Blackout - Kein Entrinnen
anbringen und alles, aber dann haben wir uns ein bisschen verirrt.«
»Das ist ein Labyrinth aus lauter gleich aussehenden kleinen Korridoren und Abzweigungen«, warf Mahir ein und lachte aus keinem ersichtlichen Grund.
»Äh, ja. Auf jeden Fall haben wir uns aufgeteilt. Becks und Mahir gingen in die eine Richtung, ich in die andere. Und dann kommt da eine Frau um die Ecke und rennt mich über den Haufen. Und sie ist, nun ja …« Mit der freien Hand deutete ich auf George. »Ehrlich gesagt habe ich nicht geglaubt, dass sie tatsächlich da war, aber dann haben die anderen auch alle gesagt, dass sie sie sehen.«
»Das ist verständlich«, sagte Maggie nicht unfreundlich.
»Ja. Dann sagt sie, dass wir schleunigst abhauen müssen, weil das Gebäude gleich in die Luft fliegt. Wir rennen hinaus, das Gebäude fliegt in die Luft, und dann fängt Becks an zu drohen, dass sie ihr die Birne wegpusten würde. Wir handeln eine Art Waffenstillstand aus, und jetzt sitzen wir hier bei dir und trinken Kaffee.« Ich probierte einen Schluck und stöhnte. »Verdammt guten Kaffee. Wie hast du das angestellt, Maggie, hast du den Kaffeegöttern einen Hotelpagen geopfert?«
»Diesmal nicht«, sagte sie und trank einen Schluck Tee, bevor sie sich erstaunlich energisch zu George umwandte. »Und wie lautet deine Version der Geschichte?«
George holte Luft. »Willst du die kurze oder die lange Version?«
»Lass uns die mittellange nehmen. Mahir würde sich mit der kurzen niemals zufriedengeben, und Becks fängt höchstwahrscheinlich an, Leute abzuknallen, wenn du die lange wählst.«
»Stimmt genau«, sagte Becks. »Um ehrlich zu sein, bin schwer in Versuchung, jetzt gleich mit dem Abknallen anzufangen.«
»Du hast mir auch gefehlt, Becks«, sagte George. Um sich Mut zu machen, trank sie noch einmal einen Schluck Cola und sagte: »Ungefähr vor einem Monat – vielleicht auch ein bisschen eher – bin ich in einer Untersuchungszelle der Seuchenschutzbehörde aufgewacht. Ich weiß es nicht genau, weil sie mir keinen Kalender gegeben haben. Ein Typ namens Dr. Thomas erklärte mir, ich sei eine Zeit lang krank gewesen und würde mich auf dem Weg der Besserung befinden. Aber mit meinen Augen stimmte etwas nicht, mein Muskeltonus war anders, und das Tattoo auf der Innenseite meines Handgelenks war verschwunden. Also fragte ich ihn, ob ich ein Klon sei, und das hat er bejaht.«
Becks schnaubte.
Man musste es George hoch anrechnen, dass sie nicht darauf einging, sondern fortfuhr: »Einer der Pfleger, Gregory Lake, war in Wirklichkeit ein Arzt des EIS, der den Seuchenschutz infiltrieren sollte. Er gehört zu den Leuten, die mir bei der Flucht geholfen haben. Er erklärte mir, dass man mich durch eine Kombination aus elektrischer Synapsenerfassung und implantiertem Wissen geschaffen hatte. Angeblich stimme ich zu siebenundneunzig Prozent mit der ursprünglichen Georgia Mason überein.« Sie sah mich an. »Ich bin nicht sie, und doch bin ich es.«
»Dann bist du also nicht wirklich Georgia, und wir können dich jetzt erschießen, richtig?«, fragte Becks.
Mahir schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Nein.«
»Was?« Becks warf ihm einen gekränkten Blick zu. »Warum nicht?«
»Ich habe einige der Studien zur Gedächtnisgewinnung gelesen. Man hat sie durchgeführt, weil man nach Methoden forschte, um Leuten mit Hirnverletzungen zu helfen.« Die Falte auf seiner Stirn vertiefte sich. »Wir sind nichts als elektrische Impulse in einem Haufen Fleisch. Wenn du diese Impulse messen und festhalten kannst, bist du in der Lage, die Erinnerungen eines Menschen zu übertragen.«
Aber ich war tot , sagte George. Wie konnten sie meine Gedanken aufzeichnen, wenn ich bereits tot war?
Ob es mir passte oder nicht, es war eine gute Frage. »George war tot«, sagte ich. »Wie soll das funktionieren?«
»Kellis-Amberlee erhält die elektrischen Ströme nach dem Tod nicht nur im Leib, sondern auch im Gehirn«, sagte Maggie. Wir wandten uns alle zu ihr um, sogar George. Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin das Kind von Pharmakonzerneignern, habt ihr das schon vergessen? Kellis-Amberlee hat uns wirklich geholfen, das menschliche Gehirn zu verstehen, weil es dazu führt, dass das Hirn sich nicht abschaltet. Es springt immer wieder an und versucht zu denken. Lediglich das Virus selbst stellt sich den elektrischen Impulsen in den Weg. Es verschlüsselt sie. Deswegen versteht der Körper nicht mehr, was das Hirn will, und so übernimmt das Virus das
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