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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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ignoriert das. »Außerdem spielt dieser Mann mit dem Truck eine große Rolle für dich. Das ist ein No-go. Ich muss dir alles wegnehmen, was dir etwas bedeutet, so dass nur noch ich übrig bleibe.«
    Er steht auf, legt das Tagebuch auf den geschlossenen Klodeckel und tritt an die Badewanne.
    Er stellt einen Fuß auf den Rand der Wanne und lässt seine Hand über ihre Hüfte streichen – er berührt sie nicht, sondern lässt seine Finger darüberschweben. Sie gleiten über ihren Bauch und ihre Titten.
    »Ich bin alles, worum du dir Gedanken machen musst. Meine Zustimmung. Mein Lächeln. Sie wissen das schon.«
    Harriet und Frankie – die beiden sind mit dem »Sie« gemeint – werfen sich einen kurzen Blick zu. Frankie sieht aus, als sei ihm unbehaglich zumute, aber Harriets trübe Augen tanzen für einen Sekundenbruchteil, sie glänzen auf, als seien sie Spiegel.
    »Deine erste Aufgabe für mich ist ...« Seine flinken Finger, von denen jeder einzelne so spitz zuläuft, als bestünde er nur aus zugefeilten Knochen, gleiten über ihr Schlüsselbein und ihre Kehle. Miriam stellt sich kurz vor, sie könnte ihre Hände befreien (als sei sie die Braut des Unglaublichen Hulks), den Duschkopf von der Wand reißen und dem haarlosen Wichser damit den glänzenden Schädel einschlagen. »... mir zu sagen, wie ich sterbe.«
    Sie hustet Schleim hoch und spuckt ihn dem Kerl ins Auge. Mitten rein.
    »Nein.«
    Er wischt sich mit dem Handrücken ab.
    »Ich weiß, dass Haut nur Haut zu berühren braucht«, sagt er.
    Dann packen seine Finger mit bösartigem Griff ihr Kinn ...
    Reggaeton wummert im Hintergrund eines Nachtclubs einen dumpfen Dem-Bow-Beat, die Hintergasse ist voller verschwommener, langer Schatten, die ab und an vom schummrigen Licht einer Straßenlaterne erhellt werden. Glatze tritt aus einem dieser langen Schatten heraus. Ohne Harriet und ohne Frankie.
    Ein hellrosa Anzug, schwarze Schuhe, in denen sich trotz der nächtlichen Stunde   – es ist Mitternacht   – die Schatten spiegeln.
    Sein Gesicht ist zerfurchter. Selbst seine Glatze scheint im Alter gespannter zu sein, denn es passiert in sieben Jahren   – beinahe acht, um genau zu sein   – von jetzt an gerechnet.
    Seine schwarzen Schuhe treten auf metallene Stufen, die zur Hintertür des Clubs hinaufführen.
    Glatzes Blick flackert unvorhersehbar hin und her: ein großer, schwarzer Hurensohn, die Haut so dunkel wie Vulkanglas, kommt hinter einem Müllcontainer hervor. Mister Mitternacht trägt eine schwarze Weste, die vorne offen ist und einen Blick auf seine schweißfeuchte Brust erlaubt, auf denen kleine afrolockige Haarbüschel auf dem obsidianfarbenen Fleisch sitzen.
    Die Tür am Ende der Stufen öffnet sich einen Spalt, aber nicht weiter.
    Mister Mitternacht ist lautlos. Er ist jetzt auf den Stufen. Er setzt einen riesigen Fuß vor den anderen und schleicht sich so hinter Glatze.
    Glatze tut so, als bemerke er nichts.
    A ls Mister Mitternacht zuschlagen will, ist der haarlose Wichser bereit.
    Der große Hurensohn zieht aus dem Nichts eine gebogene Klinge, ein Khukuri, hervor. Es stößt auf Glatze herab   – zumindest soll es das. Stattdessen fährt es nur durch die Luft, als Glatze sich plötzlich wegdreht und ans Geländer drückt.
    Metall blitzt auf. Glatzes Hand tanzt (wie die Hand eines Malers).
    Ein altmodisches Rasiermesser, das er in der Hand hat, ritzt ein schnelles X über Mister Mitternachts offen zur Schau gestellte Brust.
    Aber der riesige Hurensohn nimmt das nicht einfach so hin. Sein Ellbogen kracht gegen Glatzes Hand. Das Rasiermesser wirbelt durch die Luft davon, fällt klappernd auf die Metallstufen und ist weg.
    Oben auf dem Treppenabsatz öffnet sich quiekend die Tür zum Nachtclub. Der Beat wird lauter.
    Mit seinen beiden langfingrigen Händen schnappt Glatze sich Mister Mitternachts Kopf und zerrt ihn zu sich herunter, als wolle er in einen überdimensionalen Burger beißen. Und genau das tut er auch. Er beißt dem großen Hurensohn in die Nase, in die Wangen und den Kiefer. Er windet den Kopf hierhin und dahin. Blut spritzt auf die Wände und die Stufen.
    Mister Mitternacht schreit auf.
    Dann sind zwei Schüsse zu hören.
    Jemand ist auf den Treppenabsatz getreten. Ein dürrer Junkie mit einer gestrickten Mütze, die er tief ins Gesicht gezogen hat. Er hat die typischen Entzündungskrater aller Meth-Abhängigen im Gesicht.
    Aus einem kurzläufigen Revolver, einer .38er, den er in der Hand hält, kräuselt sich Rauch.

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