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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Auf dem Hudson River Greenway tummelten sich Spaziergänger und Fahrradfahrer, die das milde Dezemberwetter genossen. Es war ein ganz normaler Tag in New York. Ich lehnte mich zurück und versuchte, die Fahrt zu genießen.
    Als das Auto jedoch an der Ausfahrt zur George Washington Bridge nach rechts zog, erschrak ich. »Fahren wir nach New Jersey?«, fragte ich, und meine Stimme klang schriller, als ich beabsichtigt hatte. Für einen kurzen Augenblick hatte ich das Bild vor Augen, wie man meine Leiche in den Sümpfen der New Jersey Meadowlands entsorgte, aber dann wechselte der Fahrer wieder die Spur, behielt die nördliche Richtung bei und blieb auf dem Henry Hudson Parkway. Schließlich bogen wir zu den Cloisters ab, jener Außenstelle des Metropolitan Museum of Arts, das unter Verwendung von Architekturfragmenten
verschiedener französischer Klöster erbaut worden war.
    »Sagen Sie es mir nicht«, sagte ich. »Mr. Hughes lebt in den Cloisters. Ich wusste ja, dass er reich ist, aber ich habe nicht geahnt, dass er in einem Schloss wohnt.«
    Ich sah im Rückspiegel, dass die Augen des Fahrers zu mir herüberglitten, aber er antwortete nicht. Wir fuhren um den stillen Park und die mittelalterlichen Türme der Anlage herum. Meine Mutter und ich hatten in meiner Jugend viele Samstage damit verbracht, die Hallen, Kreuzgänge und Gärten des Museums zu erforschen. Sie hatte sich oft zu Studienzwecken dorthin begeben, als sie ihren Magister in Französischer Literatur des Mittelalters gemacht hatte, und ähnlich wie der Lavendel, den sie selbst anpflanzte, erinnerte sie diese Umgebung an ihre Heimat. Manchmal deutete sie auf ein Schild und sagte: »Diese alten Steine sind über den Ozean gekommen, genau wie ich.« Während meines Studiums war ich ebenfalls oft hier gewesen, um mich von der Sammlung mittelalterlicher Schmuckstücke inspirieren zu lassen. Als ich dann im zweiten Studienjahr eine Seminararbeit vorbereitete, hatte ich mich mit einem der Bibliothekare angefreundet, den meine Mutter noch gekannt hatte.
    Der Wagen verließ den Park an der Fort Washington Avenue, bog nach rechts in die 181st Street, wieder nach rechts auf den Cabrini Boulevard und hielt schließlich vor den Tudor Castle Apartments.
    »Also wohnt er doch in einem Schloss«, sagte ich zu dem schweigsamen Fahrer, als ich das zwölfstöckige Apartmenthaus betrachtete, dessen roter Backstein mit hellem Granit eingefasst war, so dass es an eine Burg aus
dem mittelalterlichen England erinnerte. Ich hatte einmal in der Immobilienbeilage der Times etwas über diesen Gebäudekomplex gelesen und wusste daher, dass an dieser Stelle früher ein echtes Schloss gestanden hatte, das sich ein britischer Finanzmagnat Ende des letzten Jahrhunderts gebaut hatte und das dann in den Dreißigerjahren bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Die Wohnungen waren angeblich groß und hell, und sie verfügten neben echten Kaminen auch über einen fantastischen Blick auf den Fluss. Dennoch war ich überrascht, dass Will Hughes hier lebte. »Ich dachte immer, Hedgefonds-Manager würden an der Park Avenue wohnen«, sagte ich, als der Fahrer meine Tür öffnete und mir seine Hand reichte, um mir beim Aussteigen zu helfen. »Nicht, dass dieses Gebäude hier nicht schön wäre. Es ist unglaublich romantisch.«
    »Mr. Hughes wird sich freuen, das zu hören. Er hängt sehr an diesem Haus – was vielleicht nicht weiter verwunderlich ist, da es ihm gehört.«
    Der Fahrer führte mich durch das steinerne Portal, über dem das Wappenschild prangte, das ich auf dem Foto in der Zeitung gesehen hatte, und dann durch die Lobby, wo er dem livrierten Pförtner kurz zunickte. Offenbar wurde ich erwartet. Statt mich jedoch zu den Aufzügen in der Mitte zu bringen, zeigte er mir einen Fahrstuhl, der mit dem Schild PRIVAT versehen war, bedeutete mir hineinzugehen und verneigte sich, als sich die Türen schlossen.
    »Halt, welches Stockwerk?«, rief ich noch. Doch dann sah ich, dass es gar keine Knöpfe gab, die ich hätte drücken können. Der Lift setzte sich in Bewegung, und ich
vermutete, dass er mich zum Penthouse hinaufbrachte. Ich schloss die Augen und machte zur Beruhigung einige tiefe Ujjayi-Atemzüge, die mein Yogalehrer Ozean-Atmung nannte. Überraschenderweise funktionierte es. Als der Aufzug anhielt, empfand ich tatsächlich Gelassenheit. Ich öffnete die Augen, als die Türen aufgingen, und trat direkt in einen palastartigen Wohnraum, der an drei Seiten vom Boden bis zur Decke von

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