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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Richtung auf die Heugabel. »Ja. Ich habe die Impfbescheinigungen.«
    »Ich will sie sehen.«
    »Es ist wahr, Sie können es mir glauben.«
    »Sie haben eben versucht, dieses Ungeheuer dazu zu bringen, daß es mir die Kehle aufreißt. Ihre Glaubwürdigkeit hat darunter sehr gelitten.«
    Sie warf einen Blick auf das tote Tier und begann meditativ hin und her zu schwanken. Die Geduld der Orientalen: Sie schien abwarten zu können. Aber ich war nicht in der Stimmung für Geduldsproben.
    »Sie haben jetzt die Wahl, Mrs. Hickle. Entweder Sie sind bereit, mir zu helfen und meine Fragen zu beantworten, dann lasse ich Sie in Ruhe. Oder Sie machen es mir schwer und weigern sich: Dann werde ich dafür sorgen, daß Ihre Geschichte auf die Seite eins der Los Angeles Times kommt. Stellen Sie sich die Schlagzeile vor: FRAU DES KINDERSCHÄNDERS IN VERLASSENEM FAMILIENBESITZ. Poetisch, wie? Ich wette zehn zu eins, daß sich auch das Fernsehen dafür interessiert.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Antworten auf Fragen. Ich habe weder einen Grund noch das Verlangen, Ihnen unnötig weh zu tun.«
    »Und Sie sind wirklich derjenige, in dessen Büro Stuart - gestorben ist?«
    »Ja. Wen haben Sie denn erwartet?«
    »Niemanden«, antwortete sie zu rasch. »Towle? Hayden? McCaffrey?«
    Bei jedem einzelnen Namen zuckte sie zusammen, als würden ihr nacheinander alle Knochen im Leib gebrochen.
    »Hören Sie, Mrs. Hickle: Ich habe nichts mit denen zu tun, stehe nicht auf deren Seite. Aber ich möchte einiges über sie wissen.«
    Sie ging erst in die Hocke, dann erhob sie sich mühsam, nahm dabei den blutigen Regenmantel vom Boden und legte ihn behutsam über den Körper des Hundes.
    »Ich bin bereit, mit Ihnen zu reden«, sagte sie.

25
    Es gab einen Eingang zur großen, für vier Wagen bestimmten Garage, den ich übersehen hatte. Zu ebener Erde und hinter einer ungetrimmten Blautanne war ein Fenster mit Fliegengitter-Rahmen. Kim Hickle kniete sich hin, spielte mit zwei offenbar strategisch wichtigen Schnüren, und der Rahmen löste sich. Sie stieß ihn nach innen, wand sich durch das Fenster und war drinnen. Ich folgte, und da ich wesentlich größer war als sie, fiel es mir keineswegs leicht. Mein verletzter Arm schabte am Fensterrahmen, und ich mußte den Atem anhalten, um nicht laut zu schreien, als ich hindurchkroch. Ein kleiner Sprung brachte mich in einen Raum, der ursprünglich ein Kartoffelkeller gewesen sein mußte. Es war feucht und dunkel, die Wände waren mit Holzregalen vollgestellt, der Boden rotbemalter Estrich. Über dem Fenster gab es eine hölzerne Jalousie, die durch einen Haken und eine Öse festgehalten wurde. Sie löste die Öse aus dem Haken, und die Jalousie ratterte herunter. Eine Sekunde lang herrschte Dunkelheit, während ich mich auf irgend etwas Bedrohliches gefaßt machte. Statt dessen roch ich den Duft von Lampenöl, der mich an Teenagerliebe im Licht des Lagerfeuers und rauchiger Petroleumlampen erinnerte. Nachdem sie die Lampe angezündet hatte, stellte sie die Lamellen der Jalousie so, daß zusätzliches Licht von draußen hereinfiel, ohne daß es dort gesehen werden konnte.
    Meine Augen gewöhnten sich an das schwache Licht, und ich konnte Einzelheiten erkennen. Auf dem Boden lag ein niedriger Holzrost, darauf ein Schlafsack. Die Petroleumlampe, eine Kochplatte, eine Blechdose mit Festbrennstoffwürfeln und eine Pappschachtel mit Plastikutensilien teilten sich den Platz auf einem zerkratzten Holztisch, dessen Platte so oft bemalt und übermalt worden war, daß sie wie ein Relief aussah. In einer Ecke befand sich ein Waschbecken, darüber ein Regal mit einem leeren Marmeladenglas, einer Zahnbürste, Zahnpulver, einem Rasierapparat und einem Stück Kernseife. Den Rest des Bodens beanspruchten hölzerne Molkereikisten, wie ich sie seit meiner Kinderzeit nicht mehr gesehen hatte. Sie hatten griffgerechte Löcher auf beiden Seiten und trugen den Aufdruck FARMER DEL’S MOLKEREI, TACOMA, WASH.-UNSERE BUTTER IST VOM BESTEN, UND DAS KÖNNT IHR GERNE TESTEN. Unter dem Werbespruch waren das Bild einer gelangweilt dreinsehenden Jungkuh und eine Telefonnummer. Kim Hickle hatte jeweils drei von den Kisten übereinander gestapelt. Der Inhalt von einigen war sichtbar: Pakete mit Trockennahrung, Konservendosen, Papierhandtücher, zusammengelegte Kleidung. Drei Paar Schuhe, alle kräftig und mit Gummisohlen, standen ordentlich an der Wand. In einen Stützbalken aus rohem Holz waren Haken eingeschlagen. Sie hängte ihr Ölzeug

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