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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Jahre im Gefängnis und kam wieder raus. Er fährt wieder Holzlaster.«
    »Und Ihr Onkel?«
    »Avery hat ihn ruiniert. Sämtliche Vermögenswerte der Firma wurden beschlagnahmt, um die Kosten und Forderungen zu decken. Der Fall wurde selbstverständlich in Jefferson County verhandelt, vor einer schwarzen Jury. Onkel Danny hat sich zwei Jahre später das Leben genommen. Er fuhr gegen einen Brückenpfeiler, stocknüchtern und am helllichten Tag. Kein anderes Fahrzeug war in das Geschehen verwickelt.«
    »Das tut mir leid.«
    Chief Logan bläst eine große blaue Qualmwolke aus. »Wenn dieser Dreckskerl auf meine Wache kommt, sollte er zusehen, dass ständig andere Leute da sind. Sonst könnte es gut möglich sein, dass er auf einer Bananenschale ausrutscht …«
    Ich warte, doch der Chief ist fertig mit seiner Geschichte. Es ist ein altes Gesetz, und es gilt auch heute noch: Anwälte machen sich Feinde. »Wir sehen uns, Don.«
    Er lässt seinen Zigarettenstummel fallen und tritt ihn aus. »Ja.«
    Ich fahre vom Polizeigebäude los, während mein Verstand eine Montage aus Ereignissen konstruiert, die ich nicht selbst erlebt habe, obwohl ich weiß, dass sie real sind: Cyrus White, der von einem schwarz maskierten Killer angegriffen wird, und die geisterhafte Kate, die allein zu den Brightside Manor Appartements geht, um Drogen für die süchtige Ehefrau ihres Geliebten zu organisieren. Dazwischen – wie in den SchwarzWeiß-Filmschnipseln aus Fahrschulzeiten – der Tod von Sonny Cross, mein persönlicher Alptraum aus Mündungsblitzen, Schreien und schwarzem Blut. Meine Gefühle wegen Sonny bleiben gemischt. Er war kein Mann ohne Fehl und Tadel, ganz und gar nicht, doch er tat sein Bestes, um seine Heimatstadt vor einer Geißel zu schützen, die er besser kannte als die meisten von uns. Es war eine tief empfundene Verpflichtung, und als er starb, übertrug er mir einen Teil davon – wie ein sterbender Soldat, der das Regimentsbanner an einen Kameraden weiterreicht.
    Ich denke an den Hurrikan aus Gewalt, der sich vor zwei Tagen über meiner Heimatstadt erhoben hat, und frage mich, was wohl im Auge dieses Sturms liegen mag. Es ist eine einfache Antwort, die mir in den Sinn kommt: Marko Bakic.
    In Anbetracht dessen, was Sonny mit seinen Dirty-Harry-Methoden herausgefunden hat und was ich Sheriff Byrd heute Abend über Marko erzählt habe, sitzt der kroatische Austauschschüler jetzt wahrscheinlich im Licht eines heißen Scheinwerfers in einem Verhörzimmer des Sheriff’s Departments. Vielleicht aber auch nicht. Billy Byrd muss sich heute Nacht um viele Dinge kümmern, nicht nur um Marko.
    Ich wähle die Nummer der Telefonauskunft und bitte um die Festnetznummer von Paul Wilson, dem Professor im Ruhestand, der Marko im Schüleraustauschprogramm gesponsert hat. Es ist bereits nach elf Uhr abends, doch Paul bleibt immerlange auf. Ich habe ihn schon nach Mitternacht mit seinem Hund um den Block joggen sehen, weil ich häufig selbst lange aufbleibe, wenn ich schreibe. Nachdem Pauls Telefon fünfmal geläutet hat, will ich gerade auflegen, als der Professor sich mit hellwacher Stimme meldet.
    »Penn Cage! Was kann ich für Sie tun, mein Freund?« Paul ist ein Yankee, und er hat offensichtlich meinen Namen auf seinem Anruferdisplay gelesen.
    »Hallo, Paul. Ich weiß, dass es schon spät ist, aber vielleicht hätten Sie trotzdem Zeit, sich kurz mit mir zu unterhalten.«
    »Es ist noch gar nicht so spät hier bei uns, Penn. Janet und ich sitzen bei einem Glas Pinot Noir und hören Puccini auf pbs.«
    Fast hätte ich aufgelacht. Paul hat das stereotype Bild, das ich von ihm habe, augenblicklich bestätigt. Ich habe gehört, dass er und Janet viel Wein trinken, und ich weiß aus Gesprächen mit ihm, dass er zu viel Radio hört.
    »Haben Sie heute Abend etwas von der Polizei gehört?«, frage ich.
    Paul zögert einen Moment, bevor er antwortet. »Ja. Der Sheriff war hier. Er war ziemlich ungehalten, richtig unhöflich.«
    »Vernimmt er gerade Marko?«
    »Nein, Marko ist unterwegs. Er hat eine Verabredung.«
    »Ich wusste gar nicht, dass die Kids heutzutage noch Verabredungen haben.«
    Paul lacht. »Haben sie eigentlich auch nicht. Aber Marko und dieses Mädchen verbringen viel Zeit miteinander.«
    »Ist sie seine Freundin?«
    »Nun ja, sie ist sehr von ihm eingenommen. Geradezu besessen, würde ich zu behaupten wagen. Aber ich glaube nicht, dass Marko sich mit einem einzigen Mädchen zufriedengeben würde. Als Kind hat er gelernt,

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