Blackmail: Thriller (German Edition)
eingesetzt wurde.
»Wenn ich dich umbringen würde«, sagt Cyrus, »hätte das Konsequenzen.«
Das ist ein netter Gedanke, der allerdings nicht ganz der Wahrheit entspricht. Mein Vater würde sehr wahrscheinlich den Rest seines Lebens damit verbringen, nach meinem Mörder zu suchen, doch es gibt keine Clique mächtiger Gesetzesbeamter, die einen nationalen Rachefeldzug gegen den Täter ins Leben rufen würde. Sicher, da wäre noch ein ehemaliges Mitglied der Delta Force, das mächtig wütend wäre über mein vorzeitiges Ableben, doch auch Daniel Kelly muss irgendwie seinen Lebensunterhalt verdienen. Obwohl, je länger ich nachdenke – vielleicht würde Daniel sich auch in den Kopf setzen, jemanden bezahlen zu lassen, wenn ich ermordet werde. Und wenn man Kelly erst mal im Nacken hat, dann hat man ein gewaltiges Problem.
»Hat Jaderious mich verraten?«
Cyrus steht auf und geht zu den Schränken, wo Fernseher und Mikrowelle stehen. »Wir haben Lean Cuisine und Dr. Pepper. Drüben im Kühlschrank ist etwas Danone. Nimm dir, was du brauchst. Aber lass die Finger von meinen Pringles, ist das klar?«
»Ich lasse die Finger von Ihren Pringles.«
Cyrus sieht zu Blue und sagt: »Er ist ein kluger Junge, wie?«
Blues mächtiger Bauch wogt vor Lachen.
»Du wartest einfach ab, klar? Wenn die Verhandlung vorbei ist und du ein braver Junge warst, kannst du auf dem gleichen Weg hier raus, wie du reingekommen bist.«
»So gut wie neu?«
»Vielleicht ’ne kleine Entziehung. Oder du wirst ein Kunde. Ich würd’s dir nicht verdenken, Mann. Nicht viele Leute schaffen es, den Drachen zu jagen und wieder davon loszukommen. Es ist einfach zu gut. Wie ’ne weiße Rassepussy, die nicht genug kriegen kann.«
»Warum wollen Sie, dass ich die ganze Zeit high bin?«, frage ich verwirrt. »Warum sperren Sie mich nicht einfach ein?«
»Weil ich einen Teil der Zeit hier wohnen werde. Und ich hab keinen Bock, von dir genervt zu werden, klar? Keine Spielchen und all die Scheiße. Solange du high bist, habe ich weniger Stress, und du auch. Für mich ist es so, als wärst du überhaupt nicht da. Du bist wie ein Schoßhündchen. Okay, Mann?«
»Okay.« Solange ich am Leben bleibe, ist alles okay für mich.
»Dacht ich mir. Aber hör gut zu, Mann.« Cyrus zeigt mit dem Finger auf mich. »Ich will dich nicht umbringen, aber ich tu’s, kapiert? Wenn du mir nur den kleinsten Ärger machst, irgendeinen Scheiß, wenn du unbequem wirst, schicke ich dich in das große schwarze Nichts. Ist das klar?«
»Klar.«
»Und immer schön den Stoff nehmen, Mann. Ich weiß, wie man einem Arschloch weh tun kann, also hör lieber auf mich.«
Ich antworte nicht.
Cyrus nimmt einen Becher Joghurt aus dem Kühlschrank und reißt die Folie ab. »In zwei oder drei Tagen bettelst du sowieso nach dem Shit. Warte nur ab, du wirst sehen. Du willst nicht mehr leben ohne das Zeug.«
»Wie kommen Sie hier rein und raus?«, frage ich. »Gibt es keine Wachen mehr?«
Cyrus löffelt Joghurt aus dem Becher in den Mund. »Triton hat nachts einen alten Nigger vorne im Pförtnerhaus sitzen. Er arbeitet allerdings für mich und nicht für diese Arschlöcher.«
Wie viel besser könnte es noch sein? Cyrus lebt drei Kilometer außerhalb der Stadt in relativem Luxus und kontrolliertseine Drogengeschäfte, ohne befürchten zu müssen, dass die Polizei ihn je entdeckt.
»Ich und Blue müssen heute Nacht ein paar Dinge erledigen«, sagt er und leert den Becher. »Also ist es Zeit, dich wieder auf den Trip zu schicken. Bring uns nicht dazu, dich festhalten zu müssen. Wenn du dich wehrst, wirst du dafür bezahlen, klar?«
Ich sage mir, dass ich mich nicht gegen die Injektion wehre, doch als Cyrus anfängt, das Heroin zu kochen, schießt Adrenalin in meinen Kreislauf. Als er eine bereitliegende Spritze von der Theke nimmt, kann ich nicht anders – ich weiche zurück.
»Scheiße«, murmelt Cyrus. »Blue?«
Blue zieht einen kleinen Revolver aus der Tasche und richtet ihn auf mich. Er drängt mich in die nächste Ecke, dann schlägt er mir den Revolver mit brutaler Wucht gegen die linke Schulter. Mein ganzer Arm wird bis zur Hand hinunter taub.
»Leg dich hin, sofort«, sagt er mit freundlicher Stimme. »Hat keinen Sinn, sich zu wehren. Du machst es nur schlimmer für dich.«
»Hat jemand anders diese Nadel schon mal benutzt?«
Cyrus schüttelt den Kopf. »Es ist die gleiche, die ich dir im Wagen verpasst habe. Komm jetzt. Es wird spät. Bring mich nicht dazu, dir richtig
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