Blackout - Kein Entrinnen
Mann in Hotellivree an der Luftschleuse mit weichen, blau-goldenen Pantoffeln und einem dazu passenden Morgenmantel. Er streckte sie uns entgegen, als wir uns näherten, und sagte: »Die Hotelleitung freut sich sehr über Ihren Besuch, bittet Sie aber darum, die anderen Gäste nicht zu beunruhigen.«
»Was?«, fragte ich verständnislos.
Mahir räusperte sich und deutete mit einem Kopfnicken auf George. Ich sah sie an.
Auf den Ärmeln ihres einst weißen Laborkittels waren Flecken. Manche stammten eindeutig von Chemikalien, andere hätten Blut sein können. Einige davon auf den Aufschlägen ihrer Hosenbeine waren es zweifellos, genau wie die verschmierten Streifen an ihren Füßen. Der Umstand, dass sie wie eine professionelle Medizinerin gekleidet war, würde den meisten Leuten beim Anblick der Flecken noch mehr Angst einjagen. Wir vertrauen Ärzten nur, weil wir müssen. Dabei vergessen wir aber niemals, dass sie diejenigen sind, die in ihrem Alltag dem höchsten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
George sah an sich herunter und kam offensichtlich zum selben Schluss. »Danke«, sagte sie und nahm Morgenmantel und Pantoffeln entgegen. Nachdem sie sie angezogen hatte, sah sie weniger zerzaust und seltsamerweise auch jünger aus. Der Mantel war ihr mindestens drei Nummern zu groß und hing wie ein Sack an ihr herab. Sie band ihn mit dem Gürtel zusammen, wobei ihre Hände in den zu langen Ärmeln beinahe verschwanden. Dann schenkte sie dem Hoteldiener ein kurzes, professionelles Lächeln. »Wunderbar.«
»Willkommen im Agora, Miss. Wir hoffen, dass Sie ihren Aufenthalt hier genießen.« Er verbeugte sich, bevor er sich umwandte und die Luftschleuse betrat. Ich war überzeugt, dass die Kosten für den Morgenmantel und die Pantoffeln am Ende auf der Gesamtrechnung erscheinen und so hoch ausfallen würden, dass es mich würgen würde. Nur gut, dass keiner von uns die Preise für dieses Hotel erfahren würde.
Nachdem der Diener die Schleuse verlassen hatte, gingen George und ich hinein. Als wir die erste Glasschicht hinter uns gebracht hatten, fiel ein wenig von ihrer Anspannung von ihr ab, als reichte bereits diese dünne Wand, um den Abstand zu ihrer Gefangenschaft zu vergrößern. Da ich ihre Hände wegen des vornehmen Frotteestoffs nicht zu fassen bekam, drückte ich ihr stattdessen die Schultern.
Das Lächeln, das sie mir daraufhin zeigte, war weit weniger professionell. »Damit könntest du ewig weitermachen«, sagte sie leise.
»Das habe ich vor«, sagte ich. Dann glitt die Tür vor uns auf, und wir verließen die Luftschleuse, damit Becks und Mahir sie beim nächsten Durchgang passieren konnten.
George musterte das Foyer des Agora mit kühler, distanzierter Neugier, als würde sie den Raum nach akustischen und sicherheitstechnischen Kriterien – und nach Fluchtwegen absuchen – Das sind für einen Journalisten immer die wichtigsten Dinge. Jede ihrer Bewegungen überzeugte mich ein bisschen mehr davon, dass sie wirklich die war, die sie zu sein behauptete. Ich wusste, dass ich ihr glauben wollte und deshalb in einem gewissen Nachteil war, aber … wenn abgesehen von äußeren Details irgendetwas nicht gestimmt hätte, dann hätte ich es als Erster bemerkt. Bis jetzt machte sie alles richtig. Was bedeutete, dass sie entweder tatsächlich sie selbst war oder unglaublich gut schwindeln konnte.
Bitte sei echt , flehte ich.
Nur eine von uns kann die echte Georgia sein , meldete sich die leise Stimme in meinem Inneren.
Ich verkrampfte mich. Sie hatte so lange geschwiegen, dass ich fast geglaubt hatte, dass eine Veränderung stattgefunden hatte. George stirbt, sie nistet sich in meinem Kopf ein. George erwacht wieder zum Leben, und sie zieht wieder aus. So einfach. Logisch.
Unmöglich. Man erholt sich nicht einfach vom Wahnsinn, nur weil die Sache, die ihn verursacht hat, auf magische Weise rückgängig gemacht wurde. Wenn der menschliche Geist so funktionieren würde, wären wir eine gesündere Spezies.
»Shaun?« George sah zu mir auf und runzelte die Stirn. »Alles klar?«
Einen schrecklichen Moment lang wusste ich nicht, welcher von beiden ich eine Antwort geben sollte. Dann trat Maggie aus dem Aufzug und machte große Augen. Sie hatte ihre normalen Kleider an, einen schweren gestrickten Pulli über einem Patchworkrock, und ihr Haar war mehr oder weniger gebändigt und zu Zöpfen geflochten. Sie ging auf uns zu, ohne den Blick von Georges Gesicht zu wenden.
»Shaun?«, sagte sie, als sie nahe genug
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