Blacklist - Blacklist - Blacklist
für die Arbeit Ihres Mannes während meines Jurastudiums bei der Bayard Foundation gearbeitet habe. Seit wann hat Ihr Sohn derart gegensätzliche Ansichten entwickelt?«
»Das war ganz typisch«, sagte sie. »Zuerst war es pubertäre Rebellion, dann wurde ausgewachsener Starrsinn daraus.«
Ich verzog ärgerlich das Gesicht. »Sie beherrschen es so gut wie ich, Fragen auszuweichen, die Sie nicht beantworten wollen.«
»Ich weiche nicht dezent aus - bei aufdringlichen Fragen würde ich Ihnen den Mund verbieten und Sie nicht mit Samthandschuhen anpacken, außer wenn ich mir Ihre Unterstützung sichern wollte. In Anwesenheit von Edwards wollten Sie nicht reden, weil er auf der Seite des Justizministers steht, der jeden Araber im Lande festnehmen und verhören will. Aber jetzt sind wir unter uns, und Sie können mir sagen, wo sich dieser arabische Junge aufhält. Ich bin sicher, dass Sie es wissen.«
Das verblüffte mich. »Sie irren sich, Ms. Bayard: Ich weiß nicht, wo Benjamin Sadawi sich aufhält. Wenn er eine terroristische Vereinigung unterstützt, hoffe ich, dass er schnell gefasst wird, aber wenn er nur ein verstörter Ausreißer ist, dann kann man ihm nur wünschen, dass er bald jemanden findet, der sich so tapfer um ihn kümmert wie Ihre Enkelin.«
Sie verengte die Augen. »Ich weiß nicht, wie ich Sie überreden kann, es mir zu sagen. Ich glaube Ihnen nämlich nicht, dass Sie es nicht wissen.«
»Warum ist das so wichtig für Sie? Sie müssten doch eigentlich froh sein, dass er aus Catherines Leben verschwunden ist.«
Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. »Das bin ich auch. Solange er allerdings auf der Flucht ist, wird sie bestimmt weiter in ihn vernarrt sein oder in das Abenteuer, wie Sie glauben. Wenn sie ihn allerdings als das sehen könnte, was er ist - ein ägyptischer Tellerwäscher, der in den Sog von Ereignissen geraten ist, auf die er keinen Einfluss hat -, würde sie sich vermutlich nicht mehr als romantische Heldin betrachten.«
»Sie ist impulsiv und leidenschaftlich«, sagte ich, »aber ich halte sie im Grunde für ziemlich vernünftig. Aber wie ich Ihnen sagte, möchte ich ihm gerne selbst ein paar Fragen stellen. Falls ich ihn finde, sage ich Ihnen Bescheid. Sie sollten sich allerdings bewusst sein, dass meine Telefone möglicherweise von mehreren Ermittlungsbehörden abgehört werden.«
Sie wollte sich nicht mit meiner Antwort zufrieden geben, wusste aber nicht, wie sie mehr aus mir herausleiern konnte. Hätte sich das alles vor zwanzig Jahren abgespielt, hätte sie vermutlich Calvin überredet, mich als Assistentin anzustellen, um so an ihr Ziel zu kommen, aber heutzutage fiel ihr kein Mittel ein, um mich weich zu klopfen. Sie war schlau - sie ließ locker, als sie merkte, dass sie keine Chance hatte.
»Hätte Darraugh Graham Larchmont nicht so sehr gehasst, stünde das Haus heute nicht leer«, sagte ich müßig. »Dann hätte Catherine den Jungen vielleicht zu Ihnen gebracht. Ich nehme an, dass Darraugh etwas gegen Larchmont hat, weil er dort die Leiche seines Vaters gefunden hat. Wissen Sie, was Mr. Graham dazu bewogen hat, sich das Leben zu nehmen?«
Renee blickte mich an. »Das passierte in der Zeit, als ich Calvin heiratete, und ich hatte so viel anderes im Kopf. Ich entsinne mich noch, dass Mr. Grahams Tod in den dortigen Kreisen als skandalös empfunden wurde, obwohl die alte Mrs. Drummond dafür sorgte, dass nichts davon in den Zeitungen stand.
Ereignisse dieser Art veranlassten mich dazu, New Solway den Rücken zu kehren: Die Frauen brachten ihr Leben mit Klatsch und Tratsch zu, die Männer machten Geschäfte und hatten Affären mit der Nachbarin. Die Frauen verheirateten ihre Söhne mit den Töchtern der Nachbarn, damit auch noch Schwiegermütter und Schwiegertöchter lästern und tratschen konnten. Ich bestand darauf, dass wir diese Wohnung in der Stadt kauften, und kümmerte mich um den Verlag. Wir fuhren an die Coverdale Lane zum Reiten und um das Landleben zu genießen, aber die Lebensgeschichten der Nachbarn habe ich nicht verfolgt.«
Nun war es an mir, skeptisch zu blicken: Ich war mir sicher, dass sie mehr über die Grahams und die anderen Nachbarn wusste, als sie vorgab, aber wie sie konnte ich auch nirgendwo den Hebel ansetzen, um mehr zu erfahren. Ich wechselte wieder das Thema.
»Kylie Ballantines Unterlagen werden in der Vivian Harsh Collection in der Chicago Public Library aufbewahrt. Ich habe sie mir angesehen und dabei mehrere Hinweise auf ein Komitee
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