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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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scheint sich innerlich zu stählen; dann sagt sie: »Ich habe Ann versprochen, dass ich um halb drei zu einem Strategiemeeting ins Zeitungsgebäude komme. Sie arbeitet die ganze Nacht durch.«
    Ich schüttele den Kopf. »Dann mach dir keine Mühe.«
    »Penn, wir hätten trotzdem fast zwei Stunden. Ich kann dich zu Bett bringen und deinen Schlaf bewachen.«
    Noch vor einem Jahr hätte ich mit Freuden zugestimmt. Heute nicht. »Ich glaube nicht, dass ich heute Nacht ein guter Gesellschafter wäre. Ich bin morgen früh wieder fit. Dann können wir neu anfangen.«
    Caitlin erhebt sich. »Okay. Ich muss sowieso bei mir lüften. Ich schätze, ich werde sämtliche Fenster und Türen aufreißen und mir einen Gimlet genehmigen. Vielleicht auch zwei.«
    »Ich wünschte, ich wäre fit genug, um dir Gesellschaft zu leisten. Tut mir leid.«
    Sie blickt zu mir hinunter und wartet lautlos beschwörend auf eine Erklärung, doch sie muss die Wahrheit der Situation längst kennen.
    »Caitlin … wären diese Morde nicht geschehen, wärst du doch gar nicht nach Natchez gekommen, oder?«
    Sie beißt sich auf die Unterlippe und denkt nach, bevor sie antwortet. »Das ist wahrscheinlich richtig, ja. Allerdings wäre ich in zwei Wochen auf jeden Fall zurückgekommen, und ich habe vor, eine ganze Woche zu bleiben.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Penn, was stimmt nicht? Bitte rede mit mir.«
    »Reden sollten wir, ja. Bevor wir wieder in unsere alten Gewohnheiten zurückkehren.«
    »Dann lass uns jetzt reden.«
    »Nein. Ich bin zu erschöpft. Ich habe in den letzten Stunden zu viel Schlimmes gesehen. Ich freue mich, dass du da bist, und Annie wird sicher ganz aus dem Häuschen sein, wenn sie dich sieht. Belassen wir es für den Moment dabei.«
    Caitlin setzt zu einer Antwort an, überlegt es sich dann aber anders. Sie beugt sich vor, gibt mir einen sanften Kuss auf die Lippen, und verlässt das Zimmer. Sie hat schon immer schnell begriffen.
    Es wird sich etwas ändern. Auf die eine oder andere Weise.

25
    D ie Sporthalle der St. Stephen’s klingt wie ein Broadway-Theater, bevor die Beleuchtung gedämpft wird. Vierhundert Schüler, angefangen bei Fünftklässlern bis hin zu den Senior-Klassenkameraden von Kate Townsend und Chris Vogel drängen sich auf den Bänken zu beiden Seiten des blitzblanken Basketball-Spielfelds. Die meisten Lehrer sitzen bei ihren Klassen und bemühen sich vergeblich, die erwartungsvolle Anspannung unter Kontrolle zu halten. Ungefähr fünfzig Erwachsene aus der Gemeinde – viele davon mit Kindern in der St. Stephen’s – stehen an der Wand bei den breiten Eingangstüren. Coach Wade Anders, unser sportlicher Leiter, steht neben der kleineren Tür zu seinem Büro und funkelt die lautesten Schüler böse an, um sie zum Verstummen zu bringen.
    Ein Podium ist im Zentrum des Mittelkreises aufgestellt worden, mit Stühlen rechts und links davon. Auf den Stühlen sitzen Jan Chancellor, Holden Smith, Dean Herrick, der Pfarrer der presbyterianischen Kirche, der Kate angehört hat, Roger Mills,Pfarrer der Methodistenkirche von Chris Vogel sowie Charles Martin, der Schulkaplan. Es gibt keinen Platz für Jenny Townsend, die Mutter von Kate, doch sie muss ebenfalls irgendwo in der Turnhalle sein, genau wie die Familie von Chris Vogel.
    Jan Chancellor erhebt sich und tritt ans Mikrofon, ein gefaltetes Blatt Papier in der Hand. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte es einer gewissen Anstrengung bedurft, um Stille zu erreichen, nicht jedoch heute. Heute verstummt der Saal so schlagartig, als würde jeder Anwesende die Luft anhalten. Der Tod ist eine ehrfurchtgebietende Macht.
    »Wir haben uns hier versammelt«, sagt Jan mit lauter Stimme, »um zwei der besten Schüler zu gedenken, die je diese Schule besucht haben. Kate Townsend und Chris Vogel. Weil die St. Stephen’s eine so kleine Einrichtung ist, sind wir alle wie eine Familie, und heute betrauern wir den Verlust zweier Familienangehöriger.«
    Während Jan weiterspricht, wird mir bewusst, dass sie eine noch bessere Rednerin ist, als ich gedacht habe. Sie distanziert sich nicht durch zu viel Förmlichkeit von den Kindern, noch erscheint sie leutselig. Sie zeichnet ein knappes Bild von den beiden Toten, das ihre speziellen Begabungen und Fähigkeiten hervorhebt, und sie vermeidet jede Erwähnung, auf welche Art und Weise sie ums Leben gekommen sind. Ich nehme an, dass die beiden Geistlichen rechts und links vom Podium dieses Thema aufgreifen werden.
    Während Jan am Ende ihrer

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