Blackmail: Thriller (German Edition)
nicht, dass die Beweise, die er vorlegen kann, eine Jury nicht gegen Dr. Elliott einnehmen würden. Eine Mississippi-Jury, die zu hören bekommt, was Sie mir soeben erzählt haben, würde ihn sicherlich für den Täter in Erwägung ziehen. Und wenn diese Jury herausfindet, dass Dr. Elliott am Fluss war und die Hände an der Leiche hatte, wird sie auf schuldig entscheiden. Es sei denn, Sie können beweisen, dass der böse, böse Cyrus White sie umgebracht hat.«
»Das ist verdammt viel verlangt, schätze ich.«
Quentin nickt. »Selbst wenn die andere Spermaprobe mit der dna von Cyrus White übereinstimmt, haben Sie lediglich bewiesen, dass Cyrus mit der Toten Sex hatte.« Er schnieft und lächelt mich schwach an. »Natürlich ist es so, dass die Jury bei diesem Fall der springende Punkt sein wird. Weiße Jurymitglieder werden zu dem Vorurteil neigen, dass ein perverser schwarzer Dopedealer nicht zögern würde, ein hübsches knackiges junges Ding wie Kate Townsend zu vergewaltigen und zu töten. Schwarze Jurymitglieder werden genau das Gegenteil denken. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass es eine gemischte Jury geben wird. Das ist gut für Dr. Elliott, weil es hier um Mord geht. Und es braucht nur einen einzigen Geschworenen, der berechtigte Zweifel an Elliotts Täterschaft hegt.« Avery grinst, und ich sehe, dass seine Zähne erstaunlich weiß sind. »Es müsste schon ein mieser Anwalt sein, der sich nicht für fähig hält, wenigsten einen einzigen Geschworenen zu überzeugen, dass ein aufrechter Arzt und Heiler wie Dr. Elliott den Mord vielleicht nicht begangen hat.«
Zum ersten Mal spüre ich einen Anflug von Hoffnung. »Ich fühle mich wie ein dummer Junge, weil ich so pessimistisch klinge. Das liegt wohl daran, dass ich weiß, wie entschlossen der Bezirksstaatsanwalt, der Sheriff und der Richter sind, Drew wegen Mordes zu verurteilen.«
Avery nickt weise. »Das sollte in der Tat ein Grund zur Besorgnis sein. Und um die Wahrheit zu sagen, das ist der eigentliche Grund, weshalb ich bereit war, mich mit diesem Fall zu beschäftigen.«
»Ich verstehe nicht.«
»Shad Johnson«, stößt Avery mit offensichtlicher Abneigung hervor.
»Sie kennen ihn?«
»Wir sind uns ein paar Mal begegnet. Ich kenne seine Leute.«
Seine Leute. Das bedeutet Familie, und es reicht eine unbekannte Anzahl von Generationen in die Vergangenheit zurück. »Was halten Sie von Johnson?«
»Ich halte ihn für gefährlich. Nicht nur für Dr. Elliott, sondern für jeden schwarzen Mann, jede Frau und jedes Kind in dieser Stadt.«
Ich bin sprachlos. »Wie meinen Sie das?«
»Es gibt eine Krise in diesem Land, Penn, was die schwarzen Führer angeht. Die Führer meiner Ära sind ein Relikt aus einem anderen Zeitalter. Einem verlorenen Zeitalter, wie ich leider sagen muss. Martin Luther King, Malcolm X, Fannie Lou Hamer, Medgar … sie sind so tot wie die Dinosaurier. Heutzutage haben wir im Grunde genommen drei Kategorien von schwarzen Führern. Da wäre der Managertyp, der vorgibt, dass die Rasse absolut kein Problem darstellt. Er sucht eine große weiße Wählerschaft, doch er will auch die loyalen Schwarzen hinter sich behalten. Er ist pragmatisch und kein schlechter Führer, doch er neigt dazu, die Besseren zu unterdrücken, indem er behauptet, die einzige Lösung für die Schwarzen bestünde darin, sich den Weißen anzupassen. Dann haben wir den schwarzen Protestführer. Er ist schwarz, laut und stolz. Er sieht sich selbst als einen neuen Malcolm oder Martin, doch tief im Herzen ist er nicht wie sie. Er benutzt die Ideale der großen Führer von einst nur, um das zu bekommen, was er wirklich will: persönlichen Status und Macht. Marion Barry, Al Sharpton,Louis Farrakhan – die Liste ist endlos. Sie sind grell, bunt und gefährlich. Sie täuschen die Mehrzahl der schwarzen Amerikaner, indem sie an ihre Emotionen appellieren, doch sie benutzen diese Unterstützung einzig dazu, ihre egoistischen Ziele zu verfolgen. Sie werden diese Männer niemals in den einfachen schwarzen Anzügen und weißen Hemden sehen, die Martin und Malcolm getragen haben. Diese Leute wollen mitspielen, und sie ziehen sich dementsprechend an. Wahre Protestführer sind demütige, bescheidene Menschen, Penn. Sie schätzen die Weisheit und nicht irgendwelche Medienberater.«
»Das klingt ein wenig nach Shad Johnson, wenn auch nicht ganz.«
»Shad ist schizophren«, sagt Quentin Avery. »Er fing als der erste Typus Schwarzer an, doch Fehlschläge haben ihn
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