Black Sun - Thriller
Priester nicht schon wieder belügen wollte, aber sie wollte es ihm auch nicht sagen.
Es war Domingo, der ihr zuvorkam. »Vielleicht weil Sie etwas mitgebracht haben, das sie nicht verstehen, und sie haben sowohl Angst davor, es zu benutzen, wie davor, es nicht zu benutzen. Aber Ihre größte Furcht ist, was andere Kräfte möglicherweise tun würden, wenn sie es zuerst fänden.«
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Der Besprechungsraum des Weißen Hauses war so voll wie nie zuvor. Die Vereinigten Stabschefs, der Direktor der CIA, die Außen- und Verteidigungsminister und ihre Berater füllten die Sitzplätze. Andere Kabinettsmitglieder standen um den Tisch herum.
Die Weltlage hatte sich in den letzten vierundzwanzig Stunden dramatisch verschlechtert. Als Reaktion auf den Abschuss ihres Kampfflugzeugs hatten die Chinesen zwei russische Spionageboote in umstrittenen Gewässern aufgebracht, und jetzt wurden Truppen entlang der gemeinsamen Grenze zwischen den beiden Ländern zusammengezogen.
Da sich ein amerikanisches Schiff im selben Seegebiet einer Gefangennahme durch Flucht entziehen konnte, warfen die Russen den USA falsches Spiel vor. Sie teilten auf allen verfügbaren Kanälen gegen beide Nationen aus.
Die Chinesen wiederum wollten wissen, warum amerikanische und russische Spionageboote in ihren Gewässern unterwegs waren und gemeinsam operierten. Die allgemeine Paranoia und die gegenseitigen Beschuldigungen gingen in eine neue Runde.
Der Präsident saß ruhig in seinem Sessel. Er blätterte in einem Lagebricht, während der Vorsitzende der Stabschefs die Einzelheiten an einem Flachbildschirm erläuterte.
»… und zusätzlich haben die Chinesen vierzig Divisionen an der russischen Grenze stationiert. Ihre strategischen Bomber sind zum Teil bereits aufgestiegen, zum
Teil wurden sie hundert Meilen von der Grenze entfernt in Stellung gebracht.«
Er klickte auf den Schirm, und ein neues Satellitenfoto erschien: ein russisches Interkontinentalraketensilo. Man sah eine Art Dampf aus Schläuchen entweichen, die an einem merkwürdig aussehenden Tanklastwagen befestigt waren. »Die Russen treffen ernsthafte Vorbereitungen, aber ihre Aktivitäten sind ausgeglichen, sie betreffen halb die asiatische und halb die europäische Seite.«
Ein neues Foto zeigte mobile SS-20-Abschussrampen, die über das Land verteilt wurden. Das nächste zeigte den Hafen von Murmansk. Die Docks waren leer, und der Kanal, der um diese Jahreszeit normalerweise fest zugefroren war, war von einer Flotte schwerer Eisbrecher freigeräumt worden.
»Aus unserer Sicht ist das hier das größere Problem«, sagte der Generalstabschef. »Binnen vierundzwanzig Stunden haben sie bei widrigsten Witterungsverhältnissen ihre gesamte ballistische Raketenflotte auslaufen lassen. Nicht nur hielten wir das in so kurzer Zeit für unmöglich, sie haben es außerdem seit der Kubakrise nicht mehr getan. «
Er sah Henderson an. »Das ist ein alarmierendes Zeichen, Mr. President. Die Russen nehmen das alles sehr ernst. Und ich denke, wir sollten es ebenso ernst nehmen.«
Diese letzten Aktivitäten kamen höchst ungelegen. Und sie brachten den Präsidenten zunehmend in ein Dilemma. Er war überzeugt, dass der Brasilienstein gesichert war und keine unmittelbare Gefahr mehr darstellte, solange er in der Lagerstätte in Yucca Mountain blieb. Sensoren auf und um den Berg herum entdeckten keine elektromagnetischen Emissionen. Aber weder das NRI-Personal, noch die neu hinzugezogenen Experten der CIA oder Nathaniel
Ahiga konnten mit Sicherheit sagen, was passieren würde, wenn es zu einer weiteren Superentladung kam.
Im gegenwärtigen Zustand der erhöhten Alarmbereitschaft, würden sie sich ein zweites derartiges Ereignis möglicherweise nicht leisten können.
Sie hatten furchtbar Pech gehabt, dass der Zwischenfall sich in offenem Gelände ereignet hatte. Noch eine Stunde, und der Stein wäre sicher in den Tiefen von Yucca Mountain geborgen gewesen, und nichts wäre passiert.
Doch in einem anderen Sinn war es vielleicht sogar Glück gewesen. Hätte der Stein seine elektromagnetische Welle ausgesandt, solange er im NRI-Hauptquartier in Virginia untergebracht gewesen war, oder – schlimmer noch – zu Beginn seiner Reise, auf dem Weg zur Andrews Air Force Base, wären in ganz Washington, D.C., und im größten Teil der Ostküste die Lichter ausgegangen – Pentagon, Weißes Haus und Kongress eingeschlossen, vom CIA-Hauptquartier in Langley und Andrews selbst ganz zu schweigen.
Der Impuls hatte
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