Blacklist - Blacklist - Blacklist
auf dem Dachboden einen Stuhl zurechtgestellt hatte, mit dem er in den Garten hinaussehen konnte. Er war einsam; er stand wahrscheinlich oft dort und hielt nach Catherine Ausschau. Deshalb könnte er gesehen haben, was sich an jenem Abend abgespielt hat, als Marcus Whitby in diesem Teich zu Tode kam.«
Edwards schlug ungeduldig auf die Armlehne seines Stuhls. »Die FBI-Agenten sind überzeugt davon, dass Sadawi Whitby umgebracht hat.«
»Ich sagte Ihnen bereits im Krankenhaus, dass ihre Theorie viele Tatsachen außer Acht lässt. Von denen einige Ihnen geläufiger sind als mir.«
Diese boshafte Anspielung auf seinen Einbruch brachte Edwards zum Schweigen.
»Haben Sie denn selbst Informationen darüber, warum dieser Journalist sich in Larchmont aufhielt, wenn Sie die Ansichten der Polizei über seinen Tod nicht teilen?«, erkundigte sich Renee.
»Ich weiß, dass er vor etwa zehn Tagen Olin Taverner einen Besuch abstattete. Ich weiß, dass Taverner Whitby geheime Papiere zeigte, von denen Taverner behauptete, dagegen wären die Hollywood Ten Schneeweißchen und Rosenrot. Ich weiß allerdings nicht, was in diesen Papieren stand, und nun, da Mr. Taverner tot ist, werden wir das vielleicht auch nie mehr erfahren. Jemand ist in seine Wohnung eingebrochen und hat sie gestohlen.«
»Und weder der Auftraggeber noch die Angehörigen von Mr. Whitney wussten, was ihn nach New Solway geführt hatte?«, bohrte Renee hartnäckig weiter.
»Whitby«, verbesserte ich. »Ich nehme an, dass es um die Tänzerin Kylie Ballantine ging, denn Whitby interessierte sich für sie.«
»Ah, ja, die Tänzerin«, äußerte Edwards mit gehässigem Unterton. »Eines von Vaters Projekten, nicht wahr, Mutter?«
»So ist es, Eds«, sagte Renee ruhig, runzelte jedoch wieder die Stirn.
»Zum Glück war er finanziell in der Lage, ihr zu helfen.«
»Ich habe mich immer gefreut, dass wir sie fördern konnten«, sagte seine Mutter mit Nachdruck. »Wie so viele schwarze Künstler der dreißiger und vierziger Jahre fristete sie ein elendes Dasein. Dabei war sie sowohl als Wissenschaftlerin wie auch als Tänzerin ein echtes Talent.«
»Ja, in den Fünfzigern war der Verlag finanziell wirklich auf der Höhe. Vater konnte ihr für ein Buch einen echten Vorschuss zahlen statt eines Almosens. Und nun wollte Whitby ein Buch über sie schreiben.«
»Ach ja?«, sagte ich. »Woher wissen Sie das?«
Einen Moment lang blickte er verwirrt, dann sagte er: »Ich dachte, Sie hätten das gesagt. Da habe ich offenbar falsche Rückschlüsse gezogen.«
Renee wechselte das Thema. »Sie sagten, Sie hätten den Teich durchsucht, in dem der unglückliche Mr. Whitney zu Tode kam. Haben Sie irgendetwas gefunden, das von Nutzen sein könnte?«
»Whitby«, korrigierte ich sie wieder. »Dies und das. Eine Menge Porzellanscherben - ich habe mich gefragt, ob Geraldine Graham jedes Mal ein Teil aus dem Service ihrer Mutter in den Teich warf, wenn sie wütend auf sie war. Und eine alte Maske aus Holz von der Sorte, wie Kylie Ballantine sie sammelte, als sie in Gabun lebte. Sonderbarerweise war die Maske verschwunden, als ich hinkam, um meine Funde einzupacken.«
Renee blickte gedankenverloren auf ihre leere Tasse. »Vielleicht haben die Deputys sie als Beweisstück mitgenommen, oder sie ist wieder in den Teich gefallen, als sie dort herumliefen. Warum haben Sie die Maske denn nicht gleich zu Anfang mitgenommen?«
Ich lächelte. »Mir war kalt. Ich hatte mich erkältet, als ich Mr. Whitbys Leiche aus diesem schrecklichen Teich hievte, und ich wollte nicht schon wieder krank werden. Ich bin in ein Motel gefahren, habe mir dort trockene Sachen angezogen und dann habe ich sie über der Aufregung um Benjamin Sadawi vergessen. Als sie mir schließlich wieder einfiel und ich sie holen wollte, war sie verschwunden.«
»War das eine der Masken, die Vater Kylie Ballantine abgekauft hatte?«, fragte Edwards.
»Ich nehme es an«, antwortete seine Mutter. »Er unterstützte Kylie auch auf diese Art. Er bestand darauf, dass jeder in New Solway so eine Maske haben sollte. Das war in dem Jahr, in dem wir geheiratet haben; ich erinnere mich noch an das Fest, als er die Masken aus seinem Arbeitszimmer brachte und sogar Olin und die Felittis überredete, eine zu kaufen.«
»Hat Ms. Graham die ihre auch damals gekauft?«, fragte ich.
Renee antwortete nicht sofort. »Vermutlich. Das ist über vierzig Jahre her, und ich kannte damals noch nicht alle Leute aus New Solway. Ich weiß noch, dass
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