Blackmail: Thriller (German Edition)

Jenny Townsend darüber gesprochen?«
    »Ich werde sie informieren, sobald diese Sitzung zu Ende ist.«
    Typisch. Als würde die Entscheidung dieses Beirats das Leben aller anderen beherrschen. »Okay. Und warum bin ich hier?«
    Holdens Stimme klingt beinahe feminin vor Aufregung. »Der nächste Punkt auf der Tagesordnung ist der Schulverweis von Marko Bakic.«
    »Schulverweis und Ausweisung«, sagt Bill Sims. »Es wird Zeit, dass dieser kleine Bastard dorthin zurückkehrt, wo er hergekommen ist.«
    »Auf welcher Grundlage wollen Sie ihn der Schule verweisen?«, frage ich.
    »Sie haben keine spezifischen Gründe«, informiert mich Jan. »Bloß einen Katalog kleinerer Vergehen von der Art, die üblicherweise mit Nachsitzen bestraft wird.«
    »Und für die er, wenn ich mich recht entsinne, mit Nachsitzen bestraft wurde «, sage ich laut. Mir ist nicht entgangen, dass Jan die dritte Person Plural benutzt hat.
    »Ganz genau«, sagt sie und wendet sich Holden Smith und Bill Sims zu. »Wenn Sie Bakic von der Schule verweisen wollen, ist das eine reine Willkürentscheidung.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen«, sagt Sims. »Er ist ein verdammter Kroate. Was kann er schon dagegen unternehmen?«
    »Er kann Sie und die Schule verklagen«, sage ichleidenschaftslos. »Unsere Versicherung würde für den Schaden aufkommen, doch die Öffentlichkeit würde uns bei lebendigem Leib fressen. Wir würden jeden Morgen aufwachen und die Worte ›Drogenhandel‹ und ›St. Stephen’s‹ in ein und demselben Artikel in der Zeitung lesen.«
    »Er ist nicht mal Amerikaner!«
    »Das spielt keine Rolle. Die ausländischen Gefangenen in Guantánamo klagen unter anderem wegen illegaler Freiheitsberaubung gegen die Regierung der Vereinigten Staaten. Amerikanische Anwälte stehen Schlange, um diese Leute zu vertreten.«
    »So ein Dreck!«, brüllt Sims aufgebracht. »Das ist doch die totale Scheiße! Genau das stimmt nicht mit diesem Land!«
    »Im Gegenteil«, sage ich gleichmütig. »Das ist eines der wenigen Dinge, die richtig sind in den Vereinigten Staaten.«
    Sims funkelt mich wütend an; dann blickt er zu Holden Smith, als wollte er sagen: Was hat dieser Kerl überhaupt noch hier zu suchen?
    »Ich verrate Ihnen noch etwas«, fahre ich unbeeindruckt fort. »Sie haben Drew zu schnell fallen lassen. Je mehr ich über den Tod von Kate Townsend herausfinde, desto sicherer scheint mir, dass sie von jemand anderem vergewaltigt und ermordet wurde.«
    »Und von wem?«, fragt jemand am Tisch. »Etwa von diesem Drogenhändler, der in der Zeitung erwähnt wird?«
    »Darüber kann ich hier nicht sprechen.«
    »Wir sind in einer geschlossenen Versammlung«, sagt Holden Smith. »Niemand macht Notizen, es gibt kein Sitzungsprotokoll. Nichts von dem, was wir besprechen, verlässt diesen Raum.«
    »Das ist der größte Witz, den ich im ganzen letzten Jahr gehört habe. Jedes delikate Thema, das in diesem Raum besprochen wurde, bekam ich zwei Tage später von jemandem erzählt, der gar nichts hätte wissen dürfen. Jeder in diesem Beirat plaudert aus dem Nähkästchen, was das Zeug hält, und ichwerde nicht Drews Verteidigung riskieren, um die Neugier dieser Gruppe hier zu befriedigen.«
    »Aber er ist schuldig! Er hatte eine Affäre mit Kate Townsend!«, beharrt Holden. »Ist das korrekt?«
    »Und wenn es so wäre, zu was macht es Elliott dann?«
    »Nun?«
    »Zu einem menschlichen Wesen, genau wie wir alle es sind.«
    Holden blickt mich verletzt an. »Penn, Sie nehmen das zu persönlich. Wir alle mögen Drew. Wir alle respektieren ihn, wenn man von dieser Sache absieht. Doch der Schaden, der dieser Schule wegen seines Fehltritts mit Kate bereits zugefügt wurde, ist kaum abzuschätzen. Und was ist mit dem Schaden, den Kate selbst erlitten hat?«
    »Wollen Sie meine ehrliche Meinung hören? Ich bin nicht sicher, was am Ende noch alles herauskommen wird. Aber was, wenn Kate bereits in tiefen Schwierigkeiten steckte? Was, wenn Drew im Gegenteil ein stabilisierendes Element in ihrem Leben war?«
    »Wollen Sie behaupten, Sex mit einem vierzigjährigen Mann hätte Kates Leben stabilisiert?«
    »Nein. Doch von ihm geliebt zu werden hatte vielleicht diese Wirkung. Alles das, was wir über das Leben unserer Kinder an dieser Schule nicht wissen, würde einen Ozeandampfer zum Sinken bringen.«
    Der Vorsitzende des Beirats stößt die Luft aus. »Sie wissen offensichtlich wesentlich mehr über diese Geschichte als wir alle, Penn. Was empfehlen Sie?«
    »Bezüglich Marko