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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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wollte ich Oberon fragen, aber jetzt sah ich, dass er und auch Ignatius einen guten Meter hinter mir im Türrahmen stehen geblieben waren.
    »Ddraik der Taxator weiß alles«, sagte Oberon. »Er hortet Informationen.«
    »Wissen ist Macht«, brüllte der Drache. »Habt ihr mir welches mitgebracht?«
    Ignatius warf Ddraik den Sack zu, den er bei sich getragen
hatte. Münzen und Schmuck purzelten heraus, als der Drache darin herumwühlte – ich sah eine Rolex auf den Boden kullern und mehrere Eheringe funkeln -, aber es war das iPhone, das Ignatius bei Jenna Lawrence konfisziert hatte, das Ddraik nun hervorzog. Er hielt es in einer seiner zwanzig Zentimeter langen Klauen fest und berührte den Bildschirm mit der Schwanzspitze.
    Dann gluckste er. »Die Twitter-News von Snoop Dogg sind echt zum Totlachen.« Mit zwei Klauen tippte er eine kurze Nachricht und gluckste erneut. Mit dem Schwanz strich er dann über den Bildschirm und brummte grollend: »Der Euro wird schon wieder stärker, und die Spekulanten setzen gleich auf einen fallenden Dollarkurs. Die Gier dieser Devisenhändler erstaunt mich. Davon kann sich jeder Drache noch eine Scheibe abschneiden.« Mit einer schnellen Bewegung zweier Klauen, die er wie Baggerschaufeln einsetzte, knackte er die Schale des Mobiltelefons wie eine Muschel und befreite vorsichtig die Platine aus dem Gehäuse. Dann betrachtete er die Decke über sich, blies einen Feuerschwall an eine Stelle, bis das Metall dort rot glühte, und drückte die Platine in die geschmolzene Oberfläche. Wie mir jetzt auffiel, befanden sich überall Platinen zwischen den Juwelen und Münzen und geschmolzenen Edelmetallen an den Wänden und der Decke, und die Kupferverbindungen der Leiterbahnen ergaben dabei ein ganz eigenes, kompliziertes Muster.
    »Was macht er da?«, zischte ich Ignatius zu.
    »Er baut einen Supercomputer«, seufzte Ignatius.
    »Hast du noch ein paar Festplatten mitgebracht?«, grollte Ddraik.
    »Noch nicht, Sir, aber ich habe ein paar Mac-Mitarbeiter
wegen ihrer Hacker-Aktivitäten herbestellt und bereits vorgeschlagen, dass sie ihr Bußgeld gern in Terabytes bezahlen können.«
    »Hehe, sag ihnen, man hätte sie selbst gehackt!«, kicherte Ddraik. Mit der Spitze einer Klaue berührte er zwei Kupferleitungen der Platine, und das ganze Netzwerk erwachte zum Leben. Es umspannte die gesamte Gewölbedecke, lief über die Säulen und über den Boden – ein pulsierendes rotes Netz. Bilder und Zahlen blitzten in der Luft auf, aber zu schnell, als dass ich sie hätte erkennen können.
    »Früher einmal horteten Drachen Gold«, sagte Oberon. »Aber seit Beginn des Informationszeitalters ist Ddraik auf Daten umgestiegen.«
    »Wissen ist Macht«, wiederholte der Drache, »jedenfalls in den meisten Fällen. Immer mal wieder, so wie in diesem Herbst, stellt ihr Menschen alles so auf den Kopf, dass dieses Wissen und das ihm innewohnende Muster nicht mehr funktioniert.« Wieder berührte die Spitze seiner Kralle die Kupferrille. Das Netzwerk pulsierte und blinkte nur noch schneller, bis die Informationen sich in einem verschwommenen, intensiven Blau manifestierten. Eine Millisekunde lang gab es nichts als blendendes, weißes Licht, als hätte sich das Chaos zu einer Vision geformt, aber dann spuckte es wieder nur Bilder und Zahlen aus, diesmal jedoch viel schwächer. Beinahe versiegend. Ddraik grinste und bediente sich der alten Börsenweisheit: »Der Trend ist dein Freund – jedenfalls so lange, bis die gute Stimmung ohne Vorwarnung vorbei ist. Aber mach nur weiter«, sagte er und fixierte mich mit einem glühenden, roten Auge. »Frag mich etwas.«

    Ich musste keine Sekunde überlegen. »Wo ist Dee?«
    Ddraik hielt eine Klaue in die Luft und unterbrach einen hellen Lichtstrahl. Ein Bild schimmerte in der Luft; es zeigte John Dee in einem roten Sessel vor einem Kamin. Es war derselbe Raum, den ich auch unter dem Fluss gesehen hatte – und, wie ich jetzt feststellte, in der Einspielung aus dem TCM-Studio. Alles stimmte überein, bis hin zu der silbernen Schatulle auf dem Tischchen neben dem Sessel und dem Bild von der traurig aussehenden Lady aus der Regency-Zeit über dem Kamin.
    »Aber das sagt mir nicht, wie ich ihn finden kann«, beschwerte ich mich.
    »Nicht?«, fragte Ddraik und betrachtete mit schief gelegtem Kopf nun ebenfalls das Bild. »Ich stelle dir nur die Daten bereit. Was du mit ihnen machst, ist deine Sache.«
    Ich starrte Dee an. Obwohl das Feuer hinter ihm knisterte, bewegte er

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