Black Rose
gekommen. Jemand rief an.«
»Rief an! Aha, ich verstehe«, sagte Franklin, als würde
dies alles erklären. Doch dann verfiel er erneut in einen Zustand der
Verwirrung. Er richtete sich auf und sah sie direkt an. »Aber auf einem solchen
Boot – einer Yacht, die überall hinfahren, die die ganze Welt bereisen kann –,
da hätte doch eigentlich jemand anrufen können, als es passierte, nicht wahr?
Ich meine, es gab keinerlei Grund, damit zu warten, bis die Yacht in San
Francisco anlegte, nicht wahr? Es sei denn, der Betreffende hatte Angst?«
»Einspruch!«, rief Kubik mit gespielter Entrüstung. »Wir
kennen nicht einmal den Namen des Anrufers, geschweige denn den Grund seines
Anrufs!«
Richterin Brunelli gab dem Einspruch statt, ohne
aufzusehen. Franklin lächelte in sich hinein und fuhr mit seiner Befragung fort.
»Der Herr Verteidiger hat da eine hervorragende Bemerkung gemacht:
Wer hat den Mord gemeldet? Wie war der Name des Anrufers?«
»Es war ein anonymer Anruf«, erwiderte Allison. »Er wollte
seinen Namen nicht nennen.«
Franklin zuckte die Schultern. »Jemand rief einfach an,
wollte seinen Namen nicht nennen, sagte, es habe auf einer Yacht einen Mord
gegeben, und Sie fuhren hin, um zu ermitteln? Woher wussten Sie, dass es kein
Jux war, kein Schwindel, kein Anruf von jemandem, der einem anderen Ärger
bereiten wollte?«
»Mord ist eine ernste Angelegenheit. Viele Leute, die eine Schießerei
melden, möchten nicht hineingezogen werden.« Allison machte eine Pause, legte
die Ellbogen auf die Armlehnen des Zeugenstuhls und beugte sich vor. Der
Einschnitt an ihrem Nasenrücken wurde noch tiefer, als sie erklärte, weshalb
die Polizei so schnell gehandelt hatte. »Der Anrufer sagte uns nicht nur, dass
es einen Mord gegeben habe, sondern dass das Opfer Andrew Morrison sei, ein
Anwalt, der uns allen wohlbekannt ist – und er erwähnte nicht nur, dass der
Mord auf der Yacht geschehen sei, der Black Rose, sondern auch genau, wo
an Bord der Mord sich ereignet habe.«
Franklin begab sich wieder an seinen Arbeitstisch. Er hob
ein Dokument auf, warf einen Blick darauf und legte es dann zur Seite. »Nun,
als Sie an Bord der Black Rose gingen, was haben Sie vorgefunden? Gab es
irgendeinen Beweis für einen Mord?«
»Wir fanden das, was man uns angekündigt hatte, Blutspuren auf
dem Deck und auf der Reling, und außerdem …«
Franklin unterbrach sie. »An der Stelle, wo man Ihnen
gesagt hatte, dass Sie sie finden würden?«
»Ja, auf der Steuerbordseite des Decks.«
»Fahren Sie fort. Was haben Sie sonst noch gefunden?«
»Eine Waffe, einen Revolver des Kalibers.38, versteckt im Schlafzimmer
der Angeklagten.«
»Und konnten Sie feststellen, ob die Waffe kurz zuvor
benutzt worden war?«
»In der Kammer fehlte eine Kugel.«
»Die Waffe wurde im Schlafzimmer der Angeklagten gefunden, aber
gab es irgendeinen Beweis dafür, dass es tatsächlich ihr Revolver war?«
Allison nickte grimmig. »Ihre Fingerabdrücke waren die
einzigen darauf.«
»Und was ist mit dem Blut, das Sie gefunden haben? Wissen
Sie, wessen Blut es war?«
»Das Blut war von Andrew Morrison. DNA-Tests haben das bestätigt.«
Franklin wollte sich gerade setzen, als er sich plötzlich
anders besann. »Noch etwas, Detective Allison: Das Blut, das Sie fanden, das
Blut von Andrew Morrison – war es frisch? Konnten Sie feststellen, wie lang der
Mord etwa zurücklag? War es gerade erst passiert?«
»Nein, das würde ich nicht sagen. Jemand hatte versucht,
alles sauber zu machen. Doch wie ich vorhin schon sagte, gab es immer noch
Spuren, und das war alles, was wir brauchten, um sie mit Mr. Morrisons DNA
zu vergleichen.«
»Jemand hatte versucht, sauber zu machen, sagen Sie? Mit
anderen Worten, einen Mord zu vertuschen, den Mord an Andrew Morrison?«
Kubik war immer noch dabei, seinen Einspruch zu formulieren,
als Franklin sich setzte. Brunelli gab dem Einspruch statt, doch Franklin hatte
erreicht, was er erreichen wollte. Diese Lektion hatte er von Morrison gelernt:
Was das Gericht auch entscheidet, mit welcher Emphase auch immer, kann niemals
etwas an dem ändern, was die Geschworenen schon gehört haben.
»Dieser anonyme Anrufer – der seinen Namen nicht nennen wollte«,
fügte Kubik hinzu, als wäre der Sinn des Wortes nicht klar genug, »hat Ihnen
gesagt, wo Sie das Blut finden würden, und er hat Ihnen auch gesagt, wo Sie
eine Waffe finden würden. Ist es gesetzlich verboten, eine Waffe zu besitzen, Detective Allison?«
Allison sah
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