Blackmail: Thriller (German Edition)
Kate. Wenn du es nicht tust, bist du diesem Kerl auf dem Motorrad hilflos ausgeliefert. Und seinem Komplizen mit dem Gewehr.«
»Und wenn ich es den Cops nicht sage?«
»Dann solltest du damit rechnen, dass Jenny Townsend dich wegen Unzucht mit Minderjährigen anzeigt. Und das dürfte erst der Anfang sein.«
Drew schüttelt den Kopf. »Das würde Jenny niemals tun.«
»Bist du irre? Selbstverständlich würde sie das tun!«
Er tritt näher heran, nah genug, dass ich seine Augen deutlich erkennen kann. »Jenny wusste Bescheid über uns, Penn. Über Kate und mich.«
Ich blinzele ungläubig. »Und sie war einverstanden?«
»Sie wusste, dass ich Kate liebte. Und sie wusste, dass ich Ellen verlassen würde.«
Jedes Mal, wenn ich glaube, die Realitäten dieses Falles endlich begriffen zu haben, verschiebt Drew die Grenzen aufs Neue. »Drew, wir sind längst hinter dem Spiegel angelangt. Falls du noch mehr von diesen Enthüllungen hast, würde ich sie jetzt gerne alle hören.«
»Eine andere fällt mir im Moment nicht ein.«
Mein Verstand arbeitet fieberhaft, während ich über neue Verschiebungen von Motiven und Konsequenzen nachdenke. »Eben hast du noch gesagt, du hättest überlegt, Kates Leichnam zu ihrer Mutter zu tragen und alles zu gestehen. Jetzt erzählst du mir, dass sie längst Bescheid wusste. Was denn nun?«
»›Gestehen‹ war nicht das richtige Wort. Ich meinte damit, dass ich zu Jenny gehen und ihr sagen wollte, wie Kate gestorben war und dass ich sie gefunden hatte. Ich glaubte, es wäre meine Schuld. Das glaube ich immer noch. Ich schätze, ich habe ›gestehen‹ gesagt, weil alles an die Öffentlichkeit gekommen wäre, wenn ich es getan hätte.«
Ich denke über diese Erklärung nach. »In Anbetracht der Geschehnisse könnte Jenny ihre Meinung über deine Beziehung zu ihrer Tochter ändern.«
»Wir sind heute Abend gut miteinander ausgekommen. Das Haus war voller Trauernder, aber Jenny und ich waren die Einzigen, die wirklich wussten, was mit Kates Tod verloren gegangen war.«
»Jenny weiß nicht, dass du am Tatort warst, oder?«
»Nein. Aber ich werde es ihr wohl erzählen.«
»Ich würde das nicht überstürzen. Vielleicht kommt sie zu dem Schluss, dass ihr keine andere Wahl bleibt, als deinen Kopf zu fordern, wenn deine Affäre mit Kate erst publikgeworden ist. Würde bekannt, dass Jenny eure Beziehung toleriert hat, würde man sie gleich neben dir kreuzigen.«
»Jenny hat sich nie viel aus der Meinung anderer Leute gemacht.«
»Verdammt, Drew! Wenn deine Affäre zu Kate publik wird, werden entweder das Sheriff’s Department oder die Polizei Mordanklage gegen dich erheben, angespornt vom Bezirksstaatsanwalt.«
»Shad Johnson«, sagt Drew leise.
Die Erwähnung des Namens reicht, um mir Magenschmerzen zu bereiten. Shadrach Johnson ist ein schwarzer Anwalt aus Natchez, der in Chicago die Universität besucht hat. Vor fünf Jahren kam er in die Stadt zurück, um für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren, doch er verlor die Wahl mit einem Prozent Stimmenunterschied. Ein Jahr später gewann er die Wahl zum Bezirksstaatsanwalt und übernahm das Büro von einem Weißen, der sich in diesem Amt nie hervorgetan hatte. Der Wahlkampf um das Bürgermeisteramt fand während meiner Ermittlungen wegen des ungelösten Rassismusmordes statt, und im Verlauf dieser Ermittlungen hat Shad Johnson mir sein wahres Ich enthüllt. Dieser Mann kennt nur ein Interesse, und zwar seine politische Karriere, und es ist ihm gleichgültig, wem er auf die Füße tritt, ob schwarz oder weiß, um weiterzukommen.
»Shad würde dich anklagen, ohne eine Sekunde zu überlegen, Drew. Er träumt von einem Fall wie diesem.«
»Ja, er tut alles, um in die Schlagzeilen zu kommen.«
So langsam glaube ich, dass es vielleicht doch richtig war von Drew, nicht die Kavallerie zu alarmieren, als er Kates Leichnam entdeckt hatte.
»Was werden die Erpresser als Nächstes tun?«, fragt Drew.
»Du hast ihnen die ganzen zwanzigtausend Dollar gegeben? Alles?«
»Ja.«
»Ich bin überrascht, dass du nicht dein Gewehr mitgenommen und den Kerl erschossen hast, sobald er auftauchte.«
Drew blickt unbehaglich drein. »Ich dachte, wer immer es ist, beobachtet mich und ist auf der Hut. Deswegen hab ich das Gewehr nicht mitgenommen. Ich hatte mir ausgerechnet, dass ich zum Fourwheeler rennen kann, bevor der Erpresser die Tasche erreicht. Ich hab das ganze Stadion mit dem Nachtsichtgerät abgesucht, bevor ich nach unten gegangen bin
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