Blackmail: Thriller (German Edition)
Gericht in diesem Fall ausreichen wird, um ihn an einem Wahlsieg zu hindern.«
»Da haben Sie völlig recht, Penn. Nein, ich vertraue darauf, dass Shad sein Ansehen selbst irreparabel schädigen wird.«
»Wie meinen Sie das?«
Quentin schenkt mir ein spitzbübisches Lächeln. »Nehmen wir an, Dr. Elliott hat dieses arme Mädchen getötet. Und nehmen wir weiter an, ein Berg von Beweisen türmt sich auf, die zeigen, dass er es war. Ich glaube, dass Shad selbst unter diesen Umständen nicht imstande wäre, der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen. Er wird nicht auf die Beweise vertrauen. Er wird etwas Unethisches tun, vielleicht sogar etwas Illegales, um dieDinge in die von ihm gewünschte Richtung zu lenken. Um absolut sicherzustellen, dass Dr. Elliott verurteilt wird. Und Sie werden dort sein, um ihn vor aller Augen bloßzustellen. Dann habe ich mein persönliches Ziel erreicht.«
Zuversicht steigt in mir auf, schwindet aber genauso schnell wieder, wie sie gekommen ist. »Sie haben mir viel Mut gemacht, Quentin, doch Sie haben auch neue Besorgnis in mir erweckt. Sie begreifen die Situation viel besser als ich, doch der Mann, den Sie mitgebracht haben, weiß noch überhaupt nichts. Und Zeit ist ein kritischer Faktor bei dieser Sache. Shad hat es extrem eilig.«
»Der Mann, den ich mitgebracht habe, Penn, weiß mehr, als Sie glauben.«
»Wie das?«
Avery nimmt die Zigarre aus dem Mund und grinst. »Er sitzt vor Ihnen.«
Es dauert ein paar Sekunden, bis ich die volle Bedeutung seiner Worte begriffen habe. »Wollen Sie mir sagen, Sie wollen Drew vor Gericht verteidigen? Höchstpersönlich?«
»Genau das.«
»Wegen Shad Johnson.«
»Das ist richtig. Doch meine Beweggründe sollten Dr. Elliott nicht allzu viel Kopfzerbrechen bereiten. Er wird eine bessere Verteidigung erhalten, als er sich je erträumt hätte.«
Ich sitze schweigend da, während ich immer noch versuche, es zu begreifen. »Zugegeben«, sage ich schließlich. »Aber …«
»Aber was?«
»Drew scheint die Gefahr nicht zu sehen, in der er schwebt. Oder falls doch, dann ist es ihm egal. Ich glaube, Kates Tod hat ihn in eine Art Schockzustand versetzt, aus dem er noch nicht wieder hervorgekommen ist.«
Avery kichert leise. »Keine Sorge. Wenn er erst den zwölf Geschworenen gegenübersitzt, die ihn aus der Jury-Box anstarren, als wäre er Charles Manson, wird es ihm dämmern. Und zwar verdammt schnell.«
Die Erkenntnis, dass eine Legende wie Quentin Avery das Kreuz aufgenommen hat, von dem ich geglaubt habe, es allein tragen zu müssen, lässt mich eine Erleichterung spüren, wie ich sie seit Jahren nicht empfunden habe. »Quentin, ich sage Ihnen, ich fühle mich wie ein neuer Mensch.«
»Freuen Sie sich nicht zu früh, Penn. Ich habe das Gefühl, dass uns noch eine Menge weiterer schlechter Nachrichten erwarten.«
»Welcher Art?«
»Beweise. Indizien. Dinge, die Dr. Elliott nicht weiterhelfen.«
Ich nicke zögernd. »Ich hoffe, Sie irren sich.«
»Das kommt vor. Doch es geschieht immer seltener, je älter ich werde.«
Bei jedem anderen hätte es sich arrogant angehört, doch nicht aus Quentin Averys Mund.
»Es ist einer der Widersprüche, die vom Alter kommen«, fügt er hinzu. »Der Schwanz wird schwächer, die Vernunft nimmt zu.« Er lacht volltönend. »Es muss da irgendeinen Zusammenhang geben. Vielleicht ist Intelligenz mehr eine Frage der Konzentration als alles andere.«
»Da könnten Sie recht haben.«
Ich lasse die Hände flach auf die Schreibtischplatte fallen. »Was soll ich als Nächstes tun?«, frage ich.
Er zählt eine Liste an den langen Fingern ab. »Reservieren Sie ein paar Zimmer im Hotel Eola. Eine Suite für mich plus vier oder fünf normale Zimmer als Büros und so weiter. Ich brauche einen Vorschuss von sechzigtausend Dollar, weitere fünfzigtausend müssen für Spesen auf einem Bankkonto hinterlegt werden. Das ist nur für den Anfang.«
»Betrachten Sie es als erledigt«, sage ich und bete im Stillen, dass Ellen Elliott nicht die völlige Kontrolle über Drews flüssige Geldmittel besitzt.
»Das gefällt mir«, sagt Avery. »Ein Mann, der weiß, wie viel Können wert ist.«
»Es ist nicht schwierig, wenn es das Geld von jemand anderem ist.«
»Da haben Sie nicht unrecht.«
»Was ist mit mir selbst? Welche Rolle spiele ich?«
Der alte Anwalt schürzt die Lippen wie ein Mann, der versucht, die Funktion einer unbekannten Maschine zu ergründen. »Nennen wir Sie meinen Chefermittler. Sie haben ein Talent dafür
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