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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schön und gut, Doktor, aber es geht nicht, daß in einem solchen Block ein Kind herumtollt und schreit und plärrt. Die Mieter sind fast alle alleinstehend, und viele wollen morgens länger schlafen. Er sagt, er garantiert dafür, daß das Kind brav ist, es macht gar kein Geräusch. Ich denk’ mir, wenn das Kind kein Geräusch macht, dann muß etwas nicht in Ordnung sein damit- und nun kommen Sie, und alles ist mir auf einmal klar. Jedenfalls, ich hab’ versucht, ihm abzusagen, aber er hat mich gedrängt. Er ist einer, der dir ganz schön auf die Nerven gehen kann. Meine Frau liebt ihn, und sie bringt mich um, wenn ich ihm sage, er soll sich verpissen, also sage ich okay. Er verabredet sich mit mir, damit ich die Frau kennenlerne, und dann kommt er daher mit dieser Quinn und ihrem Gör. Ich war wirklich überrascht. In der Nacht davor hab’ ich ein bißchen darüber nachgedacht und bin auf die Idee gekommen, daß er was mit der Frau hat und deshalb den großen Wohltäter spielt. Also hab’ ich gedacht, daß da eine Klassefrau daherkommt mit tollen Kurven. Eine von den werdenden Schauspielerinnen, Sie wissen schon. Ich meine, er ist ja schon alt, sieht aber selber auch immer noch klasse aus, oder?
    Also, er taucht hier auf mit dieser Quinn und dem Kind, und die zwei kommen mir vor wie direkt aus dem Mülleimer, richtige Proleten. Die Mutter hat furchtbare Angst und raucht mehr als ich, was eine Kunst ist, und das Kind, na ja, ich hab’s schon gesagt, mit ‘nem kleinen Stich, schaut immer nur in ein Loch, aber ruhig, ja, das ist sie wirklich. Gibt keinen Ton von sich. Ich hab’ noch so meine Zweifel gehabt, ob die Mutter die Arbeit auch schafft, aber was hab’ ich tun können, wo es doch schon mal so weit war? Also, sie hat es gut gemacht. Hat ordentlich gearbeitet, aber sehr langsam gelernt. Über das Kind hat es keine Beschwerden gegeben. Naja, da war sie also ein paar Monate hier, aber dann macht sie sich auf die Socken, einfach so, und hat bestimmt an die Fünftausend an Mieteinnahmen mitgehen lassen. Jetzt muß ich hinter den beiden her und die Mieter veranlassen, daß sie die Schecks sperren und neue ausstellen. Ich muß hier saubermachen und jemand anders finden. Aber da laß ich mir niemand mehr aufschwatzen, weder von einem Doktor noch von jemand anderen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Und Sie haben keine Ahnung, wo sie hin ist?«
    »Wenn ich das wüßte, dann war’ ich jetzt nicht hier, um mit Ihnen zu quasseln.«
    Er ging ins Schlafzimmer. Es war so nackt wie ich es in Erinnerung hatte.
    »Schauen Sie sich das hier an. Wie kann man Kinder so aufwachsen lassen? Ich hab’ drei, und jedes hat sein eigenes Zimmer und einen Fernseher und Bücher im Regal, Pac Man-Spiele, all das Zeug. Wie kann ein Kind in einem solchen Loch vernünftig aufwachsen?«
    »Wenn Sie von Mrs. Quinn hören oder herausfinden, wo sie sich aufhält- würden Sie mich bitte anrufen?« Ich nahm eine alte Visitenkarte heraus, strich die Praxisnummer aus und schrieb meine Privatnummer darüber.
    Er warf einen Blick darauf und steckte sie dann ein. Dann strich er mit einem Finger über die Kommode und zeigte ihn her. »Staub.« Er streifte ihn ab. »Iiih. Ich hasse Dreck. Bei mir muß immer alles schön sauber sein, verstehen Sie? Meine Apartments sind immer sauber- ich bezahle extra für den besten Reinigungs-Service. Es ist wichtig, daß die Mieter sich wohl fühlen, in einer sauberen Umgebung.«
    »Rufen sie mich an?«
    »Klar, klar. Und Sie tun das gleiche für mich, ja? Auch ich möchte diese Miß Bonita gern finden, meine Schecks wiederbekommen und ihr meine Meinung zwitschern.« Er fischte in seiner Tasche, zog eine Brieftasche aus Alligatorenleder heraus und entnahm dieser eine perlgraue Geschäftskarte, auf der es hieß: ›M und M - Häuserverwaltungen, Mardukl. Minassian, Präsident.‹ Dahinter stand eine Adresse in Century City. »Danke, Mr. Minassian.«
    »Marty.«
    Er sah sich weiter um, inspizierte die Wohnung, öffnete Schubladen, schüttelte den Kopf, bückte sich und schaute unter das Bett, das Bonita Quinn mit ihrer Tochter geteilt hatte. Er fand etwas darunter, richtete sich auf, schaute es an und warf es dann in einen Papierkorb aus Metall, wo es mit metallischem Klang landete. »Was für ein Dreck.«
    Ich schaute in den Papierkorb, sah, was er da weggeworfen hatte, und nahm es wieder heraus.
    Es war der Schrumpfkopf, den mir Sarah gezeigt hatte, an unserem gemeinsamen Tag draußen am Strand. Ich

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