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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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darauf zu, zunächst langsam, aber dann, als ich an Selbstvertrauen gewann, immer zügiger. Das dumpfe Ziehen ließ sogar etwas nach, als die Muskeln in meinen Beinen und im Rücken bewegt wurden. Vielleicht kam es nur vom langen Liegen.
    Ohne Zwischenfall gelangte ich zu der Tür und ergriff den Knauf. Ich erwartete ernsthaft, dass die Tür abgeschlossen war. Doch sie ließ sich öffnen, und so trat ich aus meinem Krankenzimmer in einen Raum, der wie ein Zentrallabor aussah. Dort ging Dr. Kimberley gerade die Untersuchungsergebnisse mit zwei ihrer Techniker durch. Als sie die Tür gehen hörten, wandten sich alle drei zu mir um.
    Einen Moment lang rührte sich niemand. Wir blinzelten uns nur gegenseitig an. Dr. Kimberley hatte sich als Erste wieder gefasst. »James?«
    »Bin schon dabei, Doktor«, sagte der Labortechniker, stand auf und eilte zu einem kleinen Kühlschrank für Blut- und Gewebeproben. Er machte ihn auf und holte eine rot-weiße Dose heraus, die mir nur allzu vertraut war. Er brachte sie mir. »Schön, Sie wach zu sehen.«
    Schweigend nahm ich die Cola, schnippte den Verschluss auf und trank einen tiefen Schluck. Die Kohlensäure brannte in meinem wunden Rachen. Alle sahen mir dabei zu. Niemand sagte etwas.
    Ich nahm die Dose herunter.
    »Als Erstes – als Allererstes – werde ich mich nach Peilsendern durchchecken lassen«, sagte ich an Dr. Kimberley gerichtet. »Wenn wir irgendetwas finden, werde ich nicht für euch arbeiten. Ich werde euch nichts nützen. Dann müsst ihr mich erschießen und mit einem neuen Klon von vorn anfangen – in der Hoffnung, dass ihr dabei ein zweites Mal ungeschoren davonkommt. Ist das klar?«
    »Klar wie Kloßbrühe«, sagte sie mit einem Nicken. »Wir sind aufrichtig zu Ihnen. Nicht weil das unsere Art wäre, sondern weil es uns zu diesem Zeitpunkt am meisten weiterbringt … und weil es das Einzige ist, was uns noch von der anderen Seite unterscheidet.«
    »Nun gut. Wie viel Zeit haben wir noch?«
    »Noch drei Tage. Dieses Mal waren Sie nur für wenige Stunden bewusstlos – lange genug, damit wir die postoperative Nachversorgung durchführen konnten.«
    »Ja, tun Sie das nie wieder. Wenn Sie mich narkotisieren müssen, dann will ich das vorher erfahren.« Ich trank noch einen Schluck. »Ich brauche eine Internetverbindung, Schuhe und noch mal eine Cola.«
    Dr. Kimberley lächelte. »Ich glaube, das lässt sich alles arrangieren.«
    »Gut.« Meine Dose war schon fast leer. Bevor ich Dr. Kimberleys Lächeln erwiderte, trank ich sie aus. »Dann lasst uns mal eine Revolution starten.«

    Wir haben Seattle ohne Unterbrechung erreicht. Zwischendurch war es ein bisschen brenzlig, aber jetzt sind wir hier, und Maggie hat es irgendwie fertiggebracht, uns zu verstecken, und zwar an einem Ort, der geradezu das Gegenteil von Untergrund darstellte. Geld. Gibt es etwas, was man mit Geld nicht kaufen kann?
    Wir brechen gleich auf, um den Monkey zu treffen, den Kerl, der Identitäten angeblich so gut fälschen kann, dass es nichts und niemand auf der Welt merkt. Das wird dann Maggies letztes Heldenstück sein. Wenn wir das geschafft haben, wird sie nach Weed zurückkehren, zu ihren Bulldoggen und B-Movies. Ich werde sie hammermäßig vermissen, aber ich bin auch froh, auf eine Art.
    Wenigstens eine von uns hat es dann geschafft, lebend aus dieser Scheiße zu entkommen.
    Aus Anpassen oder Sterben , dem Blog von Shaun Mason,
    1. August 2041. Unveröffentlicht.
    An manchen Tagen wache ich auf und stelle fest, dass ich den Typen im Spiegel nicht mehr kenne. Wer ist dieser Typ mit den ergrauten Schläfen und dem Zweihundertdollarhaarschnitt? Wer ist der Mann in dem teuren Anzug und mit der enormen politischen Macht, die ihm nichts nützt, wenn es wirklich darauf ankommt? Wer bist du mit all den Gespenstern in deinen Augen?
    Jetzt mal im Ernst, du Arschloch. Wer zum Teufel bist du, und warum starrst du mich so an, wann immer ich dir in die Augen schaue? Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne und nähme Schaden an seiner Seele? An Tagen wie diesen würde ich das wirklich gern wissen.
    Ich wünschte, ich könnte ihnen erklären, warum ich das zulassen musste. Ich wünschte, ich könnte ihnen sagen, wofür das alles war. Und ich wünschte, ich könnte auch nur eine Sekunde lang glauben, dass sie mir verzeihen werden …
    Aus dem persönlichen Tagebuch von Vizepräsident Richard Cousins,
    1. August 2041. Unveröffentlicht.

18
    Die höfliche Stimme des Hotels holte mich

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