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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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wecken?«
    »Klar. Ich sagte es schon, er ist immer auf Bereitschaft, falls einer von den Kerlen ein Kind zu heftig hergenommen hat. Meistens ist es ja nichts Schlimmes - ein paar Kratzer, eine Hautabschürfung. Aber manchmal drehen die Kinder durch, und er gibt ihnen Valium oder Mellaril, hier und da auch mal eine Dosis Thorazin. Ja, sicher, er kann dort jederzeit hinein.«
    »Gut. Dann rufen Sie ihn an, Tim. Sagen Sie ihm, daß er kommen muß, um einen solchen Notfall zu behandeln. Ich möchte, daß er das Gelände von La Casa eine halbe Stunde nach Einbruch der Dunkelheit betritt- sagen wir, um halb acht. Aber er muß pünktlich sein; denken Sie sich etwas aus. Und er muß allein kommen. Es muß überzeugend sein.«
    »Ich würde wesentlich überzeugender wirken, wenn ich mich ein bißchen bewegen könnte.«
    »Nützen Sie das Talent, das Sie besitzen: Ihren Schauspielunterricht. Als Bill Roberts waren Sie recht gut.«
    »Woher wissen Sie-«
    »Ich habe es nicht gewußt; jetzt weiß ich es. Es war eine Vermutung. Sie sind Schauspieler, also waren Sie der richtige für die Rolle. Gehörte es auch dazu, daß Sie Hickle umbrachten?«
    »Alte Geschichten«, sagte er. »Ja, ich war es, der Sie angerufen hat. Die Sache in Ihrer Praxis auszuführen, war Haydens Idee - er hat sie für witzig gehalten. Ein gemeiner, kleiner Schweinehund. Mit krankem Humor. Aber ich sagte es schon: Ich habe niemanden umgebracht. Im Fall Hickle bin ich nicht einmal dabeigewesen. Das waren Hayden und Vetter Will. Sie - und Gus - hatten sich entschlossen, ihn zum Schweigen zu bringen. Vermutlich wieder die gleiche Geschichte. Hickle war einer von der Brigade, einer der ersten sogar. Aber er hat es dann noch nebenher mit den Kindern im Heim seiner Frau getrieben.
    Ich erinnere mich genau, wie die drei, nachdem er geschnappt worden war, miteinander darüber sprachen. Gus war auf hundertzwanzig. »Verdammter Vollidiot!‹ hat er gebrüllt. ›Ich liefere ihm genug haarlose Fötzchen, daß er für den Rest seines Lebens glücklich sein kann, und ihm fällt nichts Besseres ein als das!‹ Vermutlich hat man Hickle immer als schwach und blöd angesehen, einer, der leicht zu beeinflussen war. Und sie waren sicher, wenn er erst einmal das mit den Kindern aus dem Tagesheim gestand, würde er den Mund nicht mehr zubekommen und auch alles andere auspacken. Sie mußten ihn beiseiteschaffen.
    Hayden sollte ihn anrufen und ihm sagen, daß es gute Neuigkeiten gebe. Hickle hatte Hayden gefragt, ob er nicht mit dem Staatsanwalt reden könne - was nur zeigt, wie blöd er war. Ich meine, zu der Zeit war Hickle die Schlagzeile Nummer eins. Wenn man ihn auch nur kannte, war man schon unten durch. Aber er rief Hayden an und bat ihn um die kleine Gefälligkeit. Hayden tat so, als sei er bereit, ihm zu helfen. Ein paar Tage später wurde er gegen eine hohe Kaution entlassen. Hayden meldete sich bei Hickle und sagte, ja, er könne wirklich helfen. Sie trafen sich in Haydens Haus, sehr verschwiegen, ohne irgendwelche Zeugen. Vermutlich hat Will ihm etwas in den Tee gegeben - Hickle hat nie Alkohol getrunken. Etwas, das man zeitlich genau berechnen konnte und das danach kaum feststellbar war, für den Fall, daß man nach etwas suchte. Will legte die Dosis fest - das ist eine von seinen Stärken. Als Hickle weggetreten war, hat man ihn in Ihre Praxis gebracht. Hayden hat das Türschloß aufgebrochen- er ist geschickt mit den Händen, tritt sogar vor den Kindern von La Casa als Zauberer auf. Dazu zieht er sich als Clown an - Bimbo der Clown - und führt seine Kunststückchen vor.«
    »Vergessen Sie den Zauber. Erzählen Sie von Hickle.«
    »Das ist schon alles. Sie haben ihn hingeschleppt und den vermeintlichen Selbstmord inszeniert. Ich kann nicht sagen, wer ihn tatsächlich abgeknallt hat. Ich war nicht dabei. Ich weiß nur etwas davon, weil ich die Rolle von Bill Roberts spielen mußte, und ein paar Tage später hat mir Gus gesagt, was geschehen ist. Er war in einer seiner dunklen Phasen, wo er wie ein Größenwahnsinniger daherredet. ›Glaub bloß nicht, daß dein Vetter, der Doktor, so edel ist, wie man meinen könnte, mein Junge‹, hat er gesagt. ›Ich kann seinen Arsch und den vieler edler Männer mit einem einzigen Anruf auf Grundeis gehen lassen.‹ Manchmal ist er so, dann haßt er die Reichen und denkt an die Zeit, als er noch arm war und wir, die Reichen, ihn mißhandelt haben. An dem Abend, nachdem sie Hickle erledigt hatten, haben wir in seinem Büro

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