Blackmail: Thriller (German Edition)
zwischen der städtischen Polizei und dem ländlichen Sheriff’s Office. Und Kates Leichnam wurde genau an der Stadtgrenze gefunden, was ohne Zweifel ernste Zuständigkeitsprobleme nach sich ziehen wird.
»Egal wem du es erzählst, es wird früher oder später bei Shad landen. Du kannst es genauso gut gleich ihm erzählen. Deine einzige Chance ist, ihnen zuvorzukommen und dafür zu sorgen, dass es so bleibt. Wenn du freiwillig aussagst, werden die Leute vielleicht wütend, aber keiner kann dich als einen Lügner hinstellen. Erzähl es ihnen jetzt, Drew, bevor jemand dir zuvorkommt.«
»Alles? Auch, dass ich Kates Leiche als Erster gefunden habe?«
»Diese Frage hab ich nicht gehört, Kumpel.«
Er blickt mich verwirrt an. »Was meinst du damit?«
»Wir Anwälte haben ein Sprichwort: Jeder Mandant erzählt seine Geschichte nur ein einziges Mal.«
»Und das bedeutet?«
»Das erste und einzige Mal, dass du deine Geschichte erzählst, ist im Zeugenstand. Auf diese Weise bleibt bis zu diesem Tag genügend Zeit, die Wahrheit den Fakten anzupassen, die ans Tageslicht kommen.«
Drew verzieht voller Abscheu das Gesicht.
»Eine zynische Sichtweise, ich geb’s zu«, sage ich. »Aber die Erfahrung ist ein unnachgiebiger Lehrer. Wenn ich heute Abend deine Geschichte anhöre, kann ich dich später nicht in den Zeugenstand zitieren, um eine andere zu erzählen.«
»Aber ich bin unschuldig! Das habe ich dir doch gesagt!«
Drews attraktives Gesicht ist eine Studie der Komplexität menschlicher Emotionen. »Ja. Aber du verhältst dich wie ein Mann, der etwas zu verbergen hat.«
6
M ia Burke reißt die Augen weit auf, als ich das Wohnzimmer meines Stadthauses betrete.
»Meine Güte, was ist denn mit dir passiert?«
»Ich bin ein bisschen nass geworden.«
Sie erhebt sich aus ihrem Sessel und lässt The Sheltering Sky auf einen Polsterschemel fallen. »Du blutest!«
»Ich blute?«
»Ja.«
Sie geht in den Flur und winkt mir, ihr ins Bad zu folgen.Im Spiegel über dem Waschbecken sehe ich Abschürfungen am Hals und an den Armen. Am linken Arm ist eine lange Schramme, und die Verbrennung am rechten Unterarm ist gerötet und pocht schmerzhaft.
»Scheiße«, sagt sie leise. »Igitt.«
»Was denn?«
»Dein Rücken sieht noch schlimmer aus. Wahrscheinlich hast du einen tiefen Schnitt unter dem Hemd.«
»Großartig.«
»Es ist besser, ich sehe nach.«
Ich fühle mich ein wenig verlegen im Badezimmer mit Mia. Zwei Tage zuvor hätte ich keine Sekunde gezögert, aber jetzt … »Zieh es einfach hoch und sieh nach, ob es genäht werden muss.«
Sie lacht angesichts meiner Vorsicht; dann hebt sie vorsichtig mein Hemd hinten hoch. Es klebt an meinem Rücken. »Es ist ein Schnitt, tatsächlich. Er sieht nicht besonders tief aus, aber er ist schmutzig. Gehst du unter die Dusche?«
»Ja.«
»Ich kann ein wenig Seife in die Wunde reiben. Du kannst sie unter der Dusche abspülen. Das sollte reichen.«
Mia schlüpft um mich herum und dreht den Heißwasserhahn an; dann reibt sie Seife in einen blauen Waschlappen, bis er kräftig schäumt. »Wirst du schreien?«, fragt sie, während sie den Lappen hochhält und wieder hinter mich tritt.
»Finden wir’s heraus.«
Die Seife brennt wie Schwefelsäure, doch Mia hat mich so beschämt, dass ich die Zähne zusammenbeiße.
»Willst du nicht schreien?«, fragt sie, während sie schrubbt. Ich kann spüren, wie sie die Haut auseinanderzieht, um das Innere des Schnitts zu säubern.
»Ich denke darüber nach. Was bedeutet Lifehouse? «, frage ich, als mir der Aufdruck ihres T-Shirts einfällt.
»Eine Band, alter Mann. Sie würde dir gefallen. Ich brenn dir eine CD.« Der Humor verschwindet aus ihrer Stimme.»Ist alles glattgelaufen, was du heute Abend erledigen wolltest?«
»Nicht so glatt, wie ich gehofft hatte. Aber wenigstens wurde niemand getötet.«
»Das ist gut.«
»Das ist gut, ja.«
Endlich ist sie fertig mit meinem Rücken. »Ich lasse die Seife drin. Wenn du möchtest, dass das Brennen aufhört, geh unter die Dusche.«
»Danke. Ich komme jetzt allein zurecht.«
Sie lacht erneut, und ihre Augen blitzen amüsiert trotz der Ereignisse des Tages. »Tatsächlich? Brauchst du mich morgen?«
»Nach der Schule, wenn du Zeit hast.«
»Okay. Dann sehen wir uns morgen.«
Sie entfernt sich durch den Flur. »Hast du irgendwas Neues über Kates Tod gehört?«, rufe ich ihr hinterher.
Sie kommt zur Badezimmertür zurück. »Steve Sayers und sein Dad sind im Moment unten im Büro
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