Blackmail: Thriller (German Edition)
weil ich noch unter den Bäumen war. Dann trat ich ins Sonnenlicht. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht … ich kann ihn nicht beschreiben.«
Meine Fäuste sind unter der Bettdecke geballt. »Sprich weiter.«
»Sie hatte Angst. Aber da war noch etwas.«
»Was?«
»Erleichterung. Dass die Wahrheit endlich ans Licht gekommen war, schätze ich. Es muss ihr schwergefallen sein, sie so lange zu verheimlichen.«
Ellen klingt zu meinem Erstaunen mitfühlend. Doch ihre Gefühle an jenem Tag, an dem sich alles abgespielt hat, müssen ganz andere gewesen sein. »Was ist dann passiert?«
»Ich rief ihren Namen. Wie eine Frage. ›Kate?‹ Sie erhob sich, als hätte mein Rufen sie zum Leben erweckt. Mein Gott, sie war ein wunderschönes Mädchen.« Plötzlich fixiert Ellen mich mit wütendem Blick. »Ich hasse Drew für das, was er getan hat. Nicht für das, was er mir angetan hat – auch wenn es mich fast umgebracht hat –, sondern für das, was er dem Mädchen angetan hat. Er hatte kein recht, Kates Zukunft auf diese Weise zu verbiegen. Er hat die natürliche Ordnung der Dinge gestört. Sie hatte so viel zu bieten, sie war so frisch, und er hat ihr alles genommen. Ihre ganze Zukunft.«
»Bitte erzähl weiter, Ellen. Was ist dann passiert?«
»Ich habe ihr den Zettel gezeigt, den ich an Drews Wagen gefunden hatte.«
Ich schließe kurz die Augen. »Und dann?«
»Ich habe eine Erklärung von ihr verlangt. An diesem Punkt hatte ich immer noch gehofft, dass es eine ganz unschuldige Erklärung für alles gibt. Ich weiß, es klingt erbärmlich, doch es ist die Wahrheit. Kate wurde sehr nervös, doch sie versuchte nicht zu lügen. Sie sagte mir, dass sie und Drew sich liebten. Es war der schlimmste Alptraum einer jeden Ehefrau. Ich konnte es nicht … ich konnte es einfach nicht begreifen, verstehst du? Als mir schließlich klar wurde, was sie mir zu erzählen versuchte, sah ich rot. Ich konnte es nicht fassen, dass sie mich auf diese Weise hintergangen hatte. Ich konnte nicht glauben, dass dieses Kind mich so zur Närrin gemacht hatte. Wie dummwar ich gewesen! Und sie redete nicht von Sex, oh nein! Sie redete von Liebe. Sie legte ganz schnell jede Verlegenheit ab. Sie prahlte fast mit ihrer Eroberung. Jedenfalls hatte ich diesen Eindruck.«
»Was geschah dann?«
»Ich habe Kate gesagt, dass sie eine Närrin sei, dass Drew in einer Midlife-Crisis stecke und dass sie die besten Jahre ihrer Jugend für eine Affäre opfere, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt sei. Ich sagte ihr, Drew würde seinen Sohn niemals im Stich lassen. Und dann … dann ist es passiert.«
»Was?«
»Kate hatte auf einmal dieses überhebliche Lächeln im Gesicht. Dann sagte sie mir, dass sie und Drew zusammen von hier weglaufen würden.« Ellen starrt die Wand an, als könnte sie Kate vor sich sehen. »Ich habe ihr gesagt, sie wäre verrückt. Durchgedreht. Doch sie lächelte einfach weiter und sagte: ›Ich bin schwanger, Ellen. Drew und ich bekommen ein Baby.‹« Ellens Mundwinkel hängen für ein paar Sekunden schlaff herunter, als stünde sie immer noch unter Schock. »Ich glaube nicht, dass ich von dem Moment an noch zurechnungsfähig war.«
»Erzähl weiter.«
»Ich schrie sie an. Ich nannte sie eine Schlampe und Lügnerin. Sie lachte mich aus. Das machte mich noch wütender. Ich konnte es nicht ertragen! Ich trat vor sie hin und gab ihr mit der flachen Hand eine Ohrfeige. Richtig fest. Sie fing an zu schreien. Grausame Dinge … furchtbare Dinge. Sie sagte mir, dass ich Drew niemals glücklich machen könnte, dass er todunglücklich wäre wegen mir und dass ich ihn langsam umbrächte. Dann sagte sie mir warum. Und … und sie hatte recht mit vielen von dem, was sie sagte.«
»Ellen, du musst das nicht alles noch einmal durchleben. Erzähl mir nur …«
»Lass mich zu Ende erzählen, Penn. Ich muss es mir von der Seele reden. Kate wusste alles über mein Drogenproblem. Estraf mich schlimm, dass Drew ihr davon erzählt hatte. Sie sagte, sie wäre diejenige gewesen, die mir mein Lorcet besorgt hätte, damit Drew nicht seine ärztliche Zulassung verliert. Sie verhielt sich mir gegenüber, als wäre ich ein erbärmliches Monster. Das Schlimmste daran war, sie hatte recht! Das machte mich nur noch wütender. Ich wollte, dass sie still ist, Penn. Ich musste sie zum Schweigen bringen. Ich schlug sie fünf- oder sechsmal, und ich schrie sie immer wieder an: Sei still! Sei endlich still! Doch sie wollte nicht aufhören. Sie lachte
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