Blackout
Staat und vom Bund. Von privaten Stiftungen. Ganz zu schweigen von den Hunderten von Perversen, die ihn für ihr Vergnügen bezahlen. Einiges davon legt er an, aber ich habe nie erlebt, daß er mit Geld um sich geworfen hätte. Ihm kommt es auf Macht und Einfluß an, nicht aufs Geld.« v »Wo sind die Bänder?«
»Ich habe sie Gus gegeben.«
»Kommen Sie!«
»Ich hab’ sie ihm gegeben, wirklich. Er hat mich nach ihnen geschickt, und ich hab’ sie ihm abgeliefert.«
»Das ist ein kräftiges Knie. Schade, wenn ich es zu Knochenmehl pulverisieren muß.« Ich drückte es nach unten, so daß es weh tat. Er riß den Kopf hoch.
»Hören Sie auf! Okay, ich habe das Band kopiert. Ich mußte es tun, um etwas in der Hand zu haben. Was, wenn Gus auch mich eines Tages aus dem Weg räumen wollte? Schön und gut, momentan war ich sein Goldjunge, aber man konnte nie wissen, nicht wahr?«
»Wo sind die Tonbänder?«
»Im Schlafzimmer. Mit Klebeband unter der Matratze befestigt.«
»Bleiben Sie, wo Sie sind.« Ich nahm den Fuß hoch. Er bleckte die Zähne wie ein harpunierter Hai. Ich fand drei unbeschriftete Tonbandkassetten unter dem Bett, steckte sie ein und kam zurück in sein Wohnzimmer. »Nennen Sie mir ein paar Namen. Ich meine, von den Kinderschändern in der Brigade.«
Er trug sie vor wie ein Junge, der seine Konfirmationsrede hält.
Automatisch. Nervös. Zuviel geprobt.
»Und wer noch?«
»Ist das denn nicht genug?«
Da hatte er allerdings recht. Er hatte immerhin bereits einen bekannten Filmregisseur genannt, einen Staatsanwalt, eine politische Größe- ein Mann hinter den Kulissen, der seit langen Jahren am Ruder war-, dazu Versicherungsanwälte, Ärzte, Bankiers, Immobilienmakler. Männer, deren Namen meistens dann gedruckt wurden, wenn sie etwas gestiftet hatten oder für den Dienst an der Menschheit ausgezeichnet wurden. Männer, deren Namen in einer Wahlbroschüre Stimmen brachten. Ned Biondi hätte genug Material gehabt, um die bessere Gesellschaft von Los Angeles aufs Kreuz zu legen - für längere Zeit.
»Sie vergessen das hoffentlich nicht alles, wenn die Polizei Sie darüber verhört, was, Tim?«
»Nein! Warum sollte ich? Vielleicht komme ich glimpflich davon, wenn ich die Polizei unterstütze…«
»Sie kommen nicht davon. Damit müssen Sie sich abfinden. Aber dafür brauchen Sie auch nicht der Dünger für McCaffreys Gemüsegarten zu werden.«
Er dachte darüber nach. Es schien ihm nicht leichtzufallen, dankbar zu sein, während sich die Stricke in seine Hand- und Fußgelenke einschnitten.
»Hören Sie«, sagte er, »ich habe Ihnen geholfen. Helfen Sie mir nun auch. Ich bin bereit, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Ich habe schließlich niemanden umgebracht.« Die Macht und der Einfluß, die er mir zutraute, waren sagenhaft.
»Ich werde tun, was ich kann«, sagte ich großmütig. »Aber es hängt sehr viel von Ihrem Verhalten ab. Wenn die kleine Quinn gesund und unversehrt daraus hervorgeht, werde ich mich für Sie einsetzen. Wenn nicht, schicke ich Sie kaltlächelnd über den Jordan.«
»Dann machen Sie, daß Sie weiterkommen, um alles in der Welt! Hauen Sie ab hier. Ich gebe ihr höchstens noch einen Tag. Will hat Gus hingehalten, aber sicher nicht für lange. Sie wird einen Unfall haben, und niemand wird ihre Leiche finden. Es ist nur eine Frage der Zeit. Gus ist sicher, daß sie zuviel gesehen hat.«
»Sagen Sie mir, was ich wissen muß, um sie heil dort rausholen zu können.«
Er wandte sich ab.
»Ich habe Ihnen nicht die Wahrheit gesagt, als Sie mich fragten, wo sie ist. Sie ist nicht im letzten Gebäude, sondern im vorletzten. In dem mit der blauen Tür. Eine Eisentür. Der Schlüssel steckt in der Tasche meiner Khakihose. Die hängt im Kleiderschrank.«
Ich ließ ihn kurz allein, fischte den Schlüssel aus der Hosentasche und kam damit zurück. »Das hat hingehauen, Tim.«
»Ich war ehrlich mit Ihnen. Jetzt müssen Sie mir helfen.«
»Ist jemand bei ihr?«
»Nein. Das ist auch nicht nötig. Will hat sie auf Beruhigungsmittel gesetzt. Meistens ist sie weggetreten, oder sie schläft. Sie schicken jemanden hinein, der sie füttert und saubermacht. Sie ist ans Bett gefesselt. Der Raum hat keine Fenster und nur die eine Tür, ein Betonblock. Man kann nur durch die Tür hinein. Oben ist eine Luke, die sie immer offen lassen. Wenn man sie schließt, erstickt jeder, der drinnen ist, innerhalb von achtundvierzig Stunden.«
»Kann Will Towle nach La Casa kommen, ohne Verdacht zu.
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