt vor Ihren Augen – etwas ganz
Einfaches, Banales, das alles erklärt, alles verändert und vor allem das, was
die Anklage Ihnen als Mord verkaufen will, zu etwas ganz anderem als einem Mord
macht.«
Jetzt erhob sich Morrison langsam. Die Hand auf die Ecke
des Anwaltstischs gestützt, schüttelte er leise den Kopf, als hätte er erst jetzt
verstanden, was sie, die Geschworenen, genauso gut wussten wie er, obwohl es
ihnen noch nicht aufgegangen war. Sie warteten auf ihn, alle zwölf
Geschworenen, warteten darauf, dass er ihnen erklärte, was es war, was sie
schon immer gewusst hatten, ohne es zu begreifen. Morrison hob den Blick und
lächelte ihnen zu. Er zeigte auf Danielle.
»Sehen Sie sie an! Haben Sie je eine Frau gesehen, die so
aussieht? Und doch hat niemand das je erwähnt, keiner von all diesen Zeugen,
die für die Anklage ausgesagt haben. Wovon haben sie stattdessen gesprochen?«,
fragte Morrison, als er näher an die Geschworenenbank herantrat. »Geld, das ist
alles, wovon Sie gehört haben. Sie haben gehört, dass Danielle St. James ihren
Mann wegen seines Geldes geheiratet und dann ermordet habe, weil sie nicht
bekam, was ihr angeblich zustand.«
Morrison sah Danielle mit einem Blick an, als sähe er sie
zum ersten Mal. »Nehmen Sie an, dass alles wahr ist, was man Ihnen erzählt hat«,
sagte er, jetzt wieder an die Geschworenen gewandt.
»Nehmen Sie an, dass die Angeklagte habgierig war, berechnend,
nur an dem interessiert, was sie bekommen konnte. Nehmen Sie an, sie hätte die
Art von privilegiertem Leben gewollt, das Nelson St. James ihr mit all seinen
Hunderten von Millionen bieten konnte. Das verrät Ihnen vielleicht, weshalb sie
ihn geheiratet hat, sagt Ihnen aber nicht, warum er sie geheiratet hat. Aber
das ist doch sonnenklar, oder etwa nicht? Sehen Sie sie an!«, beharrte Morrison
und schlug hart gegen das hölzerne Geländer der Geschworenenbank. »Jeder in
diesem Gerichtssaal weiß, warum er sie geheiratet hat! Sie haben es in dem
Moment gewusst, in dem Danielle St. James den Raum betrat, als Sie sie zum
ersten Mal sahen. Rufus Wiley muss es ebenfalls gewusst haben, als er sie zum ersten
Mal sah. Dass Nelson St. James sich ein Kind wünschte, war nicht der Grund – er
hätte schließlich mit jeder Frau ein Kind haben können. Wir wissen alle, warum
Nelson St. James Danielle so verzweifelt heiraten wollte – weil sie ganz
einfach die schönste Frau war, die er je gesehen hatte.«
Als Morrison von der Geschworenenbank zurücktrat und zu Danielle
hinüberblickte, folgten die Augen aller im Gerichtssaal seinem Blick. Alle
starrten sie an, die schönste Frau, die sie je gesehen hatten. Danielle war daran
gewöhnt, dass jeder sie anstarrte, dass jeder sich seine Gedanken über sie
machte.
»Wenn der einzige Grund, weshalb die Angeklagte Nelson St.
James heiratete, sein Geld war, warum sollte sie sich dann um das sorgen, was
ihr vielleicht nach einer Scheidung geblieben wäre? Wenn sie ihn wegen seines
Geldes geheiratet hätte – wenn das, was die Anklage behauptet, wahr ist –, was
glauben Sie wohl, wie lange sie
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