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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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gebraucht hätte, um einen anderen Mann zu
finden, der genauso reich war? Was bedeutete ihr schon sein Geld? Es gab andere
reiche Männer.
    Die Anklage beharrt darauf, dass es Mord war. Meine
Mandantin hat unter Eid ausgesagt, dass Nelson St. James sich selbst das Leben
genommen hat. Die von der Anklage vorgelegten Beweise belegen ebenso sehr einen
Selbstmord wie einen Mord. Und das bedeutet, dass die Anklage de facto keinen Mord nachgewiesen hat. Danielle St. James hat Ihnen gesagt, was geschehen
ist, und kein einziger der von der Anklage aufgerufenen Zeugen kann beweisen,
dass sie gelogen hat.«
    Morrison hätte es beweisen können, aber er war kein Zeuge
der Anklage. Er war der Verteidiger, und befangen im Überschwang des
Augenblicks, in der Intensität des Schlussplädoyers, bei dem die Worte ein
Eigenleben gewannen, war er fast überzeugt, die Wahrheit zu sagen.
16
    Die Geschworenen hatten sich kaum drei Stunden
zur Beratung zurückgezogen, als Danielle Morrison vom Hotel aus in der Kanzlei
anrief.
    »Du hast nicht gedacht, dass sie so lange beraten würden,
nicht wahr?«
    Morrison war allein im Büro. Es war Viertel nach sechs,
aber der winterliche Himmel ließ es ihm später erscheinen. »Ich weiß nie, wie
lange Geschworene beraten.«
    »Du hast nicht gedacht, dass sie überhaupt Zeit brauchen
würden«, beharrte sie mit ihrer weichen, atemlosen Stimme. Sie hielt inne, fast
als zögerte sie. Morrison hörte ein rhythmisches Tippen, einen Bleistift oder
vielleicht einen Fingernagel, der gegen den Hörer schlug. »Vielleicht habe nur
ich es geglaubt. Vielleicht habe nur ich gedacht, dass sie überhaupt keine Zeit
brauchen würden – nach dem, was du gesagt hast und wie sie an deinen Lippen hingen.«
    Morrison wollte ihr erklären, dass Geschworene bei einem Mordprozess
tagelang oder sogar noch länger beraten können, doch über all das hatten sie
schon früher gesprochen.
    »Wann hast du dich dazu entschlossen?«, fragte sie, als er
nicht antwortete. »Glaubst du, dass ich das getan hätte, wenn Nelson sich hätte
scheiden lassen – dass ich mir einen anderen zum Heiraten gesucht hätte, einen
Mann mit genauso viel Geld?«
    »Tu’s nicht«, sagte er leise. »Tu das nicht.«
    »Einen anderen reichen Mann heiraten? Ich heirate
vielleicht niemanden mehr. Ich gehe vielleicht ins Gefängnis.«
    »Du wirst nicht ins Gefängnis gehen«, sagte Morrison mit
mehr Selbstsicherheit, als er empfand. »Diese Geschworenen werden dich nicht
schuldig sprechen.«
    »Dann werde ich frei sein und kann tun und lassen, was mir gefällt«,
sagte sie. Es klang, als erinnerte sie sich an ein Gefühl, einen Zustand aus
ihrer Jugend, den noch einmal zu erleben sie sehnlichst wünschte, obwohl sie
wusste, dass es ausgeschlossen war. »Und wenn ich tun könnte, was mir gefällt,
jeden Mann heiraten, den ich will, weißt du, was ich dann tun würde, Andrew Morrison?
Ich würde dich heiraten.«
    »Warum tust du’s dann nicht? Warum heiratest du mich nicht?
Du weißt, dass ich es will. Du auch?«
    »Ja. Nein. Ich kann nicht. Ich weiß nicht. O Gott, lass uns
jetzt nicht darüber sprechen. Ich bin zu verwirrt. Lass uns irgendwo hingehen,
wo mich die Leute nicht anstarren, in ein ruhiges kleines Lokal, wo ich einfach
nur mit dir zusammen sein kann.«
    Bevor er etwas erwidern konnte, leuchtete das Signal der
zweiten Telefonleitung auf. Danielle wartete, während er den Anruf entgegennahm.
    »Das war der Gerichtsdiener«, erklärte er ihr, als er sich
zurückmeldete. »Sie haben ein Urteil.«
    Es folgte ein langes Schweigen. »Ist das gut?«, fragte sie
schließlich. »Dass sie so schnell zu einem Urteil gekommen sind?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Um neunzehn Uhr dreißig, an einem Donnerstagabend, führte Morrison
Danielle St. James durch den Mittelgang eines Gerichtssaals, der voller
Reporter war. Franklin war schon da und hatte die Hände auf dem Tisch vor sich
gefaltet. Er sah sich nicht um, als Morrison und seine Mandantin sich
hinsetzten, er schien überhaupt nichts wahrzunehmen, bis Alice Brunelli durch
die Seitentür hereingestürmt kam.
    »Man hat mich informiert, dass die Geschworenen ein Urteil gefällt
haben.« Sie warf den Zuschauern einen warnenden Blick zu. »Es wird keinerlei
Demonstrationen geben.« Dann sah sie zunächst Franklin und dann Morrison an. »Nehmen
Sie zu den Akten, dass Anklage und Verteidigung ebenso anwesend sind wie die Angeklagte«,
bat sie den Stenographen und forderte anschließend die Gerichtsdiener

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