Blackmail: Thriller (German Edition)
des Sheriffs und beantworten Fragen.«
»Steve war Kates Freund?«
»Eher ein Bekannter.«
»Weißt du, wo er heute Nachmittag war?«
»Er hat John Ellis gesagt, er würde nach der Schule zum Jagdcamp seines Vaters in der Nähe von Woodville fahren, um vor der Truthahnsaison aufzuräumen.«
Woodville ist eine kleine Holzfällergemeinde fünfzig Kilometer südlich von Natchez. »Allein?«
»Das hat er jedenfalls John gesagt. Vielleicht war jemand im Camp, als Steve dort angekommen ist. Ich hoffe es zumindest, um Steves willen.«
»Um diese Jahreszeit? Das bezweifle ich. Also … also hat Steve Sayers möglicherweise kein Alibi.«
Mia beißt sich auf die Unterlippe und blickt den Flur entlang zur Haustür. Sie trägt kleine Saphirstecker in den Ohrläppchen, die mir vorher nie aufgefallen sind. Plötzlich sieht sie mich ausdunklen Augen voll an. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, Steve könnte Kate ermordet haben, oder?«
»Ich kenne ihn nicht. Genauso wenig wie seine Eltern. Was für ein Junge ist er?«
»Ganz okay. Sein Vater ist Wildhüter. Was soll ich sagen? Er ist eine Sportskanone von durchschnittlicher Intelligenz.«
»Gewalttätig?«
Mia zuckt die Schultern. »Er hat bei ein paar Prügeleien mitgemacht, aber das haben die meisten Typen, die ich kenne. Jedenfalls die Sportskanonen.«
»Hat das Sheriff’s Department mit irgendjemand anderem geredet, den du kennst?«
»Nein. Die Polizei hat vor nicht langer Zeit mit Mrs Townsend gesprochen, jedenfalls hab ich das gehört. Die Beamten haben nach den Namen von Kates engsten Freundinnen und Freunden gefragt.«
»Weißt du, welche Namen Mrs Townsend der Polizei genannt hat?«
»Nein. Die Wahrheit ist, dass Kate keine engen Freundinnen hatte. Jedenfalls nicht im vergangenen Jahr oder so. Ich meine, wir alle waren mit ihr befreundet, aber niemand wusste wirklich, was in ihr vorging. Sie hat nicht mit uns geredet. Die meiste Zeit wusste keiner, wo sie überhaupt steckte.«
Die Polizei wird das ziemlich interessant finden. »Habt ihr sie denn nie gefragt, was sie nach der Schule so macht? Oder herauszufinden versucht, wo sie sich herumtreibt?«
»Nein, eigentlich nicht. Steve hat es versucht, klar. Wie ich bereits sagte, er war überzeugt, dass sie einen heimlichen Freund hatte, den sie uns nicht zeigen wollte, weil sie sich schämte oder so. Aber niemand hat sie je mit einem anderen Jungen gesehen.«
Ich bin versucht, Mia zu fragen, ob sie Kate je allein mit Drew gesehen hat; vielleicht haben sie und ihre Klassenkameradinnen die beiden gesehen und keinen Gedanken daran verschwendet. Aber es wäre ein Fehler, und sie könnte Verdachtschöpfen, was die wahre Natur dieser Beziehung angeht. »Hatte Kate Kontakt zu den jugendlichen Schwarzen an der St. Stephen’s?«
Mia sieht mich eigenartig an. »Wieso?«
Ich werde ihr nichts von dem Erpressungsversuch oder Drews Einschätzung verraten, was die Person des Anrufers angeht. »Es könnte wichtig sein.«
»Erzähl mir bloß nicht, dass sie vorhaben, einen Schwarzen wegen dieser Sache an die Wand zu nageln.«
»Warum sagst du so etwas?«
»Na ja, nach allem, was ich gehört habe, ist das früher in dieser Gegend ständig so gewesen. Du weißt es selbst. Deswegen hast du ja auch diesen Rassismus-Mordfall übernommen, richtig?«
»Ja und nein. Eigentlich mache ich mir eher Sorgen, dass sie einem Weißen den Mord an Kate in die Schuhe schieben. Was ist jetzt mit meiner Frage?«
»Na ja, wir haben nur vier Schwarze in unserer Klasse. Alles Jungs. Wir sind eine kleine Klasse, und jeder kennt jeden ziemlich gut, aber Kate hatte nichts mit einem von den schwarzen Jungs am Hut. Redest du über Sex?«
»Nicht unbedingt. Über irgendeine Beziehung.«
»Ich höre mich um, aber heute Abend lautet die Antwort Nein.«
»Okay.« Ich lege mir ein Handtuch über den Schnitt auf meinem Rücken. »Danke, dass du heute Abend dageblieben bist, Mia. Ich gehe jetzt unter die Dusche.«
Sie grinst und winkt mir zu. »Bye.«
»Hat Caitlin zufällig angerufen, während ich weg war?«
»Nein. Keine Anrufe.« Ihre Augen suchen in den meinen nach einer Reaktion auf diese Neuigkeit.
»Danke.«
Ihr Blick haftet noch für einen Moment auf mir; dann geht sie durch den Flur zur Haustür. »Sag Annie, ich komme morgen Nachmittag wieder.«
»Danke, mache ich.«
Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss.
Ich bin fast eingeschlafen, als das Telefon neben meinem Bett läutet. Ich bin zu müde und zu erschlagen, um mich
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