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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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…«
    Die Sirenen heulten und übertönten ihre nächsten Worte, aber meine Augen lagen auf ihrem Bild im Rückspiegel, und ich sah, wie sich ihre Lippen bewegten und hörte die Worte laut in ihren Gedanken widerhallen.

    Ich weiß, dass du mich liebst. Hab keine Angst , ließ mich meine Mutter wissen.
    »Da gibt es noch etwas, das ich dir sagen muss«, rief sie laut.
    Ich wollte dir von dem Wachtturm erzählen, berichtete sie nun. Ich hätte es dir nicht vorenthalten sollen, aber ich sah, wie es meine Mutter umgebracht hat. Und ich dachte, wenn ich einfach so täte, als ob es nicht existierte, dann würde ich mich davon befreien können, und auch du würdest frei davon sein. Aber es hat mich wieder eingeholt …
    Der Rettungsspreizer brach das Auto auf.
    Deswegen wollte ich, dass du irgendwo anders aufs College gehst.
    Der Feuerwehrmann zog mich aus dem Wagen.
    Deswegen wollte ich weggehen. Sag deinem Vater, dass ich euch nur deswegen verlassen wollte, um euch zu schützen … sag ihm …
    Mein sechzehnjähriges Ich kämpfte mit dem Feuerwehrmann, aber innerlich war ich ganz ruhig. Ich musste nur auf die nächste Wiederholung warten, und dann würde ich früher in den Kopf meiner Mutter gelangen. Ich würde sie dazu bringen, dass sie anhielt. Ich würde den Unfall verhindern. Ich würde sie am Leben erhalten. Sag es ihm selbst, dachte ich, als ich aus dem Auto gezogen wurde. Ich liebe dich, Mom. Das nächste Mal rette ich dich.
    Aber statt wieder zum Auto zurückzukehren, entfernte ich mich immer weiter davon. Als ich mich umwandte, sah ich, wie der Wagen in Flammen aufging, und das Wuuuuusch der Explosion hallte fröhlich im Knistern der Drachenflammen in meinem Kopf wider. Doch nun fühlte ich bereits, wie das Feuer in mir erlosch, sich aus meinem
Hirn zurückzog, in meinen Adern glühte. Die Szene vor mir verblasste wie ein überbelichtetes Bild. Ich schrie zusammen mit meinem sechzehnjährigen Ich, bemühte mich verzweifelt, an dem Augenblick festzuhalten. Ich konnte zurück! Ich konnte das alles ändern! Mit wildem Blick fixierte ich die Flammen, versuchte das Drachenfeuer wieder in meinen Kopf zurückzuholen, aber es war bereits verloschen. Schon spürte ich den kalten Fußboden in Ddraiks Höhle an meiner Haut.
    Doch bevor die Szene sich völlig auflöste, fiel mir eine Gestalt auf, die hinter dem Feuer stand, etwas entfernt am Mittelstreifen, wo die Sanitäter sich bemühten, dem Fahrer des Fords zu helfen. Seine Gestalt flimmerte in der aufsteigenden Hitze des Feuers und wirkte wie eine Fata Morgana. Aber er war keine Erscheinung. Er war dort. Er war schon immer dort gewesen. John Dee stand neben dem Feuer, in dem meine Mutter gestorben war, und starrte mich durch die Flammen hinweg direkt an.

Das Liebauge

    Schreiend erwachte ich auf dem Boden von Ddraiks Höhle. »Schick mich zurück! Schick mich zurück!« Ich stürzte mich auf den Drachen und trommelte mit den Fäusten gegen seine schuppige Haut. Anstelle einer Antwort schlang er seinen Schwanz um mich und hielt mich fest.
    »Es hat große Kraft gekostet, dich von deiner schlimmsten Erinnerung zu befreien, aber es ist der Beweis einer noch größeren Kraft, dorthin zurückkehren zu wollen. Du bist wahrlich eine Nachfahrin des Wachtturms, Margaret James. Es macht mich stolz, deine Erinnerung geteilt haben zu dürfen.«
    »Dann schick mich zurück!«, schluchzte ich.
    »Das ist mir unmöglich. Es würde auch keinen Unterschied machen. Deine Mutter hatte Recht – man kann die Vergangenheit nicht ändern. Aber du hast etwas getan, was nur sehr selten vorkommt – du hast eine Nachricht zurückgesandt.«
    »Das ist ihr gelungen?«, erklang hinter mir Oberons Stimme. Irgendwann mussten er und Ignatius wohl wieder zurückgekommen sein.

    »Ja. Sie ist stärker, als du dachtest«, antwortete Ddraik, und dann sagte er an mich gewandt: »Deine Mutter starb in dem Wissen, dass du überleben und zu einer starken Frau heranwachsen würdest. Mehr kann sich keine Mutter wünschen.« Er strich mit der überraschend weichen Spitze seines Drachenschwanzes über mein Gesicht und wischte mir die Tränen weg. Seine Berührung weckte eine Flamme ganz tief in meinem Bauch, und ich begriff, dass Ddraiks Feuer nicht, wie ich gedacht hatte, aus meinem Körper gewichen war. Es hatte sich weit zurückgezogen und schwelte dort leise wie ein Kaminfeuer, das in einer langen Winternacht Wärme spenden mochte – damit ich im Notfall darauf würde zurückgreifen können.
    Das tat

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