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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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entschuldigte sich dafür, dass er jemals meinen Vater des Betrugs verdächtigt hatte. »Die Männer, die den Diebstahl ausführten, behaupten nun nicht länger, dass Ihr Vater sie angeheuert hätte. Offenbar erinnern sie sich nicht mehr daran, wer ihnen den Auftrag gab, aber das Stückchen Leinwand, das wir in Dees Geschäft gefunden haben, gehört tatsächlich zu einem Ihrer Pissarros. Ein Mann, auf den Dees
Beschreibung passt, wird laut Interpol mit einem Kunstraub in Paris in Zusammenhang gebracht.« Das bereitete mir Sorgen, aber ich sagte nichts. Schließlich konnte ich Joe Kiernan schlecht erklären, dass Dee aus einem brennenden Turm verschwunden war.
    Doch ich wusste, dass es den brennenden Turm gegeben hatte. Die Schlagzeile auf der Titelseite der New York Times , die ich im Krankenhaus las, verriet mir, dass der Wasserturm von High Bridge völlig restauriert werden sollte, nachdem er in der sogenannten »Brandstifternacht« in Flammen aufgegangen war und sich in eine »verkohlte und rauchende Ruine« verwandelt hatte. Die Kosten dafür wurden mit mehr als dreihundert Millionen Dollar veranschlagt, hieß es weiter, aber das war nur ein kleiner Teil der mehr als fünf Milliarden, die Kongress und Stadtverwaltung von New York für die Reparaturen und Instandsetzungen nach dem schlimmsten Großbrand in einer amerikanischen Stadt seit dem Feuer von Chicago 1871 bereitstellen wollten.
    Es grenzte an ein Wunder, dass lediglich vierzehn Menschen (darunter fünf Feuerwehrmänner) in den mehr als einhundert einzelnen Bränden umgekommen waren, aber der Sachschaden belief sich auf viele Hundert Millionen, und mehr als zweitausend Menschen hatten ihr Dach über dem Kopf verloren. Durch den Massenunfall auf dem West Side Highway in derselben Nacht, der als schwerster Verkehrsunfall überhaupt in die New Yorker Geschichte einging, waren weitere neun Todesopfer und vierundzwanzig Schwerverletzte zu beklagen.
    »Wow«, dachte ich unwillkürlich und hörte erschauernd für einen Augenblick auf zu lesen. Wenn wir Dee
nicht erwischt hätten … wäre dann überhaupt noch jemand am Leben?
    Becky kam, die Verbände an ihren Handgelenken unter langen Ärmeln versteckt. »Ich würde dir eine knallen, wenn du dazu in der richtigen Verfassung wärst, James«, sagte sie und ließ sich auf mein Bett fallen. »Was hast du dir dabei gedacht, nachts in einem einsamen Park in New York herumzulaufen? Noch dazu in der ›Brandstifternacht‹! Du hättest umgebracht werden können. Und deine arme Hand!« Sie umfasste ganz zart meine bandagierte Rechte. »Du wirst ein paar Monate lang nicht schweißen können!«
    Ich hatte Verbrennungen zweiten Grades an der rechten Hand davongetragen und mir dadurch, dass ich die ganze Nacht in der Kälte gelegen hatte, eine doppelseitige Lungenentzündung geholt.
    »Joe – Detective Kiernan ist der Meinung, du hättest irgendeine Spur wegen des Einbruchs in der Galerie verfolgt. Stimmt das?«
    Ich nickte, war aber zu schwach, um mehr zu sagen. Doch als Detective Kiernan das nächste Mal zu Besuch kam (das tat er fast jeden Tag, obwohl mein Vater nicht mehr verdächtigt wurde), erklärte ich ihm, ich hätte Dee in der U-Bahn gesehen und sei ihm durch die Stadt und in den Park gefolgt, wo mich dann seine gedungenen Schläger überfallen hätten. Die Geschichte klang selbst in meinen eigenen Ohren ziemlich dürftig, aber sie war plausibler als die Wahrheit, und Kiernan schüttelte nur bedauernd den Kopf und sagte mir, ich sollte aufhören, Detektiv zu spielen. Das versprach ich ihm.
    Zwar hatte ich viel Besuch – Jay und Zach schauten
auch oft bei mir herein -, aber derjenige, den ich am meisten zu sehen wünschte, kam nicht. Ich wusste, dass es unsinnig war, darauf zu hoffen, dass Will es bedauern würde, die Schatulle genommen zu haben, und dass er zurückkam. Dennoch wartete ich jeden Abend, sobald ich aus meinem nach Westen gehenden Fenster sah und feststellte, dass das Licht schwand. Die Nachtschwester bat ich stets, das Fenster einen Spalt offen zu lassen, obwohl sie immer sagte, dass die kalte Luft für meine geschädigten Lungen nicht gut sei. Manchmal nahm ich auch die Liebaugenbrosche hervor, die ich in meiner Jeanstasche wiederfand, und versuchte hindurchzusehen, um zumindest in Madame Dufays Erinnerungen einen kleinen Blick auf Will zu erhaschen. Aber wenn ich sie an mein Auge legte, dann sah ich nur die silberne Rückseite der Brosche und sonst nichts. Vielleicht hatte Oberon das Porträt

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