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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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aber gepflegten Möbeln ausgestattet war. Hier war es warm und dunkel, die Fenster geschlossen und mit vergilbten Pergamentblenden versehen - ein Zimmer, das keine Besucher sah. Verblichene Spitzen vorhänge waren auf beiden Seiten der Fensterrahmen drapiert, und entsprechende Deckchen schützten die Armlehnen der Sitzgelegenheit: eine Garnitur aus einem dreisitzigen Sofa und einem Zweisitzer, hochgepolstert und mit dunkelgrünem Samt überzogen, die verschlissenen Stellen glänzend und hellgrün wie das Gefieder von Papageien, dazu zwei Schaukelstühle aus Korbgeflecht. Ein Bild der beiden Kennedys, in schwarzen Samt gerahmt, hing über dem Kaminsims. Auf kleinen, mit Spitzendeckchen versehenen Couchtischen standen Holzschnitzereien und kleine Nippes aus mexikanischem Onyx. Es gab zwei Stehlampen mit perlenbesetzten Schirmen, ein Pastell, der gekreuzigte Jesus im Todeskampf, an der weißgekälkten Wand neben dem Stilleben eines Strohkörbchens mit Orangen. Gerahmte Familienphotos zierten eine weitere Wand, darunter auch ein großes Photo von Elena nach dem Examen, das über den anderen hing. An der Stelle, wo die Wand an die Decke stieß, kroch eine Spinne. Eine Tür nach rechts zeigte den weißen Streifen einer Kachelwand. Raquel ging hin und schaute durch den Türspalt. »Senora Cruz?«
    Die Tür öffnete sich weiter, und eine kleine, untersetzte Frau kam herein, ein Geschirrtuch in der Hand. Sie trug ein blaues, bedrucktes Kleid ohne Gürtel, und ihr grauschwarzes Haar war nach hinten zu einem Knoten gebunden und wurde von einem falschen Schildpattkamm gehalten. Silberohrringe baumelten an ihren Ohren, und auf ihren Wangenknochen waren lachsrote Flecken von Rouge zu sehen. Ihre Haut hatte das köstliche, babyweiche Aussehen, das man oft bei älteren Frauen beobachten kann, die früher einmal schön gewesen sind. »Raquelita!«
    Sie warf ihr Geschirrtuch auf einen Tisch, lief auf sie zu, und die zwei Frauen umarmten sich einen Moment lang. Als sie mich über Raquels Schulter sah, lächelte sie, aber ihr Gesicht verschloß sich zugleich wie der Safe eines Pfandleihers. Sie löste sich von Raquel und zeigte mir gegenüber die Andeutung einer Verbeugung.
    »Senor«, sagte sie mit übertriebener Ehrerbietung, schaute dann Raquel an und zog eine Augenbraue hoch. »Senora Gutierrez.«
    Raquel redete in schnellem Spanisch auf sie ein. Ich schnappte nur die Wörter ›Elena‹, ›Policia‹ und ›Doktor‹ auf. Sie endete mit einer Frage.
    Die ältere Frau hörte ihr höflich zu, dann schüttelte sie den Kopf.
    »No.« Manches ist in jeder Sprache gleich, dachte ich. Raquel wandte sich an mich. »Sie sagt, sie weiß nicht mehr, als sie der Polizei beim erstenmal schon mitgeteilt hat.«
    »Können Sie sie nach dem Jungen, diesem Nemeth, fragen? Ich bin sicher, darüber hat die Polizei nichts wissen wollen.« Sie drehte sich um, war dabei, anzufangen, hielt aber dann inne.
    »Warum gehen wir es nicht ein bißchen langsamer an? Es würde viel helfen, wenn wir einen Bissen mit ihr essen. Sie soll die Gastgeberin spielen, lassen wir uns bedienen.«
    Ich war wirklich hungrig und sagte es ihr. Raquel gab es an Mrs. Gutierrez weiter, die nickte und ging hinüber in die Küche.
    »Setzen wir uns«, schlug Raquel vor.
    Ich nahm den Zweisitzer. Raquel kuschelte sich in eine Ecke des großen Sofas.
    Die Senora kam zurück mit Kleingebäck, Obst und heißem Kaffee. Sie fragte Raquel etwas.
    »Sie möchte wissen, ob Ihnen das genug ist oder ob Sie lieber hausgemachtes chorizo möchten.«
    »Bitte sagen Sie ihr, das hier ist wundervoll. Wenn Sie allerdings meinen, es ist günstiger, daß ich mich für chorizo entscheide, dann will ich nicht im Weg stehen.« Raquel sprach wieder mit ihr. Sekunden später saß ich vor einem Teller mit der scharfgewürzten Wurst, Reis, roten Bohnen und Salat mit Zitronen-Ölmarinade. »Muchas gracias, Senora.« Ich begann zu essen. Von dem, was danach gesprochen wurde, verstand ich nicht viel, aber es hörte sich an und sah auch so aus wie eine belanglose Unterhaltung. Die beiden Frauen berührten sich häufig, streichelten sich die Hände oder die Wangen, lächelten und schienen meine Anwesenheit vergessen zu haben. Dann plötzlich schlug der Wind um, und aus dem Lächeln wurden Tränen. Mrs. Gutierrez lief hinaus, suchte Zuflucht in ihrer Küche. Raquel schüttelte den Kopf. »Wir haben über die alten Zeiten gesprochen, als Elena und ich Kinder waren. Wie wir in den Büschen Sekretärinnen gespielt

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