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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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dazu gebracht, zum zweiten zu werden.«
    Ich will gerade fragen, wie der dritte Typus schwarzer Führer aussieht, als Quentin sagt: »In Wirklichkeit verachtet Shad seine eigenen Leute. Wussten Sie das? Nicht alle, doch die, die am meisten Hilfe brauchen. Er gibt ihnen die Schuld für ihre Lebensumstände, genau wie die weißen Rassisten es tun.«
    Ich nicke. »Ich habe Shad abfällig über einheimische Schwarze reden hören. Er hat einmal in meinem Beisein den Ausdruck ›strohdämliche Blaulippe‹ benutzt.«
    Quentin beugt sich vor und reibt seinen Unterschenkelstumpf. »Das überrascht mich nicht. Es ist eine Menge Selbsthass im Spiel, wenn man so redet. Shad ist auch antisemitisch. Er unterhält enge Beziehungen zu Louis Farrakhan. Es ist wirklich traurig, so etwas bei einem Mann von Shads intellektuellen Fähigkeiten sehen zu müssen.«
    »Ist alles in Ordnung?«, frage ich besorgt, weil Avery sich plötzlich unwohl zu fühlen scheint.
    »Alles in Ordnung. Diese gottverdammte Diabetes.« Er richtet sich auf. »Die Sache ist die, Penn – um ein wahrer schwarzer Führer zu sein, muss man auch den faulen, schwachsinnigen Bruder lieben, der mitten am helllichten Tag auf derHighwaybrücke sitzt und im Fluss angelt. Wenn nicht, hilft man niemandem weiter.«
    Ich schweige, während ich überlege, ob ich seiner Meinung bin.
    »Es ist wie Jesus«, sinniert Avery. »Jesus hat die Hure und den Sünder geliebt. Wenn man ein ganzes Volk erretten will, muss man am Boden anfangen, nicht im Vorzimmer des Königs. Oder im Büro des Bürgermeisters in diesem Fall.«
    Weiß Avery, dass Shad erneut mit dem Amt des Bürgermeisters liebäugelt? »Was ist mit dem dritten Typ von schwarzen Führern?«
    Ein Ausdruck des Bedauerns erscheint auf dem Gesicht des Anwalts. »Das ist der prophetische Typ. Das waren Martin, Malcom … Ella Baker. Oder James Baldwin in den intellektuellen Kreisen. Jesse Jackson ist der einzige politische Führer der jüngeren Zeit, der das Zeug gehabt hätte, diese Rolle auszufüllen, doch nach 1988 hat er den Mut verloren. Die gegenwärtige Generation hat keine Führer von diesem Typ hervorgebracht, ganz zu schweigen von diesem Kaliber. Ich habe Hoffnungen in Bezug auf Barak Obama, bin aber noch nicht sicher. Die Gründe haben mehr mit der alles beherrschenden Konsumkultur der schwarzen Mittelklasse zu tun als mit irgendwelchem persönlichem Versagen.« Avery winkt ab. »Aber das ist nicht der Grund, aus dem ich hier bin. Ich erwähne das nur, weil es meine Meinung bezüglich des Bezirksstaatsanwalts verdeutlicht.«
    Er greift in seine Hemdentasche und zieht eine kostspielig aussehende Zigarre hervor, die er sich zwischen die Lippen steckt, doch er zündet sie nicht an. »In dem Augenblick, in dem ich erfuhr, dass Bürgermeister Jones todkrank ist, wusste ich, dass Shad erneut für das Amt kandidieren würde. Vor fünf Jahren hat er Goldstein und Henry in Chicago verlassen – das ist eine Top-Kanzlei, in der viele einflussreiche schwarze Anwälte arbeiten – und sich damit gebrüstet, dass er in den Süden gehen und sich zum Bürgermeister wählen lassen würde,um dieses Amt als Trittstufe auf dem Weg in das Gouverneursbüro von Jackson zu benutzen. Vom Büro des Gouverneurs aus glaubte er wohl, es in den Senat zu schaffen. Anschließend – wer weiß? Doch er versagte bereits bei der allerersten Hürde. Wiley Warren schlug ihn, trotz all der schwarzen Prominenz, die Shadrach einfliegen ließ. Nun, der junge Shadrach war nicht der Mann, der mit dem Schwanz zwischen den Beinen nach Chicago zurückkehren würde. Also bewarb er sich um das Amt des Bezirksstaatsanwalts und siegte bei der Wahl. Aber er zielt auf etwas anderes ab. Er will das, womit er sich gegenüber seinen alten Partnern gebrüstet hat. Diese Stadt braucht dringend einen guten Bürgermeister. Doch Shadrach Johnson ist keiner. Beim letzten Mal versprach er den Wählern eine farbenblinde Leistungsgesellschaft und eine verjüngte Stadt. Das hat ihm nicht den Sieg eingebracht, also wird er diesmal verbreiten, dass er eine rein schwarze Stadt will. Jeder Posten wird von einem schwarzen Kandidaten besetzt, ob qualifiziert oder nicht. Freunde sind gut, Familie ist besser. Er wird den Weißen zeigen, wie es ist, ganz unten zu sein. Viele einheimische Schwarze werden Shad allein wegen der Hautfarbe wählen, und das wäre ein großer Fehler.«
    »Ich verstehe Ihre Empfindungen gegenüber Shad, Quentin, doch ich glaube nicht, dass eine Niederlage vor

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