Blackmail: Thriller (German Edition)
mir ihn den Rachen, und ich schaffe es gerade noch, mich nicht auf Paul zu übergeben. Als ich mich erholt habe, wird mir bewusst, dass der sterbende Professor versucht, den Kopf zu drehen, um nach seiner Frau zu sehen. Ich kann an nichts anderes denken als an die Sorge des sterbenden Sonny Cross um seine beiden kleinen Söhne.
»Janet ist nichts passiert«, versichere ich Paul in der Hoffnung, dass er nicht gesehen hat, wie sie niedergemetzelt wurde, und in der Überzeugung, dass er ohnehin bald tot ist.
Immer noch blubbert Luft durch den Schnitt in seiner Kehle, und er versucht noch angestrengter, sich zu Janet umzudrehen.
Ich fasse ihn bei den Schultern und halte ihn fest. »Die Sanitäter sagen, dass Janet wieder auf die Beine kommt. Sie machen sich mehr Sorgen um Sie. Halten Sie durch. Sie müssen durchhalten, für Janet. Der zweite Rettungswagen muss gleich hier sein.«
Paul schließt die Augen.
Ein verrückter Gedanke schießt mir durch den Kopf, und bevor ich es verhindern kann, spreche ich ihn aus. »Hat Marko das getan, Paul? Hat Marko Sie niedergestochen?«
Er öffnet erneut die Augen, ganz weit diesmal, und mit einer bemerkenswerten Willensanstrengung schüttelt er den Kopf.
»Hat Marko das getan?«, frage ich erneut, weil ich sicher sein will.
Wieder schüttelt Paul den Kopf, dann schließt er die Augen und sinkt nach hinten.
»Können Sie mich hören, Paul?«
Keine Reaktion.
Ich nehme seine Hand und drücke sie. »Ich bin hier, Paul. Sie sind nicht allein. Können Sie mich hören?«
Nichts.
Ich greife mit der linken Hand an ihm vorbei und nehme zwei seiner Finger. »Das ist Janet, die Ihre Hand hält, Paul. Sie will, dass Sie durchhalten. Hören Sie, Paul?«
Die Finger bewegen sich, und für einen kurzen Moment steigt Hoffnung in mir auf. Dann kommt ein scheinbar nicht enden wollendes Röcheln aus seiner aufgeschlitzten Kehle und verklingt allmählich zu einem flüssigen Blubbern. Dann ist Paul Wilson so still, wie nur Tote es sind.
Ich lasse seine Hände los und erhebe mich, als mir plötzlich bewusst wird, wie dumm es von mir gewesen ist, mich auf die beiden Opfer zu konzentrieren, während der Täter vielleicht immer noch in der Nähe lauert. Ich husche nach draußen und verstecke mich in den Schatten an der Seite des Hauses.
In der Ferne ertönt eine Sirene.
Sie wird lauter und schriller, und ich blicke unwillkürlich hinauf zum Apartment über der Garage. Dann wird mir das Offensichtliche bewusst: Nicht die Wilsons waren das Ziel des Killers, sondern Marko. Ich sprinte über die Einfahrt und stürme die Treppen zum Apartment hinauf.
Die Tür steht weit offen.
Während ich noch überlege, ob ich eintreten soll oder nicht, höre ich das Kreischen von Gummi auf Asphalt draußen auf der Straße. Da versucht einer abzuhauen! Scheiße! Der Killer war vermutlich in Markos Apartment, während ich nach Paul und Janet Wilson gesehen habe. Ich bete, nicht auch noch Markos Leichnam vorzufinden, als ich das Apartment betrete.
Es ist ein einzelner großer Raum mit einem Bett, einer Kochnische und einer Toilette hinter einer Abtrennung. Der Fußboden ist übersät mit Bettzeug, Büchern und Schubladen, die aus der Kommode an der Wand gerissen wurden. Ein Kleiderschrank liegt mit der Front nach unten auf einem Tisch; die Türen sind von der Wucht des Aufpralls zerschmettert. Nur ein Computermonitor an der gegenüberliegenden Wand scheint der Zerstörung entgangen zu sein.
Die Sirene kommt näher und näher.
Ich bahne mir einen Weg zwischen den Trümmern hindurch zum Computer. Es ist ein Windows-PC. Ich öffne den Ordner »Eigene Dateien« und überprüfe den Inhalt. Die Dateien sehen unverdächtig aus: Schularbeiten und Briefe von Colleges bezüglich eines möglichen Football-Stipendiums. Ich durchsuche den Rest der Festplatte, doch nichts springt mir ins Auge. Marko scheint ein leidenschaftlicher Spieler zu sein. Er hat eine ganze Reihe von Ego-Shootern auf seinem System installiert.
Das Heulen eines Rettungswagens gesellt sich zur Sirene der Polizei; es hört sich an, als käme die Kakophonie direkt von der Auffahrt der Wilsons. Ich weiß, dass ich mein Glück auf die Probe stelle, als ich die Systemsteuerung von Windows öffne und »Zeige verborgene Dateien« anklicke. Als ich anschließend erneut die Festplatte durchsuche, sind mehrere neue Ordner zu sehen, alle mit dem halbtransparenten Symbol, welches anzeigt, dass der Hauptbenutzer des Computers sie vor den neugierigen Augen eines
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