Blackmail: Thriller (German Edition)
»Nein. Sie wissen, wer Avery ist?«
»Allerdings, Sir.« Der Chief erhebt sich und zieht seinenWaffengurt aus. Jede seiner Bewegungen hat mit einem Mal etwas Vorsichtiges. »Und ich werde bestimmt nicht warten, bis dieser Hundesohn einen Fall für die Bundesgerichte daraus macht. Soweit es mich betrifft, Penn, sind Sie der Anwalt, den Drew Elliott braucht. Das Verhör beginnt in einer Minute.«
Er geht an mir vorbei nach draußen, ohne mir noch einmal in die Augen zu sehen.
»Don, so warten Sie doch!«, rufe ich.
»Rutschen Sie mir den Buckel runter.«
23
A ls ich Quentin Avery anrufe, um ihm von Drews bevorstehender Vernehmung zu berichten, kommt seine Frau ans Telefon. Doris Avery zögert, ihren Mann an den Apparat zu holen, doch ich höre, wie er im Hintergrund protestiere, und dann erklingt auch schon seine dunkle Stimme im Hörer.
»Warum zerren Sie mich um diese späte Stunde aus dem Bett, Penn Cage?«
Ich berichte ihm rasch, was sich seit unserer letzten Unterhaltung alles ereignet hat. Quentin klingt interessiert, als er von dem Anschlag auf Cyrus White hört, und noch mehr, als er von dessen Verschwinden erfährt. Doch er hält es nicht für sonderlich beunruhigend, dass Drew von Chief Logan vernommen werden soll. Wenn ich nervös wäre, meint er, sollte ich beim Verhör dabei sein und darauf achten, dass Drew lediglich Fragen beantworte, die mit Cyrus’ Tod in Zusammenhang stehen.
Quentins Gelassenheit beunruhigt mich, doch wie sich herausstellt, hatte er recht. Chief Logan bekommt nichts aus Drew heraus – nur dass Drew bestreitet, mit dem Angriff auf Cyrus White und seine Leute zu tun zu haben. Drew scheintnoch schockierter als ich zu sein, als er von dem Angriff erfährt, doch er ist sehr interessiert, als er hört, dass Cyrus offensichtlich entkommen ist. So wie ich hält auch Drew es für möglich, dass Cyrus versucht, seinen eigenen Tod vorzutäuschen. Drew scheint überzeugt zu sein, dass die ganze Geschichte von Cyrus in Szene gesetzt worden ist, um sich die eigenen Leute vom Hals zu schaffen – potentielle Zeugen, die gegen ihn aussagen konnten – und anschließend selbst zu »sterben«, um einer Bestrafung wegen Mordes an Kate zu entgehen. »Gibt es eine bessere Möglichkeit, einer Strafverfolgung zu entgehen?«, fragt er Chief Logan herausfordernd. »Inzwischen ist Cyrus wahrscheinlich längst auf dem Weg nach Chicago oder Los Angeles.«
Als Logan das Verhör beendet, ist er keinen Schritt weiter als vorher. Ich warne Drew, keine Fragen mehr zu beantworten, solange ich oder Quentin Avery nicht zugegen sind, verspreche ihm, am nächsten Morgen wiederzukommen, und lasse mich von Chief Logan zu meinem Wagen begleiten.
»Irgendwas stimmt da nicht, Penn«, sagt der Chief. »Ich weiß nicht, ob es Drew ist oder was anderes, das ich noch nicht herausgefunden habe. Aber irgendetwas in dieser Stadt stimmt ganz und gar nicht.«
»Vielleicht ist es schon eine ganze Weile so, Don. Vielleicht kommt es jetzt erst ans Licht.«
»Sie meinen Drogen?«
»Ja.«
»Was ist mit diesem Marko Bakic?«, fragt Logan.
»Bakic ist ein kroatischer Austauschschüler, der gerne Al Pacino sein würde.«
»Bitte?«
»Nichts. Ich habe Sonny Cross zitiert.«
Chief Logan sieht mich an, als würde er auf weitere Informationen warten, doch ich bin zu müde, um ihm zu erzählen, was ich über Marko in Erfahrung gebracht habe. »Was haben Sie für ein Problem mit Quentin Avery, Don?«
Der Chief steckt sich eine Zigarette an. Nach ein paar Zügen sagt er: »Avery hat meinen Onkel Danny Richards in einem Schmerzensgeldverfahren verklagt … Onkel Danny besaß ein Transportunternehmen. Seine Laster haben hauptsächlich Faserholz transportiert. Dann, an einem Freitag, war einer seiner Fahrer betrunken. Ein Schwarzer natürlich. Einige der Jungs kaufen sich morgens zwei Kisten Bier und trinken den ganzen Tag, wenn sie hinter dem Lenker sitzen. Es ist verrückt, ich weiß, aber wie soll man sie daran hindern? Onkel Danny hat seine Fahrer immer wieder kontrolliert, aber man kann schließlich nicht ununterbrochen bei ihnen in der Kabine sitzen. Jedenfalls, dieser eine Fahrer hatte in einer Kurve wegen überhöhter Geschwindigkeit eine Ladung Stämme verloren. Die Stämme überrollten eine Hausfrau, die gerade aus einem Lebensmittelgeschäft kam. Sie blieb gelähmt. Quentin Avery übernahm den Fall und focht ihn bis zum Letzten durch. Der Fahrer besaß nichts außer einem Berg Schulden, deswegen verbrachte er ein paar
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