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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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selbst sich nicht, sondern war völlig statisch. »Es ist keine Live-Übertragung, oder? Es sieht aus, als hätte er eine Pose eingenommen.«
    »Ich denke, wir können es als eine Art Abwesenheitsnotiz betrachten, die er uns hinterlassen hat«, sagte Oberon. »Aber Ddraik hat Recht. So wie ich Dee kenne, hat er irgendwelche Hinweise auf seinen wahren Aufenthaltsort in diesem Bild versteckt.«
    Ich starrte das Bild noch intensiver an, untersuchte jeden Mauerstein am Kamin und nahm dann das Porträt genau unter die Lupe. Die Gestalt darauf erwiderte meinen Blick aus traurigen, mandelförmigen Augen. Ich war mir sicher, dass ich diesem Gesicht schon einmal begegnet war, konnte mich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, wo das gewesen sein könnte. Aber immerhin fiel
mir jetzt auf, dass unten am Rahmen eine kleine Messingplatte mit einem Namen befestigt war. Madame Dufay , stand dort. Würde mir ihre Identität etwas über Dees Aufenthaltsort verraten? Wieder sah ich ihr in die Augen und fühlte gerade den Hauch eines Wiedererkennens, als sich das Bild in der Luft auflöste.
    »Das reicht!«, donnerte Ddraik. »Bei mir gibt es Informationen nicht umsonst. Was kannst du mir im Gegenzug anbieten?«
    »Ich?« Fragend sah ich zu Oberon und Ignatius, aber sie hatten sich noch weiter zur Tür zurückgezogen. »Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas weiß, das dich interessieren könnte.«
    Der Drache reckte den Hals, bis sich seine Schnauzenspitze auf einer Höhe mit meinem Gesicht befand. Der scharfe Geruch nach verbranntem Haar, der in seinem Atem lag, als er mich beschnupperte, löste beinahe Brechreiz bei mir aus, aber ich rührte mich nicht. »Hmmm … ich glaube, du hast ein paar recht leckere Erinnerungen. Wenn du mir gestatten würdest, sie ein wenig aufzuwärmen …«
    »Vergiss nicht, Ddraik, sie ist eine Nachfahrin des Wachtturms«, erinnerte Oberon. »Wir brauchen sie.«
    »Wenn sie eine wahre Nachfahrin des Wachtturms ist, dann wird sie nicht in Gefahr sein. Was meinst du, Garet James? Sollen wir zusammen die Vergangenheit durchstreifen?«
    »Oberon? Kann ich das … ungefährdet tun?«
    Ignatius machte ein Geräusch, vielleicht ein unterdrücktes Glucksen. Nach einer Pause, die für meinen Geschmack viel zu lang ausfiel, seufzte Oberon. »Man darf
nie vergessen, dass das Feuer die Wahrheit enthüllt – aber nicht alle Wahrheiten.«
    »Das Feuer?«, fragte ich, aber die einzige Antwort war das Klicken des Türschlosses. Als ich mich umwandte, waren Oberon und Ignatius verschwunden. Ich hörte, wie die Riegel auf der anderen Seite vorgelegt wurden, ein scharfes Atemholen, und dann fühlte ich, wie mich etwas nach hinten zog. Hastig drehte ich mich wieder zu Ddraik um. Er hatte sich auf die Hinterbeine aufgerichtet, zog den Kopf unter der Gewölbedecke ein wenig ein und hatte die Wangen und den Bauch aufgebläht. Die Kraft, die mich fast von den Beinen riss, war sein mächtiges Atemholen. Und dann atmete er aus.
    Das Feuer traf mich so heftig, dass es mich gegen die Tür schleuderte. Ich öffnete den Mund und wollte schreien, aber dadurch sog ich das Feuer in mich hinein. Es versengte die Flimmerhärchen in meiner Luftröhre, verbrannte die Oberfläche meiner Lunge und gelangte dann in mein Blut, raste durch mein Herz wie ein Buschfeuer über die trockene Steppe und schoss durch meine Adern bis in meine Fingerspitzen und Zehen. Der Schmerz war fürchterlich, doch dann erreichte das Feuer mein Gehirn, und ich fing wieder an zu schreien. Es fasste in jede Synapse und ließ sie wie Knallfrösche explodieren. Jede Explosion löste eine Erinnerung aus. Ich war drei Jahre alt, saß auf einer Schaukel im Park, fühlte die Hand meiner Mutter fest auf dem Rücken, als sie mir Schwung bis hinauf in die Baumwipfel gab. Dann war ich sechs und aß ein Eis am Stiel auf der Eingangstreppe unseres Hauses, dann war ich zwölf und erwachte aus einem Alptraum, wollte nach meiner Mutter rufen, wusste aber, dass ich dafür schon zu alt war. Flüchtige
Erinnerungsfetzen flatterten so schnell vorüber, dass mir keine Zeit blieb, sie zu verarbeiten. Ich war sechzehn und rauchte eine Zigarette in einer Bar im East Village, dann war ich siebzehn und oben auf dem Empire State Building mit Becky, dann bat ich mit sechsundzwanzig Will Hughes, mein Blut zu trinken. Das Feuer knisterte hier kurz erregt, raste dann aber weiter. Ich war vier und erwachte auf einem nassen Bettlaken, dann versteckte ich mit acht die Scherben der teuren

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