Blackmail: Thriller (German Edition)
und wusste, dass niemand in der Nähe der Fünfzig-Yard-Linie wartet.«
»Du warst tatsächlich rechtzeitig wieder bei deinem Fourwheeler, um den Burschen zu erschießen«, sage ich. »Nur dass ich dann aufgetaucht bin.«
Drew nickt, doch ich vermag seine Emotionen nicht zu lesen. »Was wird unser Motorradfahrer als Nächstes unternehmen?«, fragt er. »Wird er versuchen, mich weiter zu melken, oder wird er mich an die Polizei verraten?«
»Woher soll ich das wissen? Eines weiß der Erpresser jetzt auf jeden Fall: Es ist ein riskantes Geschäft, dem er nachgeht. Er hat wohl kaum damit gerechnet, dass du so ein Psycho bist.«
»Er wird bestimmt noch eine Weile mit mir spielen. Wenn er mich verrät, bekommt er keinen Cent mehr. Und keine Medikamente.«
»Du hast ihm Medikamente gegeben?«
Er zuckt die Schultern. »Nur ein paar Proben. Nichts Großartiges. Dieser Typ oben auf dem Hügel … wie schlecht kann man eigentlich schießen?«
»Vielleicht wollte er uns gar nicht treffen. Vielleicht wollte er uns nur ein wenig aufhalten.«
Drew schnaubt bei dem Gedanken an derartige Halbherzigkeiten.
»Können wir endlich von hier verschwinden?«, frage ich.
Drew beugt sich über das atv, wo normalerweise die breite gepolsterte Sitzbank ist, und überprüft die rechteckige Box, in welcher der Luftfilter sitzt. Dann befestigt er die Sitzbank wieder, zieht den Choke und dreht den Zndschlüssel. Der Motor erwacht stotternd zum Leben und stirbt wieder ab. Drewfummelt an irgendetwas; dann dreht er den Schlüssel erneut. Diesmal bleibt die Maschine widerwillig an. Drew betätigt behutsam den Gashebel, und bald läuft der Motor rund.
»Wir sind so weit«, sagt er zufrieden.
Die Fahrt zurück nach St. Stephen’s ist viel angenehmer als der halsbrecherische Ritt hierher. Wäre nicht der Wind, der meine nassen Sachen kühlt, würde ich den Trip vielleicht sogar genießen. Mehrmals schrecken wir Wild auf, das mit weit aufgerissenen gelben Augen im Licht unserer Scheinwerfer erstarrt, bevor es panisch davonstiebt. Auf dem ganzen Weg halten wir nach meiner verlorenen Springfield Ausschau, doch die Waffe bleibt verschwunden.
Wir kommen am Rand der Stadionschüssel aus den Wäldern hervor, und Drew fährt rasch weiter bis zur Grundschule. Ich hatte mir Sorgen gemacht, uns könnte ein Streifenwagen erwarten, doch mein Auto steht immer noch ganz allein im Schatten des Gebäudes. Das Flutlicht des Stadions wäre vermutlich verdächtiger gewesen als die Schüsse – Schüsse sind nach Einbruch der Dunkelheit nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend. Es gibt jede Menge Wilderer.
»Bist du den ganzen Weg hierher mit dem Fourwheeler gekommen?«, frage ich, während ich absteige.
»Nein. Mein Pick-up steht hinter dem Hauptgebäude.«
»Brauchst du Hilfe beim Aufladen?«
»Nein. Ich hab Rampen dabei.«
Ich strecke die Hand nach der Tür meines Saab aus, drehe mich dann aber noch einmal zu Drew um. »Wann hattest du das letzte Mal Sex mit Kate?«
»Gestern Nacht.«
»Hast du ein Kondom benutzt?«
Er schüttelt den Kopf. »Sie nimmt die Pille.«
»Sie wurde schwanger, obwohl sie die Pille genommen hat?«
»Ich weiß, das ist sehr unwahrscheinlich«, sagt er. »Das hab ich ihr auch immer wieder gesagt. Sie hat sie immer pünktlichgenommen und nie vergessen. Die Chance einer Schwangerschaft war gleich null.«
Es sei denn, sie wurde absichtlich schwanger, überlege ich, sage es aber nicht.
»Warum fragst du überhaupt?«, fragt Drew.
»Weil schon morgen eine Spermaprobe von dir zu einem dna-Labor unterwegs sein wird. New Orleans, nehme ich an. Und falls die Cops einen Grund finden, dein Blut mit der dna-Probe zu vergleichen, wirst du wie der Täter aussehen. Es gibt nur eine Möglichkeit, das zu verhindern, Drew.«
»Ich soll der Polizei sagen, dass ich eine Affäre mit Kate hatte?«
Ich nicke erneut. »Auf der Stelle. Warte keine fünf Minuten mehr.«
Drew stellt den Motor des Fourwheelers ab. »Wenn ich das tue, wollen sie sofort eine dna-Probe von mir.«
»Das ist immer noch besser als die Alternative. Wenn du es ihnen zuerst sagst, werden sie davon ausgehen, dass du ihnen helfen willst. Tust du es nicht, bist du in ihren Augen schuldig.«
Drew denkt über meine Worte nach. »Wenn ich zu ihnen gehe und es ihnen sage, an wen soll ich mich wenden? An den Sheriff oder an den Polizeichef? Auf keinen Fall an Shad Johnson, richtig?«
Wie in vielen anderen Gemeinden herrscht auch in Natchez eine langjährige Rivalität
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