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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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einem Mal klar, dass sie wahrscheinlich unter starken Entzugserscheinungen leidet, genau wie ich. Drew sitzt im Gefängnis, Kate wurde ermordet – ihre Quellen für Lorcet Plus sind ausgetrocknet.
    »Bist du nur hergekommen, um mich zu besuchen?«, frage ich. »Oder kann ich etwas für dich tun?«
    Sie saugt ihre Unterlippe ein und legt die Stirn in Falten. Dann schüttelt sie mehrfach den Kopf, als läge sie im stummen Widerstreit mit sich selbst.
    »Ellen?«
    »Ich … ich muss dir etwas sagen, Penn. Ich weiß nicht, mit wem ich sonst darüber reden kann.«
    »Dann sag es mir, Ellen. Was immer es ist, ich bin sicher, es ist in Ordnung.«
    »Nein, ist es nicht.« Ihre geröteten Augen brennen sich in meine. »Ich habe Kate ermordet, Penn.«
    Es dauert einen Moment, bis ich begreife, was sie sagt. Es ist, als hätte sie gesagt: »Ich komme vom Planeten Tralfadamore.« Doch das hat sie nicht gesagt. Sie hat gesagt: Ich habe Kate ermordet, Penn. Und sie hat es todernst gemeint.
    »Erzähl mir, wovon du redest, Ellen. Meinst du das im übertragenen Sinn?«
    »Ich fürchte nein. Ich habe sie getötet.« Sie hebt die Hände. »Ich habe sie mit diesen … mit diesen meinen eigenen Händen umgebracht.«
    Einen Moment lang frage ich mich, ob ich halluziniere. Doch Dad hat mir Beruhigungsmittel verabreicht, kein lsd. Dann dämmert es mir: Ellen lügt! Ellen lügt, um Drews Leben zu retten!
    »Wie hast du sie umgebracht, Ellen?«
    »Ich habe sie erwürgt.«
    »Ich dachte, du wärst bei deiner Schwester gewesen, als es passiert ist?«
    Sie schüttelt erneut den Kopf.
    »Deine Schwester hat gelogen, um dich zu schützen?«
    »Ja. Aber Jackie hat keine Schuld.«
    Mein Puls normalisiert sich langsam wieder. Ellen ist überwältigt von Schuldgefühlen wegen ihres Verhaltens in der Ehe, deswegen versucht sie nun, Drew zu retten, indem sie sich selbst opfert. »Warum erzählst du mir nicht, was passiert ist? Setz dich und lass alles raus.«
    Ellen starrt verächtlich auf den Besucherstuhl. »Ich muss nicht sitzen. Es ist wirklich ganz einfach. An dem Tag, als es passiert ist, war ich angeblich mit Jackie auf einem Einkaufsbummel. Doch bevor ich mich mit ihr traf, fuhr ich zu Drew in die Praxis. Ich wollte ihm ein paar Farbmuster für unser Wohnzimmer zeigen, die ich von Sherwin-Williams mitgebracht hatte.«
    »Wusste Drew, dass du kommen wolltest?«
    »Nein. Jedenfalls, als ich zu seiner Praxis ging, kam ich zufällig an seinem Wagen vorbei. Dem Volvo. Jemand hatte ein Stück Papier unter den Scheibenwischer geklemmt, und ich blieb stehen. Wahrscheinlich, weil es nicht nach Werbung aussah. Es sah eher aus wie eine Nachricht. So was wie: ›Ich bin beim Parken gegen Ihren Wagen gestoßen, hier ist meine Telefonnummer‹, irgendwas in der Art.« Auf ihrem Gesicht zeigt sich Verwirrung. »Aber das war es nicht. Es war eine Nachricht von Kate.«
    Plötzlich spüre ich Beklemmung in den Eingeweiden. »Was hatte sie geschrieben?«
    »›Ich muss dich sehen. Wir treffen uns am Bach.‹«
    »Das war alles?«
    »Ja.«
    »War die Nachricht unterschrieben?«
    »Nein.«
    »Woher weißt du dann, dass sie von Kate war?«
    In Ellens Augenwinkeln erscheinen kleine Fältchen. »Das wusste ich zu Anfang nicht. Nicht mit Sicherheit jedenfalls. Aber Kate war schon zwei Jahre als Babysitterin bei uns. Ich hatte ihre Handschrift oft gesehen. Als ich den Zettel sah, dachte ich … na ja, ich erkannte sie irgendwie.«
    »Erzähl weiter. Immer der Reihe nach.«
    »Ich fuhr nach Hause und spazierte runter zum Bach.«
    »Hast du den Zettel an Drews Wagen gelassen?«
    »Nein. Ich habe ihn mitgenommen.«
    »Warum?«
    Ellen tippt bedächtig mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn. »Ich weiß es nicht.«
    »Okay. Erzähl weiter.«
    »Ich nahm den gleichen Weg, den ich immer mit Henry gegangen bin.« Henry war der schwarze Labrador der Elliotts. Er ist inzwischen gestorben. »Es gibt sowieso nur zwei Wege dort unten. Ich war nicht sicher, ob ich zur richtigen Stelle unterwegs war, aber … es war wie mit der Handschrift. Ich hatte den gleichen Instinkt. Wenn Kate den Zettel geschrieben hatte, war ich auf dem richtigen Weg.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich ging also zu dieser Stelle auf halbem Weg zwischen unseren beiden Wohnvierteln.« Ellen senkt den Blick, und sie spricht, als stünde sie unter Hypnose. »Sie saß auf einem Baumstamm, als ich sie entdeckte. Sie sah aufgewühlt aus. Als ich noch zehn Meter von ihr weg war, blickte sie auf. Sie erkannte mich nicht,

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