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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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Einfaltspinsel. »Ich muss wissen, wie ich sterbe. Sag mir, wie ich sterbe. Sie bringen mich nicht um. Sag mir, dass sie mich nicht umbringen. Ich weiß, dass sie kommen, Miriam. Du kannst mir helfen; ich brauche deine Hilfe ...«
    »Hey!«, blafft Louis. Aber dann sieht er, wer es ist. »Ist das dein Bruder?«
    Ashley lacht. »Ich bin nicht ihr Bruder, Bruder.«
    »Was? Miriam?«
    »Schau nicht sie an. Schau mich an. Wir sind hier, um dich zu rupfen wie eine Weihnachtsgans. Das hier ist eine Gaunerei. Ein Schwindel.«
    Miriam schweigt.
    Louis runzelt die Stirn. »Du solltest mir besser erzählen, was hier los ist, Freundchen.«
    »Wir wissen, dass du Kies hast. Das ganze Geld in Umschlägen. Gib’s her. Oder sonst ...«
    »Oder sonst was?«
    Ashley zieht einen Revolver – in Wirklichkeit nur sein Daumen und sein Zeigefinger, die zu einem Revolver geformt sind. »Das hier, Wichser. Jetzt rück es raus!« Er knickt den Daumen ab, als ob er den Hahn spannt.
    Louis schickt Ashley mit einem Schlag auf die Bretter. Bumm .
    Es ist wie eine Abrissbirne. Ashley kippt nach hinten aufs Bett. Er fängt an, aufzustehen, benommen – der Schlag hätte ihn für eine Stunde außer Gefecht setzen müssen, aber was immer an Meth noch durch sein System kriecht, erfüllt seinen Körper begeistert mit Leben wie eine Marionette.
    Mit seinen fleischigen Händen hebt Louis Ashleys ganzen Körper hoch und wirft ihn übers Bett in den Nachttisch. Eine Lampe rollt herunter und kracht auf den Boden und hüllt diese Ecke des Zimmers in Dunkelheit. Dann packt Louis Ashley am Fußgelenk und schleift ihn ums Bett herum zur Tür, wobei Ashleys Kopf gegen die Beine eines schäbigen Schreibtischs, die Kante des Toiletten- und Fernsehtischs und sogar den Gummitürstopper knallt.
    Louis wirft Ashley aus dem Zimmer und schlägt die Tür zu.
    Ein Gefühl wahnsinniger Euphorie erfüllt Miriams Herz. Er hat sie gerettet. Und das hat er gemacht, ohne Fragen zu stellen. Er hat die Bedrohung gesehen und sie eliminiert. Sie fühlt sich beschützt. Sie fühlt sich sicher.
    Miriam springt auf und schlingt die Arme um Louis’ gewaltigen Oberkörper.
    Er erwidert die Umarmung nicht.
    Sanft schiebt er sie zurück.
    »Ist das wahr?«, fragt er.
    Der Mut verlässt sie.
    »Louis ...«
    »Sag mir nur, ist das wahr? Er ist nicht dein Bruder? Hattet ihr vor, mich auszurauben?«
    »Anfangs nicht, aber dann – dann vielleicht –, aber jetzt nicht mehr, jetzt nicht mehr, ich habe ihn abserviert, deshalb habe ich ihn abserviert, du musst mir glauben, ich wollte nie ...«
    Doch Louis geht von ihr weg und beginnt, seine Sachen in seine Tasche zu werfen.
    »Wo willst du hin?«
    »Fort«, sagt er. »Fort von dir.«
    »Louis, warte!«
    »Nein. Mein Truck ist noch nicht in der Werkstatt, nicht vor morgen früh. Ich werde einfach wegfahren. Das Zimmer gehört dir für die Nacht, wenn du es willst. Ist mir ziemlich egal. Aber ich kann Lügner nicht ausstehen.«
    Sie ergreift sein Handgelenk, aber dann ergreift er im Gegenzug ihres. Sein Griff ist sanft genug, aber sie weiß, dass er ihr mit einer Drehung seiner Hand den Arm in Stücke brechen kann.
    »Du hattest recht. Du bist Gift. Du hast versucht, es mir zu sagen. Ich hätte zuhören sollen.«
    Er holt tief Luft, dann sagt er das Wort, dass ihr wie ein Messer direkt ins Herz stößt:
    »Leb wohl.«
    Die Tasche über der Schulter, bahnt er sich den Weg aus dem Zimmer, tritt über Ashleys auf dem Rücken liegenden Körper hinweg und geht schweigend den Flur hinunter, bis er außer Sicht ist.
    Miriam hat schon lange nicht mehr geweint, aber jetzt tut sie es.
    Heftige, zerstörerische Schluchzer. Ihre Augen brennen. Ihre Rippen schmerzen. Sie weint, so wie ein Kind weint: keuchend, ruckweise, klagend.
    Über ihrem Weinen kann sie hören, wie der Truck polternd zum Leben erwacht.
    Das Geräusch wächst zu einem Knurren an, dann verklingt es.
    Louis steuert den Truck vom Parkplatz und zurück auf den Highway.
    Er denkt nicht viel über den schwarzen Escalade nach, der an ihm vorbei auf den Parkplatz fährt, als er ihn verlässt.
ACHTUNDZWANZIG
    Schockierende Entwicklungen
    Es dauert nicht lange, bis Miriams Traurigkeit zu einem spitzen Stachel der Wut kristallisiert. Ihre Tränen werden zu Säure. Ihr Stirnrunzeln zu einer gebogenen Klinge. Ihre zitternden Hände Stichsägen, bereit, wie wild durch Fleisch zu fräsen, das sie beleidigt.
    Sie springt auf. Sie steht in der Tür. Ashley sitzt wie ein Stück vom Wind

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